Schutz Asiatischer Elefanten – China
Die Populationen des Asiatischen Elefanten erhalten, durch Förderung der friedlichen KoexistenzUm das Aussterben Tausender Tierarten zu verhindern, sind auch wirtschaftliche Reformen zum Erhalt von Lebensräumen und zum Kampf gegen den Klimawandel sind dringend erforderlich.
Die Botschaft, dass wirtschaftliche Veränderungen der Schlüssel zur Rettung von Tieren sind, dominierte die Diskussionen auf der großen UN-Biodiversitätskonferenz in Montreal, die Ende 2022 von den Regierungen Kanadas und Chinas ausgerichtet wurde.
„Wir haben der Natur stark zugesetzt, und es ist höchste Zeit, den Druck zu verringern“, sagte Inger Andersen, Direktorin des UN-Umweltprogramms, zum Abschluss der Konferenz.
In der südchinesischen Provinz Yunnan orientiert sich der IFAW seit mehr als zwanzig Jahren genau an dieser Botschaft, um eine der letzten Populationen des Asiatischen Elefanten zu retten.
Damit will der IFAW zeigen, dass der Asiatische Elefant mit der richtigen Mischung aus wirtschaftlichen und ökologischen Innovationen erhalten werden kann.
Der Asiatische Elefant ist stark gefährdet
Einst war der Asiatische Elefant im tropischen und subtropischen Asien weit verbreitet. Heute verteilen sich die noch in freier Wildbahn lebenden Asiatischen Elefanten auf fragmentierte und gefährdete Lebensräume in 13 Länder, in denen die Urbanisierung, der Ausbau der Infrastruktur und die Ausweitung der kommerziellen Landwirtschaft den Verlust ihrer Lebensräume weiter vorantreiben. Schätzungen zufolge wurden die Populationen durch den Einfluss des Menschen nahezu halbiert und umfassen heute nur noch etwa 50.000 Tiere.
Da der Lebensraum der Elefanten immer weiter schrumpft, kommen sie häufiger in die Nähe von Siedlungen und landwirtschaftlichen Anbauflächen, was sowohl für die Menschen als auch für die Elefanten eine Gefahr darstellt.
Auch als Folge der Mensch-Wildtier-Konflikte, der Wilderei und der Lebensraumzerstörung ist der Asiatische Elefant auf der Roten Liste der IUCN als stark gefährdet eingestuft. Seit 1988 gilt die Art in Chinas Wildtier-Schutzgesetz (Wildlife Protection Law) als geschütztes Tier mit dem strengsten Schutzstatus.
In China gibt es Asiatische Elefanten derzeit nur in der Provinz Yunnan, die an Myanmar, Laos und Vietnam grenzt. Diese Population von nur etwa 300 Elefanten ist von kultureller Bedeutung für das dortige Volk der Dai.
Eine langfristige mehrstufige Strategie
Die erste Phase des IFAW-Projekts zum Schutz des Asiatischen Elefanten, die im Jahr 2000 begann, hat die Konflikte zwischen Elefanten und Menschen deutlich reduziert.
Ein Netzwerk auf Ranger-Teams deckt heute 134 Dörfer ab, und 8.245 Mitglieder der lokalen Bevölkerung wurden darin geschult, wie Konflikte mit Elefanten vermieden werden können.
Eine zweite Phase, die kurz nach Projektbeginn begann, hat neue nachhaltige Erwerbsquellen in der Region gefördert, wie z. B. die Bienenzucht. Das schafft alternative Einkommensmöglichkeiten und begünstigt einen sozialen Wandel, der auf den Schutz des Lebensraums der Elefanten im Regenwald abgestimmt ist.
Jetzt startet der IFAW die dritte Phase des Projekts, die nachhaltige wirtschaftliche und soziale Veränderungen bewirken und diese mit Chinas ehrgeiziger Strategie zur Abmilderung des Klimawandels verbinden soll.
„Wir haben den Gemeinden in Yunnan sehr erfolgreich dabei geholfen, friedlich mit den Elefanten zu koexistieren, und gleichzeitig nachhaltige neue Erwerbsquellen gefördert, die den Lebensraum der Elefanten im Regenwald erhalten“, sagt YK Ma aus Peking, Programmleiterin bei IFAW China.
„Jetzt wollen wir dafür sorgen, dass diese Gemeinden durch wirtschaftliche Innovationen zur Erhaltung der Elefanten beitragen und China zudem dabei helfen, klimaneutral zu werden.“
Wirtschaftlicher und sozialer Wandel zur Sicherung der Koexistenz von Mensch und Elefant
Von 2000 bis 2005 hat der IFAW Mikrokredite an lokale Gemeinschaften und insbesondere an Frauengruppen vergeben, um sie bei der Umstellung auf alternative Anbauprodukte zu unterstützen, die wirtschaftlich gewinnbringend, für Elefanten aber uninteressant sind. Das Programm bezog über 210 Haushalte in sieben Dörfern ein und bewirkte eine Einkommenssteigerung von durchschnittlich 35 Prozent. Die Rückzahlungsquote lag bei 100 Prozent.
Heute zielt das IFAW-Programm für Asiatische Elefanten in Yunnan vor allem darauf ab, die Menschen vor Ort bei der Diversifizierung der regionalen Wirtschaft zu unterstützen, da die bisherige Konzentration auf Kautschukanbau den Regenwald und damit den Lebensraum der Elefanten zerstört.
Die traditionelle Kautschukwirtschaft schadet der Bodenqualität, der Wassererhaltung und dem Regenwald, sagt Frau YK und betont: „Sobald Regenwaldflächen für Kautschukplantagen gerodet wurden, sind sie für immer verloren.“
In den letzten Jahren hat das Programm mit großem Erfolg die Imkerei und die nachhaltige Honigproduktion sowie den Anbau von tropischen Früchten und Macadamianüssen als Alternativen zum Kautschukanbau gefördert und dabei eine hohe Frauenquote realisiert.
„Die traditionelle Kautschukwirtschaft basiert darauf, dass die Männer die Ernte einbringen und die Frauen sich um Kinder und Haushalt kümmern“, sagt Frau YK. „Unser Bienenzuchtprojekt unterstützt gezielt Frauen bei der Erschließung einer wichtigen Einkommensquelle. Das fördert den Respekt gegenüber Frauen und die Gleichberechtigung.“
Ausrichtung an Strategien zum Kampf gegen die Klimakrise
Um sicherzustellen, dass das IFAW-Projekt zum Schutz der Asiatischen Elefanten Chinas Bemühungen zur Senkung der Kohlenstoffemissionen ergänzt, hat der IFAW gemeinsam mit Partnern vor Ort ein innovatives Gemeinschaftsmodell zur Kohlenstoffbindung entwickelt, das den Schutz der Asiatischen Elefanten mit der Einlagerung von Kohlenstoff in Bäumen und im Boden verbindet. Die Kohlenstoffbindung entfernt langfristig Kohlendioxid aus der Atmosphäre und ist damit eine effektive Maßnahme im Kampf gegen den Klimawandel.
Erstmals umgesetzt wurde das Projekt in Daotangqing, einer Gemeinde mit 34 Haushalten am Rand des Xishuangbanna Naturreservats, einem der wichtigsten Lebensräume für Asiatische Elefanten.
Im Rahmen des Projekts wurde ein nachhaltiger Plan für die Gemeinde entwickelt, um das Einkommen zu steigern und gleichzeitig den Lebensraum der Elefanten zu schützen. Der Plan basierte auf einer speziellen Methode zur Berechnung und Zertifizierung der Kohlenstoffbindung auf Dorfebene, die erreicht wurde durch die Nutzung von Sonnenenergie und der Umstellung auf alternative Anbaupflanzen, die viel Kohlenstoff binden, wie Mango und Macadamia. Diese Pflanzen können auch in der Umgebung des Dorfes angebaut werden und erfordern keine Rodung von weiteren Waldflächen.
Im August 2021 schlossen sich der IFAW, Swire Coca-Cola und die Xishuangbanna Tropic Rainforest Conservation Foundation (XTRCF) zusammen, um das Daotangqing-Projekt auf weitere Gemeinden auszuweiten.
„Durch die Erforschung und Umsetzung innovativer Ansätze auf Dorfebene wollen wir die Artenvielfalt erhalten und China darin unterstützen, die angestrebte Klimaneutralität zu erreichen“, sagt Frau YK.
Für sie geht es bei der Rettung von Chinas letzter Population Asiatischer Elefanten darum, den lokalen Gemeinschaften zu helfen, neue Konzepte zu entwickeln sowie wirtschaftliche und soziale Veränderungen vorzunehmen, die weit in die Zukunft hinein nachhaltig sind – eine Zukunft, in der auch die Kohlenstoffemissionen drastisch reduziert werden.
„Wer den Elefanten retten will, muss sich auch um die Menschen kümmern“, sagt sie. „Denn sie sind es, die die Opfer bringen.“
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