Giraffen sind nach der Roten Liste der IUCN als gefährdet eingestuft. Laut IUCN ist die Zahl der höchsten Landsäugetiere der Welt innerhalb von 30 Jahren (zwischen 1985 und 2015) dramatisch zurückgegangen – um bis zu 40%. Es wird oft als „leises Aussterben“ (engl.: silent extinction) bezeichnet, da die Bestände zwar konsequent, aber langsam und somit für viele unbemerkt zurückgehen.
Doch zum Glück haben engagierte Menschen aus dem Natur- und Artenschutz genauer hingesehen. Zu den Faktoren, die die Lebensweise der Giraffen stören, gehören der Verlust ihres Lebensraums, Wilderei, Dürre, Mensch-Wildtier-Konflikte und zivile Unruhen. Giraffen wurden erst 2019 durch die Aufnahme in Anhang II des Artenschutzübereinkommens CITES (wofür sich u.a. der IFAW sowie viele weitere im Naturschutz engagierte Menschen einsetzten) bzgl. des internationalen Handels mit ihnen stärker geschützt. Daher ist es noch schwierig, genaue Zahlen über den illegalen Handel mit Giraffenprodukten zu erhalten.
Die Art der Giraffen gilt laut IUCN als gefährdet. Mehrere ihrer Unterarten sind sogar als vom Aussterben bedroht eingestuft. Von den acht von der IUCN bewerteten Unterarten sind zwei – die Netzgiraffe und die Massai-Giraffe – auf der Roten Liste als stark gefährdet eingestuft. Zwei weitere, die Kordofan-Giraffe und die Nubische Giraffe, sind als vom Aussterben bedroht eingestuft. Die Kordofan-Giraffe hat seit den 1980er Jahren 90% ihrer Population verloren, die Nubische Giraffe sogar 98%.
Hier der aktuelle Status der acht von der IUCN bewerteten Giraffenunterarten auf der Roten Liste:
- Angola-Giraffe (Giraffa camelopardalis angolensis): nicht gefährdet
- Kordofan-Giraffe (Giraffa camelopardalis antiquorum): vom Aussterben bedroht
- Nubische Giraffe (Giraffa camelopardalis camelopardalis): vom Aussterben bedroht
- Netzgiraffe (Giraffa camelopardalis reticulata): stark gefährdet
- Rothschildgiraffe (Giraffa camelopardalis rothschildi): potenziell gefährdet
- Thornicroft-Giraffe (Giraffa camelopardalis thornicrofti): gefährdet
- Westafrikanische Giraffe (Giraffa camelopardalis peralta): gefährdet
- Massai-Giraffe (Giraffa camelopardalis tippelskirchi): stark gefährdet
Wie viele Giraffen gibt es noch?
Die Populationen einiger Unterarten sind vom Aussterben bedroht. Nachfolgend finden Sie die Populationszahlen der verschiedenen Giraffenarten. Die Zahlen basieren auf jüngsten Schätzungen:
- 35.000 Massai-Giraffen
- 11.048 Netzgiraffen
- 10.173 Angolan-Giraffen
- 1.400 Kordofan-Giraffen
- 1.399 Rothschild-Giraffen
- 455 Nubische Giraffen
- 425 Westafrikanische Giraffen
- 420 Thornicroft-Giraffen
Diese Liste enthält alle Unterarten, die derzeit von der IUCN bewertet werden, während gängige Unterteilungen oft neun Unterarten aufzählen.
Ist der Handel mit Giraffen noch legal?
Im Rahmen des Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) muss jeder, der international mit Giraffen oder deren Körperteilen handeln will, nachweisen, dass der Handel legal und nachhaltig ist. Die Giraffen wurden in Anhang II aufgenommen, was bedeutet, dass die Art zwar als bedroht gilt, aber nicht unbedingt vom Aussterben bedroht ist – obwohl dies der Fall sein könnte, wenn der Handel nicht streng geregelt wird.
Für Natur- und Artenschutz ist dieser Schutz ein großer Erfolg, denn bisher war es unmöglich festzustellen, inwieweit der Rückgang der Giraffenpopulationen auf den Handel zurückzuführen ist.
Die USA sind das einzige Land, das Handelsdaten über Giraffen sammelt. Dank dieser Daten wissen wir, dass in nur einem Jahrzehnt – von 2006 bis 2015 – fast 40.000 aus Giraffen hergestellte Produkte gehandelt wurden.
Warum hat es die Wilderei auf Giraffen abgesehen?
Ähnlich wie bei Elefanten, die aufgrund ihrer Elfenbeinstoßzähne gejagt werden, fallen Giraffen der Wilderei aufgrund ihrer Knochen zum Opfer. Das Ausmaß des internationalen Handels mit Schnitzereien und Trophäen aus Giraffenknochen ist erheblich.
Mindestens 3.751 Giraffen wurden für den Handel mit den fast 40.000 von den USA importierten Produkten getötet. Darunter befanden sich 21.402 Knochenschnitzereien, 3.008 Hautstücke und 3.744 Jagdtrophäen.
Im Jahr 2019 wurden Giraffen im Rahmen von CITES endlich vor dem Handel geschützt. „Die Aufnahme in Anhang II [im CITES] ist ein wichtiger Schritt, um den Handel mit Giraffen zu regulieren, illegalen und nicht nachhaltigen Handel zu verhindern und dazu beizutragen, diese ikonische Art für künftige Generationen zu schützen“, erklärte Matt Collis, stellvertretender Vizepräsident des IFAW für Arten- und Naturschutz, nach dem Sieg der Giraffen auf der 18. Vertragsstaatenkonferenz (CoP) des CITES.
Andere Bedrohungen für Giraffen
Ein weiteres Hindernis für das Wachstum der Giraffenpopulation ist die Tatsache, dass sich Giraffen nur langsam vermehren. Normalerweise sind Giraffenmütter rund 15 Monate lang trächtig und bringen jeweils nur ein Kalb zur Welt. Während ein durchschnittliches Giraffenweibchen im Laufe ihres Lebens fünf oder sechs Kälber zur Welt bringt, überlebt wahrscheinlich nur die Hälfte von ihnen bis zum Erwachsenenalter.
Die anhaltende Dürre in der Region am Horn von Afrika – insbesondere in Kenia – bedroht das Leben vieler Giraffen. Von Juni bis November 2022 starben in Kenia über 6.000 Tiere an der Dürre, darunter 93 laut Roter Liste der IUCN stark gefährdete Massai-Giraffen. Diese Dürre ist die schlimmste, die die Region seit vier Jahrzehnten erlebt hat.
Da Wasserstellen und Flüsse austrocknen, wandern die Giraffen auf der Suche nach Wasser in von Menschen besiedelte Gebiete. Dies führt häufig zu Mensch-Wildtier-Konflikten – eine Folge des Mangels an Ressourcen für Mensch und Tier. Zusammenstöße zwischen Giraffen und Menschen, die die Tiere als Bedrohung wahrnehmen, können für beide Seiten tödlich sein.
Zusätzlich zu diesen Bedrohungen leiden Giraffen auch unter einer weit verbreiteten Hautkrankheit, die Läsionen verursacht. Die Fragmentierung ihres Lebensraums führt auch zu einem dezimierten Genpool, der die Tiere anfälliger für Krankheiten machen kann.
Arbeit vor Ort
Der IFAW arbeitet hart daran, die Giraffen zu schützen. Zu den Heldinnen und Helden vor Ort gehören geschulte und gut ausgerüstete Rangerinnen und Ranger, darunter die Rangerinnen und Ranger in Nationalparks, in der Strafverfolgung tätiges Personal und Mitglieder der örtlichen Gemeinden. Diese beteiligten Personen tauschen offen Informationen aus und nutzen Hightech-Datenerfassung, um Verbrechen vor deren Ausführung zu erkennen, und um Wilderei zu verhindern.
In vielen Gebieten ist der Rückgang der Giraffen nur allzu offensichtlich. Einst bevölkerten die höchsten Landsäugetiere der Welt weite Teile der Halbtrockengebiete und Savannenwälder Afrikas, doch inzwischen sind die Giraffen in sieben Ländern ausgestorben. Der Schutz der Giraffen dort, wo sie noch leben, ist ihre einzige Hoffnung auf ein dauerhaftes Überleben.
Wie können Sie zur Rettung der Giraffen beitragen?
Die Art der Giraffen als Ganze ist aktuell von der IUCN als gefährdet eingestuft. Die Lage könnte sich in den kommenden Jahren verschlimmern, wenn die Wilderei und der Verlust ihres Lebensraums anhalten.
In den USA haben wir eine Petition an die Regierung gerichtet, um die Giraffe als gefährdetes Tier in den Endangered Species Act (ESA) aufzunehmen. Die Aufnahme der Giraffen in den ESA würde einen Großteil des Giraffenhandels, der in die USA gelangt, unterbinden. Haben Sie Bekannte oder Verwandte, die in den USA leben, können Sie diese darauf hinweisen, dass es ihnen möglich ist, ihre gewählten Vertreterinnen und Vertreter aufzufordern, diese Entscheidung durch Hinzufügung ihres Namens zu unterstützen.
Es ist auch wichtig, dass Sie keine aus Giraffen hergestellte Produkte kaufen. Die Beendigung des Handels mit Wildtierprodukten beginnt mit der Reduzierung der Nachfrage.
Sie können auch spenden, um unsere Natur- und Artenschutzbemühungen und unsere Ranger-Teams zu unterstützen, die jeden Tag unermüdlich vor Ort arbeiten, um Giraffen und andere gefährdete Tiere zu schützen.
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