Jason Bell
Exekutiver Vizepräsident - Strategie, Programme & Einsätze
Wenn ein Tier in Not gerät, würden Sie dann nicht alles versuchen, um es retten?
Konnektivität – der Weg in die Zukunft für Afrikas Elefanten
Mehr als 400.000 Elefanten leben und bewegen sich in den zunehmend fragmentierten Savannenlandschaften Afrikas, die sich über die Hälfte des Kontinents ausbreiten. Nur 10% dieses riesigen Gebietes sind geschützt. In den Savannenregionen leben auch eine halbe Milliarde Menschen, was häufig zu Konflikten zwischen Menschen und Wildtieren, insbesondere Elefanten, führt.
Können Elefanten und Menschen also friedlich koexistieren? Und können Schutzmaßnahmen diese Bedrohungen abmildern? Dank der mehr als 20-jährigen Forschungsarbeit eines vom IFAW finanzierten Teams aus der Wissenschaft können diese beiden grundlegenden Fragen mit einem "Ja" beantwortet werden.
Ihre Arbeit zeigt, dass Schutzmaßnahmen den Rückgang der Population der Afrikanischen Elefanten im südlichen Afrika, wo mehr als 70% dieser großen grauen Lebewesen leben, erfolgreich gestoppt haben. Heute gibt es dort genauso viele Elefanten wie vor 25 Jahren – ein seltener Erfolg für den Artenschutz in einer Zeit, in der die Artenvielfalt auf der Erde rapide abnimmt. Doch das Muster ist nicht einheitlich. In einigen Gebieten, u.a. dem südlichen Tansania, dem östlichen Sambia und dem nördlichen Simbabwe, ist die Zahl der Elefanten aufgrund der Elfenbein-Wilderei stark zurückgegangen, während die Populationen in anderen Regionen, u.a. dem nördlichen Botswana, stabil sind.
„Unsere kürzlich veröffentlichte Studie ist die umfassendste Analyse der Wachstumsraten von Großsäugetierpopulationen weltweit“, sagte Mitautor Rob Guldemond, Direktor der Conservation Ecological Research Unit (CERU) an der Universität von Pretoria in Südafrika.
Die bestehenden Nationalparks und Wildschutzgebiete Afrikas und ihre Lage spielen eine wichtige Rolle bei der Frage, ob die Elefantenpopulationen im südlichen Afrika wachsen oder abnehmen. Die in mehr als zwei Jahrzehnten gesammelten Erkenntnisse zeigen, dass die langfristige Lösung für das Überleben der Elefanten nicht nur streng geschützte Gebiete in geeigneten Lebensräumen erfordert, sondern dass diese auch miteinander verbunden sein müssen, damit sich die Elefantenpopulationen auf natürliche Weise bewegen und stabilisieren können.
Dies kann nicht genug betont werden, da in den Kernschutzgebieten nur 48% der Elefanten der Region leben. Die meisten von ihnen bewegen sich durch angrenzende Gebiete, in denen in den meisten Teilen Afrikas Lebensraumzerstörung, Mensch-Wildtier-Konflikte und zum Teil auch schwere, chronische Wilderei für Elfenbein viele Elefantenpopulationen ernsthaft bedrohen.
Obwohl Wilderei und andere illegale Aktivitäten eher durch sozioökonomische als durch ökologische Bedingungen bedingt sind, können diese Faktoren die Wachstumsmuster der Elefanten beeinflussen. Kafue, Niassa, Luangwa und Sambesi im nördlichen Teil des südlichen Afrikas sind z.B. stark von der Elfenbein-Wilderei betroffen. Diese illegalen Aktivitäten haben bereits zu einem starken Rückgang der Elefantenbestände geführt, und es ist unwahrscheinlich, dass sie in absehbarer Zeit nachlassen werden.
In zwei Drittel der untersuchten Schutzgebiete, in denen 60% der Afrikanischen Elefanten leben, haben in der Wissenschaft tätige Menschen festgestellt, dass die Elefantenpopulationen stabil sind oder zunehmen.
Bedenkt man, dass Afrikanische Elefanten laut Roter Liste der IUCN als stark gefährdet eingestuft sind, zeigen die Elefanten im südlichen Afrika ein geringes, aber bemerkenswert stabiles Wachstumsmuster – ungeachtet der Bedrohungen, denen die Populationen ausgesetzt sind, und der Tatsache, dass fast die Hälfte dieser Elefanten in Pufferzonen rund um Schutzgebiete mit Menschen zusammenlebt.
Ohne Pufferzonen können Elefantenpopulationen in isolierten, streng geschützten Gebieten zwar wachsen, doch ein solcher „Festungsnaturschutz“ (engl.: fortress conservation) hat auch seine Schattenseiten. „Unkontrolliertes Wachstum ist nicht unbedingt eine gute Sache“, sagt Stuart Pimm, Mitautor der Studie und Doris Duke Professor of Conservation an der Duke University in North Carolina.
„Schnell wachsende Populationen können aus ihrer lokalen Umgebung herauswachsen, diese schädigen und sich als schwer kontrollierbar erweisen – eine Bedrohung für ihre langfristige Stabilität“, sagt Pimm. Außerdem erfordern solche problematischen Entwicklungen unerwünschte Managementmaßnahmen, wie z. B. eine Bestandsregulierung durch Empfängnisverhütung oder gar Abschuss, während die Schäden an den Lebensräumen schwerwiegend und lang anhaltend sein können.
Pufferzonen neben den Kernschutzgebieten ermöglichen Aktivitäten wie z.B. nachhaltige Land- und Forstwirtschaft. Deren Erhaltungswert ist jedoch noch größer, wenn diese Gebiete mit anderen Puffer- und Kerngebieten verbunden sind und die Wildtier-Herden sich natürlich bewegen können.
So können Elefanten z.B. schnell in ein nahegelegenes Puffer- oder Kerngebiet umziehen, sobald sie sich bedroht fühlen. Ist die gefühlte Gefahr vorüber, können sie ebenso schnell wieder zurückwandern. Elefanten können dann auch in weniger belastete Gebiete ausweichen, wenn das Bevölkerungswachstum in einem Gebiet Druck auf die Ressourcen ausübt. Diese Fähigkeit, sich frei von einem Gebiet in ein anderes zu bewegen, ist angesichts der saisonalen Schwankungen bei der Verfügbarkeit von Nahrung und Wasser ebenfalls von entscheidender Bedeutung. Durch die Vernetzung können Elefantenpopulationen, die ansonsten isoliert wären, auf einer bestimmten Ebene interagieren und eine sogenannte Metapopulation bilden. Die Bewegungsfreiheit der Elefanten sorgt für Stabilität in den Kernschutzgebieten und für Variabilität in den Pufferzonen, wodurch kostspielige, veraltete menschliche Interventionsstrategien weitgehend überflüssig werden.
„Entscheidend ist, dass man eine Mischung aus Gebieten mit stabileren Kernpopulationen und variableren Pufferzonen braucht“, sagt der Hauptautor Ryan Huang, der in Duke promoviert hat und jetzt als Postdoktorand an der CERU forscht.
„Diese Puffergebiete fangen einwandernde Tiere auf, wenn die Kernpopulationen zu groß werden, bieten aber auch Fluchtwege, wenn die Elefanten mit schlechten Umweltbedingungen oder anderen Bedrohungen wie z.B. der Wilderei konfrontiert sind“, so Huang.
Durch die Verbindung von Schutzgebieten kann sich ein natürliches Gleichgewicht einstellen – ohne dass der Mensch eingreift, so dass die begrenzten Ressourcen des Natur- und Artenschutzes nicht für die Erhaltung des Gleichgewichts eingesetzt werden müssen. Die Beweise dafür sind sowohl umfassend als auch überzeugend.
„Die Forderung nach der Verbindung von Lebensräumen ist nicht neu. Viele haben dies bereits getan“, sagte Huang. „Doch überraschenderweise gab es bisher nicht viele veröffentlichte Beweise für die Wirksamkeit dieser Maßnahmen. Diese Studie hilft zu quantifizieren, warum dies funktioniert.“
Seit mehr als 20 Jahren arbeitet der IFAW mit der CERU der Universität Pretoria zusammen, um die Elefantenpopulationen in Afrika besser zu verstehen. Diese Zusammenarbeit spiegelt sich in der IFAW-Initiative "Room to Roam" wider - einem visionären Ansatz zum Schutz der Elefanten und anderen Wildtieren, der auf soliden, wissenschaftlich fundierten Prinzipien beruht, die glaubwürdig sind und Ergebnisse liefern. Ziel ist es, stabile und beständige Populationen von Elefanten und anderen Wildtieren bis weit in die Zukunft hinein zu sichern – mit wenig bis gar keinen menschlichen Eingriffen.
Durch die Verbindung von wichtigen Kerngebieten für Elefanten und die Sicherung dieser Lebensräume werden sichere Wege für Elefanten und andere Wildtiere geschaffen, um ihnen zu ermöglichen, sich innerhalb ihrer Lebensräume im östlichen und südlichen Afrika frei bewegen zu können. Ein solcher Ansatz zur Erhaltung der Vernetzung wird zu einer größeren Artenvielfalt führen, die Resilienz der Landschaft gegenüber der Klimakrise verbessern und eine Zukunft schaffen, in der Tiere und menschliche Gemeinschaften besser koexistieren können.
Jason Bell
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