8 naturbasierte Lösungen zur Bewältigung der Klimakrise
8 naturbasierte Lösungen zur Bewältigung der Klimakrise
17 Januar 2024
Die Klimakrise bedroht die Natur und Biodiversität. Sie führt dazu, dass Katastrophen wie Dürren und Überschwemmungen immer häufiger auftreten und von den Lebensräumen und der Biodiversität einen verheerenden Tribut fordern. Doch die Natur selbst ist von entscheidender Bedeutung, wenn es darum geht, die Klimakrise zu bekämpfen und abzumildern. Da die globalen Temperaturen bis 2040 voraussichtlich um 1,5 °C steigen werden und eine Million Arten vom Aussterben bedroht sind, wird es dringend notwendig naturbasierte Lösungen, für das Klima – Maßnahmen zum Schutz, zur Erhaltung, zur Wiederherstellung, zur nachhaltigen Nutzung und zum Management natürlicher oder veränderter Ökosysteme – in die Praxis umzusetzen, um die Gesundheit unseres Planeten zu erhalten. Solche naturverträglichen Lösungen stehen im Mittelpunkt der IFAW-Strategie zur Bewältigung der Klimakrise. Hier sind acht naturbasierte Lösungen, die wir verfolgen, um den Planeten sowie die Tiere und Menschen, die ihn bewohnen, zu schützen.
1. Artenschutz
Die Klimakrise ist eng mit einem Verlust der biologischen Vielfalt verbunden. Der Schutz und die Wiederherstellung artenreicher Ökosysteme und der in ihnen lebenden Wildtiere – u.a. Elefanten und Nashörner – ermöglichen, dass diese Tiere überleben und weiterhin wichtige Ökosystemleistungen erbringen können. Ein Beispiel dafür ist die Art und Weise, wie Elefanten durch ihre Ernährung und Verdauung Samen sammeln und weitläufig verteilen, wodurch die Pflanzenwelt und zahlreiche andere Tierarten profitieren können.
Die Erhaltung der Biodiversität trägt auch dazu bei, natürliche Ressourcen wie sauberes Wasser und fruchtbaren Boden zu erhalten, was eine nachhaltige Koexistenz von Mensch und Natur ermöglicht.
2. Schutz der Meere
Das marine Leben – u.a. Wale, Haie, Phytoplankton und Korallen – spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung der Klimakrise. Wale füttern das Phytoplankton mit ihren Fäkalien, und diese winzigen Organismen binden zusammen rund 37 Milliarden Tonnen Kohlendioxid pro Jahr – etwa 40 % des gesamten produzierten Kohlendioxids.
In ähnlicher Weise vertreiben Haie Meeresschildkröten von Unterwasser-Seegraswiesen und verhindern so deren Überweidung. Aufgrund der Tatsache, dass Seegraswiesen ein wichtiger Speicher für „blue carbon“ (deut.: blauen Kohlenstoff) sind, schützen Haie so die blauen Kohlenstoffspeicher. Haie und Wale speichern ebenfalls Tonnen von Kohlenstoff in ihren Körpern.
Korallenriffe beherbergen nicht nur die größte Artenvielfalt aller Ökosysteme – z.B. mehr als ein Viertel aller Fischarten –, sondern bieten auch eine Vielzahl von Ökosystemdienstleistungen wie Nahrung, Schutz vor Überschwemmungen und Möglichkeiten für den Ökotourismus.
3. Schutz von Ökosystemen
Der Schutz und die Erhaltung von Ökosystemen bedeutet die Bewahrung von Landschaften, um deren ökologische Eigenschaften zu erhalten. Dadurch wird verhindert, dass entsprechende Gebiete für die Landwirtschaft, den Straßenbau, den Wohnungsbau oder die industrielle Entwicklung genutzt werden. Stattdessen tragen die geschützten Ökosysteme dazu bei, die natürlichen Ressourcen für die dort lebenden Wildtiere zu erhalten. Dies ist für die Erhaltung der biologischen Vielfalt von entscheidender Bedeutung, da diese Tiere nicht nur Nahrung und Wasser benötigen, sondern auch „Room to Roam“. Das Reservieren von Land zum Schutz von Ökosystemen ermöglicht auch eine widerstandsfähige Flora, was für die Bekämpfung der globalen Erwärmung wichtig ist, da alle Pflanzen über die Photosynthese Kohlenstoff aufnehmen und speichern.
4. Blue-Carbon-Projekte
Die Menge des im Ozean gespeicherten Kohlenstoffs, des sogenannten blauen Kohlenstoffs, ist rund 50-mal größer als die Menge in unserer Atmosphäre. Blauer Kohlenstoff ist für die Eindämmung der Klimakrise von entscheidender Bedeutung: Er verhindert die Anreicherung von weiterem Kohlenstoff in der Atmosphäre.
Tiere und Pflanzen haben das Potenzial, genügend Kohlendioxid aufzunehmen und zu speichern, um die globale Erwärmung unter 1,5 °C zu halten. Ein Großteil dieser Kohlenstoffspeicherung findet im Meer statt. Wale, die größten Tiere der Erde, können während ihres Lebens pro Exemplar bis zu 33 Tonnen Kohlendioxid speichern, das dann nach dem Tod des Tieres jahrhundertelang auf dem Meeresgrund festgehalten wird, anstatt in die Atmosphäre zu gelangen.
5. Landschaftsmanagement
Beim Landschaftsmanagement geht es um das Management von für Wildtiere wichtige Gebiete, die in größeren, zusammenhängenden Landschaften liegen, darunter auch von Menschen genutztes Gemeindeland. Wichtige Ressourcen wie die Wasserverfügbarkeit werden durch die Klimakrise in Mitleidenschaft gezogen. Durch ein effektives Management – durch das Anpflanzen von Bäumen, das Sammeln von Regenwasser und die Wiederauffüllung von Grundwasserspeichern, Agroforstwirtschaft, ganzheitliches Weidelandmanagement, Permakultur und regenerative Landwirtschaft – schützen wir diese wichtigen Landschaften für die Zukunft.
6. Katastrophenschutz und Wildtierrettung
Katastrophenhilfe und Wildtierrettung legen den Schwerpunkt auf die Rettung einzelner Tiere, um gefährdeten Arten zu helfen und die Artenvielfalt zu bewahren. Viele Arten, wie z. B. Afrikanische Elefanten und Nordatlantische Glattwale, haben so geringe Populationen und ein langsames Fortpflanzungsverhalten, dass die Rettung verwaister oder verletzter Jungtiere entscheidend für das Überleben der Arten und ihre Rolle für die Gesundheit ihres Ökosystems sein kann.
7. Unterstützung von wildtierfreundlichen Lebensgrundlagen
Die Unterstützung wildtierfreundlicher Lebensgrundlagen für Menschen, die in der Nähe von Wildtieren leben, ist ein weiterer wichtiger Weg zum Schutz der biologischen Vielfalt und unabdingbar für naturbasierte Lösungen zur Bewältigung der Klimakrise. Dies kann durch unterschiedlichste Ansätze geschehen, wie z. B. durch die Unterstützung der Whale Watching Industrie in Ländern, die einst vom Walfang abhängig waren, oder durch die Investition in Bildungsprogramme für Frauen in Afrika, damit diese die Möglichkeit erhalten, nachhaltige und naturschonende Berufe zu erlernen; solche wildtierfreundlichen Einkommensmöglichkeiten können Wilderei und die Gefahr von Mensch-Wildtier-Konflikten in diesen Gemeinden verringern.
8. Bekämpfung von Wildtierkriminalität
Durch die Bekämpfung der Wildtierkriminalität, u.a. des illegalen Handels mit Wildtieren bleiben Arten in ihren natürlichen Lebensräumen erhalten, was wiederum zur Erhaltung der Ökosysteme beiträgt. Diese Arbeit umfasst den Schutz der Wildtiere sowohl auf politischer Ebene als auch durch aktive Maßnahmen vor Ort, die zur Wiederherstellung der Artenvielfalt in Gebieten beitragen, die von Wildtierkriminalität betroffen sind.
Der IFAW setzt sich für naturbasierte Lösungen zur Bewältigung der Klimakrise ein
Der IFAW ist sich der dringenden Notwendigkeit bewusst, Klimaschutzmaßnahmen mit einem ganzheitlichen Ansatz zu ergreifen, der die Natur in den Mittelpunkt stellt. Durch klimagerechten Natur- und Artenschutz erkennen wir an, dass die Klimakrise bereits Auswirkungen auf Tiere und ihre Lebensräume hat. Wir und unsere Partner helfen Regierungsbehörden und Verwaltungen kommunaler Naturschutzgebiete, die Risiken der Klimakrise zu verstehen und wirksame Managementpläne für den Natur- und Artenschutz zu entwickeln, die sich kurz- und langfristig an den menschengemachten Klimawandel anpassen können.
So sind z.B. im östlichen und südlichen Afrika die Niederschlagsmuster zunehmend unvorhersehbar, was zu häufigeren und schwereren Dürren und Überschwemmungen führt. Der IFAW begegnet diesen Bedrohungen auf verschiedene Weise. Im Hwange-Nationalpark in Simbabwe sorgen wir dafür, dass Elefanten und andere Tiere in Dürrezeiten Zugang zu Wasser haben. In Kenia arbeiten wir mit kommunalen Naturschutzgruppen rund um den Tsavo-Nationalpark zusammen, um zu verstehen, wie sich die Klimakrise auf ihre Landschaft auswirkt, und um klimagerechte Schutzmaßnahmen ergreifen zu können.
Wir fördern auch das integrierte Landschaftsmanagement, das den klimagerechten Natur- und Artenschutz über die Grenzen eines bestimmten Schutzgebiets hinaus ausdehnt. In vielen Schutzgebieten, in denen wir arbeiten, u.a. Amboseli in Kenia und Hwange in Simbabwe, wandern Elefanten auf der Suche nach Nahrung, Wasser und anderen Ressourcen zwischen den Schutzgebieten umher. Ihr Bewegungsradius könnte sich aufgrund der Auswirkungen der Klimakrise noch vergrößern. Die IFAW-Initiative "Room to Roam" zielt darauf ab, die langfristige Resilienz von Elefantenpopulationen zu erhöhen, indem zentrale Lebensräume der Elefanten und anderer Wildtiere miteinander verbunden und sichere Durchgangswege geschaffen werden.
Katastrophenhilfe und Tierrettung sind Schlüsselbereiche unserer Arbeit, die letztlich dem Klima durch Natur- und Artenschutz helfen können. Wir retten aktiv Tiere, die von Katastrophen betroffen sind, um diesen gefährdeten Populationen zu helfen, unter schwierigen Umständen stabil zu bleiben. Sind in Australien z.B. Koalas von Buschbränden – bedingt durch die Klimakrise – betroffen, reagiert der IFAW mit der Rettung der Tiere. Angesichts der entscheidenden Rolle, die so viele Tiere bei der Aufrechterhaltung der Gesundheit ihrer Ökosysteme und der Abschwächung des menschengemachten Klimawandels spielen, schützt der IFAW durch die Erhöhung der Überlebensraten von Tieren in Not die Artenvielfalt, und unterstützt gleichzeitig die Fähigkeit der Natur, die Klimakrise zu bekämpfen.
Unsere Arbeit zur Bekämpfung von Wildtierkriminalität minimiert die Auswirkungen der Wilderei und sorgt dafür, dass Tiere weiterhin ihre entscheidende Rolle bezüglich des Kohlenstoffkreislaufs und der Abschwächung der Klimakrise spielen können. Diese Arbeit findet sowohl vor Ort als auch auf politischer Ebene statt. Auf der Ebene der globalen Klimapolitik setzen wir uns auch dafür ein, dass mehr Finanzmittel in naturbasierte Lösungen investiert werden.
Naturbasierte Lösungen schützen nicht nur die Tierwelt, sondern machen auch die Menschen und den Planeten resilienter gegenüber der Klimakrise.
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