Leben mit Wölfen in Deutschland
Der Wolf kehrt zurück – und wir müssen wieder lernen, mit ihm zusammenzulebenAm 13.6.2019 startete das rbb Fernsehen sein neues Format gleich mit dem kontroversen und sehr emotionalen Thema Wolf und Biber. Für den IFAW war ich eingeladen an der Diskussion teilzunehmen, als Experte. Zwei Politiker, ein Vertreter der AFD und ein Vertreter der Grünen waren die einzigen Podiumsgäste.
Der Bürgertalk fand in Frankfurt (Oder) in einem Einkaufszentrum statt. Dort traf ich auf viele vertraute Gesichter von Vertretern und Vertreterinnen unterschiedlichster Verbände wie dem Bauernbund, dem Landesjagdverband, Nabu, Schafzuchtverband und dem ökologischen Jagdverband. In zahlreichen Runden im Brandenburgischen Umweltministerium hatten wir uns schon gesehen, miteinander gerungen und einen Kompromiss zum Umgang mit den Wölfen erarbeitet, der für jede Seite auch schmerzhafte Punkte enthält.
Leider hat der RBB und mit ihm die beiden Moderatorinnen Janna Falkenstein und Tatjana Jury die Chance verpasst eine wirklich neue Talkshow zu etablieren, eine die konstruktiv und lösungsorientiert ist, ohne die unterschiedlichen Positionen zu verstecken. Beim Thema Wolf gibt sehr unterschiedliche Meinungen, aber auch schon seit einigen Jahren nun eine lösungsorientierte Diskussion der unterschiedlichsten Verbände, moderiert durch das Umweltministerium. Der durch die Verbände schon erzielte Diskussionsstand wurde in der Sendung völlig ignoriert.
Als geladener Experte hatte ich die Möglichkeit mich zu Wort zu melden. Mein Versuch die Diskussion auf den Herdenschutz zu lenken und darauf zu schauen, was dafür nötig ist, um die Weidetierhalter dabei zu unterstützen, wurde von den Moderatorinnen nicht aufgegriffen. Stattdessen wurde dem wenig hilfreichen und völlig unkonstruktiven Austausch der möglichst gegensätzlichen Positionen sehr viel Raum gegeben, der die Zuschauer reichlich ratlos zurückgelassen hat.
Wirklich neu und innovativ wäre gewesen, gerade bei dem kontroversen Thema Wolf auf die Gemeinsamkeiten zu schauen. Denn die gibt es. Wenn wir mit unseren durchaus unterschiedlichen Meinungen und Positionen zusammenkommen, zuhören und gemeinsam Lösungen erarbeiten, dann öffnet sich ein Weg in die Zukunft. Dann werden Probleme gelöst. So hat etwa eine bundesweite Koalition aus Nutzer-, Tierschutz- und Naturschutzverbänden ein gemeinsames Papier erarbeitet, das konkrete Herdenschutzmaßnahmen vorschlägt und Bedingungen für die Entnahme von Wölfen formuliert.
Leider hat der RBB diese gesellschaftlich relevante Chance verpasst und sich vom üblichen Krawallgehabe verleiten lassen. Hoffentlich haben die Verantwortlichen beim RBB ein Einsehen und wagen beim nächsten Bürgertalk etwas wirklich Neues: sich auf das Verbindende zu konzentrieren statt das Trennende zu betonen.
Der IFAW wird jedenfalls bei seiner Arbeit weiter konstruktiv an Lösungen arbeiten, die Tieren und Menschen zugutekommen. Aus Erfahrung wissen wir: Nur wenn wir uns zuhören, können wir Ideen entwickeln, an Lösungen arbeiten und klug Handeln.
- Andreas Dinkelmeyer
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