Andreas Dinkelmeyer
Der kommerzielle Walfang Islands vor dem Aus: 20 Jahren Arbeit zum Schutz der Wale zeigen Erfolg
Der kommerzielle Walfang Islands vor dem Aus: 20 Jahren Arbeit zum Schutz der Wale zeigen Erfolg
Wie sieht es 2024 aus? IFAWs Patrick Ramage hat sich darüber kürzlich in einem Beitrag des ZDF geäußert. HIER könnt Ihr ihn euch ansehen.
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Im Folgenden der Bericht von IFAWs Andreas Dinkelmeyer über die Entwicklung von IFAWs Kampagnenarbeit in Island.
Ein Bericht vom 15. Februar 2022 von Andreas Dinkelmeyer
„Was hast Du am Wochenende vor?" fragte mich mein Kollege Patrick Ramage über Telefon. Ich freute mich gerade auf einen gemütlichen Abend im Familienkreis.
Ich dachte, ich hätte ein erholsames Wochenende vor mir, aber ehe ich mich versah, saß ich in einem Flugzeug nach Reykjavik, Island. Es war 2003 und der IFAW wollte den sogenannten "wissenschaftlichen Walfang", den Island gerade erst wieder aufgenommen hatte, gleich wieder stoppen. Auf dieser ersten Reise nach Island waren wir überzeugt, dass dieser Walfang in zwei bis drei Jahren dem internationalen Druck nachgeben und eingestellt werden würde.
Wie falsch wir lagen… und wie viel wir seitdem gelernt haben.
Wir merkten schnell, dass die Dinge nicht so einfach waren, wie sie schienen. Wir horchten nach und erhielten Unterstützung aus der isländischen Bevölkerung. Wir stellten fest, dass die meisten Menschen auf Island bei der Frage „Sind Sie für oder gegen den Walfang?“ etwas ganz anderes hörten, nämlich „Sind Sie für oder gegen Island?“. Und natürlich waren sie für ihr Land.
Wir passten unsere Strategie an und stellten uns auf eine längere Kampagne ein. Bei einer meiner nächsten Reisen in dieses fantastische Land fand ich mich in der Aula einer der Schulen in Reykjavik wieder. Viele Kinder von Politikern und Politikerinnen nahmen hier am Unterricht teil. Ich war etwas nervös, aber zum Glück in Begleitung meines Freundes und Kollegen Sigursteinn Masson, der den IFAW viele Jahren in Island vertrat. Nach einigen einleitenden Worten auf Isländisch war ich an der Reihe. Wir sprachen überhaupt nicht über den Walfang, sondern über die Wale, wie faszinierend sie sind, und über die Biologie und die Empfindsamkeit dieser wunderbaren Geschöpfe. Wir sprachen auch über Versäumnisse beim Tierschutz in unseren eigenen Ländern. Das Gefühl der Feindseligkeit, das ich zu Beginn in der Aula gespürt hatte, verflog und am Ende hatten wir eine großartige Diskussion über Wale und Walfang. Wir versuchten, die Köpfe und Herzen zu öffnen und neue Perspektiven zu fördern, wobei wir stets die Frage vermieden, ob jemand für oder gegen den Walfang ist. Wir haben schließlich in 200 Schulen in ganz Island gesprochen.
Im Laufe der Jahre änderte sich das Blatt, und ich wurde nicht mehr als Vertreter einer "terroristischen Organisation" wahrgenommen - der Standardstatus für alle Nichtregierungsorganisationen im Bereich Tier- und Naturschutz, die erstmals in Island tätig waren. Wir wurden ein akzeptabler Partner in Verhandlungen. Ich denke, was uns neben den Gesprächen in Schulen und Hochschulen wirklich geholfen hat, war die Unterstützung durch die Botschaften des Vereinigten Königreichs, der USA und Deutschlands, die uns in der politischen Sphäre akzeptabel machten.
Die Wende zum Erfolg
Während der ohnehin schon geringe Appetit der Isländer auf Walfleisch weiter abnahm, sahen wir uns im Kampf um die Rettung der Wale einer neuen Herausforderung gegenüber: Reisende, die Island besuchten, wurden in dem Glauben gelassen, dass Walfleisch eine isländische Spezialität sei. Ehe wir uns versahen, stieg der Walfleischkonsum wieder an - diesmal wegen der Reisenden. Wieder mussten wir unsere Kampagne anpassen. Junge Freiwillige aus aller Welt unterstützten uns bei unserer Kampagne "Meet Us Don't Eat Us", sie klärten Reisende über die Folgen ihres Walfleischkonsums auf und forderten sie auf, Wale zu beobachten statt sie zu Essen. Jetzt, fast 20 Jahre später, hat die isländische Ministerin für Fischerei endlich ein Ende des kommerziellen Walfangs eingeläutet. Als ich von dieser Ankündigung las, war ich begeistert von Island und von meinem Team, das unermüdlich daran gearbeitet hat, diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Aber am meisten freute ich mich für die Wale - diese intelligenten und bemerkenswerten Lebewesen, die hoffentlich bald in ihrer isländischen Heimat sicher sind.
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