Sharon Livermore
Walfang in Island: Bald geht das Schlachten wieder los – die Hintergründe
Walfang in Island: Bald geht das Schlachten wieder los – die Hintergründe
Die isländischen Walfänger werden bald damit beginnen, ihre Klingen zu schärfen und ihre Schiffe vorzubereiten, die mit Harpunen, Granaten und anderer Ausrüstung für das Schlachten von Walen beladen sind. Sie werden im Juni in See stechen – wenn die Regierung nicht eingreift, sieht das Schicksal für die betroffenen Finn- und Zwergwale düster aus.

Nach Jahren des Hin und Her schien es letztes Jahr endlich so, als stünden wir kurz vor dem Ende des Walfangs in Island. Die vorherige Regierung hatte den Walfang unter die Lupe genommen, eine Überwachung auf Schiffen eingerichtet und die Konformität dieser veralteten Industrie mit dem isländischen Tierschutzgesetz zu überprüfen.
Die Dinge bewegten sich in die richtige Richtung und wir waren optimistisch.
Ein herber Rückschlag
Im Dezember 2024 wurde die Grüne Partei aus der Regierungskoalition gedrängt. Die Rumpfkoalition übernahm die Geschäfte bis die neue Regierung nach Neuwahlen gebildet wurde. Trotz ihres begrenzten Aufgabenbereichs beschlossen sie, für Unruhe zu sorgen, und erteilten wenige Tage bevor die neue Regierung ins Amt kam umstrittene Walfanglizenzen für die nächsten fünf Jahre.
Diese Lizenzen sind ein Todesurteil für viele Wale, denn sie erlauben den Walfängern das Töten von 209 Finnwalen und 217 Zwergwalen pro Jahr. Das bedeutet, dass bis 2030 2.130 Wale abgeschlachtet werden könnten.
Dies ist ein verheerender Schlag im Kampf gegen den kommerziellen Walfang. Aber wir dürfen uns dadurch nicht in unseren Bemühungen behindern lassen, diese grausame und unnötige Industrie zu beenden. Für den Einsatz brauchen wir Eure Hilfe. Eine starke und laute Stimme wird die Walfanggegner in Island stärken.
Trübe Gewässer
Die Art der Genehmigungen, die von der geschäftsführenden Regierung erteilt wurden, war ungewöhnlich. Mehrere isländische NGOs haben Beschwerden eingereicht und bezweifeln, dass diese überstürzte Entscheidung rechtmäßig war. Aber unabhängig vom Ausgang ist es unwahrscheinlich, dass sie den Walfang in diesem Sommer verhindern werden.
Der von der Regierung 2020–2024 eingesetzte Wal-Arbeitsausschuss ist immer noch damit beschäftigt, zu prüfen, welche rechtlichen Rahmenbedingungen für die Fortsetzung des Walfangs erforderlich wären, wie der Walfang begrenzt oder gar legal beendet werden kann.
Wer wird im Jahr 2025 noch Wale jagen?
In Island werden Finnwale ausschließlich von Kristján Loftssons Walfangunternehmen Hvalur hf. gejagt. Finnwalfleisch wird nicht in Island gegessen, es ist nur für die Ausfuhr. Das Unternehmen versucht, das Fleisch nach Japan zu exportieren, aber Japan hat bereits Schwierigkeiten, seinen eigenen Berge an Walfleisch aus der kürzlich wieder aufgenommenen Jagd zu vermarkten.
Im Rahmen der neuen Lizenz werden erstmals seit 2019 wieder Zwergwale von einem weiteren kleinen Fischereiunternehmen mit nur einem für den Walfang ausgerüsteten Boot gejagt. Das Fleisch aus dieser Jagd wird wahrscheinlich vor Ort verkauft. Touristen sind dafür die Hauptabnehmer, die ein „authentisches“ isländisches Gericht probieren wollen. Im Gegensatz zu dem, was Touristen erzählt wird, ist der Walfang jedoch keine alte isländische Tradition und Walfleisch keine beliebte lokale Delikatesse. Tatsächlich essen 84% der Isländer nie Walfleisch.

Als das Moratorium für den kommerziellen Walfang in Kraft trat, setzte Island den Walfang zunächst unter dem Deckmantel der Wissenschaft fort, hielt sich dann aber von 1990 bis 2003 an das Moratorium. Seit das Land 2003 jedoch den kommerziellen Walfang wieder aufnahm, wurden mehr als 1.500 Finn- und Zwergwale brutal getötet. Zwergwale wurden bis 2019 gejagt, seitdem wurde nur noch ein einziger getötet.
Die Faxaflói-Bucht, in der Walfänger von Reykjavík aus jagten, war auch ein beliebtes Ziel für Ökotourismus-Attraktionen wie Walbeobachtungstouren, was zu Konflikten zwischen diesen beiden Branchen führte. Die Einrichtung des Walschutzgebiets Faxaflói-Bucht, die vom IFAW unterstützt wurde, sorgte dafür, dass der Walfang in dieser Bucht nicht mehr rentabel war und nun ein sicheres Gebiet für Wale und Walbeobachter bietet. Schätzungen zufolge werden durch die Walbeobachtung in Island 26 Millionen US-Dollar von 350.000 Walbeobachtern pro Jahr generiert.
Eine kürzlich durchgeführte Umfrage ergab, dass 51% der Isländer mit der jüngsten Entscheidung der Regierung, den Walfang wieder aufzunehmen, unzufrieden sind, während nur 35% zufrieden sind. Auf die Frage, ob die Menschen für oder gegen ein gesetzliches Verbot des Walfangs seien, sprachen sich 44% für ein Verbot des Walfangs aus, während 39% dagegen waren.
Die Isländer sehen, dass Walfang keinen Sinn ergibt – nicht aus wirtschaftlicher Sicht und schon gar nicht aus Tierschutz-Sicht.
Es gibt keine humane Art, einen Wal zu töten
Für die Walfangsaison 2022 wurden neue Tierschutzbestimmungen auf der Grundlage des isländischen Tierschutzgesetzes erlassen, das Meeressäugetiere bisher ausgeschlossen hatte. Walfangschiffe mussten ausgebildete Tierärzte an Bord haben und Filmmaterial ihrer Jagden an die isländische Lebensmittel- und Veterinärbehörde (MAST) übermitteln.
Im darauffolgenden Jahr veröffentlichte MAST seinen Bericht über die Jagdsaison 2022 mit vernichtenden Ergebnissen, aus denen hervorging, dass 40% der Wale einen qualvollen Tod erlitten.
Die Wale werden mit Sprengharpunen gejagt. Das sind Harpunen mit einer Granate, die beim Eindringen in den Wal explodieren soll. So soll der Wal sofort getötet werden. Viel zu oft funktionierte dir Theorie nicht in der Praxis. Über ein Viertel der Wale musste vor dem Tod zweimal harpuniert werden, und in einem Fall litt ein Wal zwei Stunden lang, bevor er schließlich starb.
Der Bericht ergab außerdem, dass 73% der Wale weiblich waren, elf davon sogar trächtig und eine säugende Mutter. Ihr verwaistes Kalb wird nicht überlebt haben.
Die Schlussfolgerung war eindeutig: Es gibt einfach keine humane Methode, einen Wal zu töten.
Lassen Sie uns Wale retten
Tausende Wale mussten bereits einen qualvollen Tod durch die Hand von Walfängern sterben. Wir können die Vergangenheit nicht ungeschehen machen, aber wir können die Zukunft mitgestalten. Der IFAW wird weiterhin mit Verbündeten in Island zusammenarbeiten, um für Wale zu kämpfen.
Der IFAW mobilisiert Menschen aus aller Welt. Bitte helfen Sie, indem Sie unsere Petition unterzeichnen. Wir werden diese Unterschriften an isländische Botschaften übergeben. Wir geben den Tieren eine Stimme, die nicht für sich selbst sprechen können. Wir müssen die Isländer und die internationale Gesellschaft in ihrem Widerstand gegen die brutale kommerzielle Walfangindustrie unterstützen.
Wir müssen eine klare Botschaft senden, bevor die Harpunen im Juni wieder abgefeuert werden. Zeigen Sie Ihre Unterstützung – unterschreiben Sie bitte bis zum 13. April unsere Petition.
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