Sheryl Fink
Robbenfleisch als Delikatesse: Kanada will die kommerzielle Jagd wieder ausweiten
Robbenfleisch als Delikatesse: Kanada will die kommerzielle Jagd wieder ausweiten
Kanadas neue Fischereiministerin plant, die kommerzielle Robbenjagd – die international als grausam und unnötig verurteilt wird – auszuweiten, indem man der kanadischen Bevölkerung Robbenfleisch als Delikatesse vermarktet.
„Hören Sie, wir haben ein neues Produkt, das wir vermarkten müssen“, sagte Ministerin für Fischerei Diane Lebouthillier Anfang Februar in einer Sitzung des Fischereiausschusses des Senats. „Es zu einem Verbraucherprodukt zu machen, ist eine Priorität. Richtig zubereitet, ist es köstlich. Wir haben es mit Hummer geschafft. Wir müssen das Rad nicht neu erfinden.“
Die derzeitige Drohung der kanadischen Regierung, die Robbenjagd auszuweiten, stellt eine große Gefahr für die Sattelrobben dar, die auch aufgrund des Temperaturanstiegs durch den menschengemachten Klimawandel bedroht sind.
Die Idee, Robbenfleisch als Delikatesse zu vermarkten, ist nicht neu. Es wurde versucht und ist gescheitert – die letzten drei Jahrzehnte lang. Seit den 1990er Jahren hat Kanada Hunderte von Millionen Dollar für den Versuch verschwendet, die kommerzielle Robbenjagd wiederzubeleben. Ein Großteil der kanadischen Bevölkerung hat Mühe, über die Runden zu kommen. Sie wollen nicht, dass ihre Steuergelder zum Leid der heimischen Wildtiere ausgegeben werden.
Zeitgleich mit diesem Vorstoß für die Robbenjagd hat die kanadische Regierung beschlossen, den Ghost Gear Fund nicht zu erneuern. Mit diesem Fond wurden Bemühungen unterstützt, verlorene, zurückgelassene oder weggeworfene Fischereigeräte (engl.: Ghost Gear) aus dem Wasser zu entfernen – u.a. Netze, die immer wieder bedrohte Meerestiere wie Robben, Wale und Delfine töten.
Um eine Keulung zu rechtfertigen, machen einige in der Fischerei und Politik tätige Menschen die Robben weiterhin dafür verantwortlich, zu viele Fische zu fressen. Sie behaupten, es bräuchte die kommerzielle Robbenjagd, um die Erholung der Kabeljaubestände zu unterstützen. Für diese Behauptungen gibt es jedoch keine wissenschaftlichen Beweise. Tatsächlich sind die Klimakrise und damit einhergehend die sich ändernden Meeresökosysteme als Ursachen für die dezimierten Bestände zu sehen.
Will die Regierung die kanadischen Fischereigemeinden an der Atlantikküste wirklich unterstützen, so trägt die Beseitigung von „Ghost Gear“ und Plastikmüll aus dem Meer weit mehr zum Wohlergehen dieser Ökosysteme bei und fördert die lokale Fischerei besser, als es das Töten von Robben je könnte.
Es liegt nicht am mangelnden Marketing, dass Robbenfleisch nicht beliebt ist. Es gibt keinen Grund, die Jagd auf gefährdete einheimische Wildtiere zu fördern, wenn niemand danach fragt.
Die kanadische Behörde für Fischerei und Ozeane (engl.: Fisheries and Oceans Canada, DFO) hat kürzlich ihre Schätzung der Sattelrobbenpopulation von 7,4 Millionen auf 4,7 Millionen revidiert. Diese jüngste Schätzung trägt den veränderten Umweltunsicherheiten besser Rechnung. Angesichts der sinkenden Zahl von Robben im Ozean und der drohenden Gefahr, die die Klimakrise für ihren natürlichen Lebensraum darstellt, müssen wir jetzt handeln, um diese Meeresbewohner zu schützen.
Trotz der Bemühungen der Regierung ist die Robbenjagd heute so klein und wirtschaftlich unbedeutend wie nie zuvor in der Geschichte. Wir müssen dem Abschlachten endlich ein Ende setzen.
Der IFAW wurde 1969 mit dem Ziel gegründet, diese grausame und unnötige Praxis zu beenden. Möchten Sie dem IFAW helfen, die kommerzielle Robbenjagd in Kanada zu beenden?
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