Rettungs- und Rehabilitationsprojekt für Elefanten in Burkina Faso
Die Rettung eines einzelnen Elefantenkalbs kann viel bewirkenDie lang ersehnten Ergebnisse liegen endlich vor. Gibt es da draußen Hinweise auf Nanias Familie? Wird es uns gelingen, sie wieder mit ihrer Herde zu vereinen – oder gar mit ihrer Mutter? Nach drei Jahren des Rätselns hielt ich den Laborbericht mit den Antworten endlich in der Hand.
Nania war erst drei Monate alt, als sie den Kontakt zu ihrer Herde verlor und in einem Dorf in Burkina Faso entdeckt wurde. Sie gewann schnell die Zuneigung der Dorfbewohner, die sich um das Kalb kümmerten, bis der IFAW die langfristige Versorgung übernehmen konnte. Ab da nahm das Pfleger-Team bestehend aus Idrissa, Souleymane, Salif und Abdoulaye Nania unter ihre Fittiche. Und gemeinsam entwickelten wir einen Plan für Nanias Rehabilitation und für ein zukünftiges Leben in Freiheit.
Dung als Hinweisgeber
Im Frühjahr 2020 begann unser Team damit, Dungproben von wildlebenden Elefanten zu sammeln, die durch den Nationalpark Deux Balés zogen. Wir stellten Kamerafallen auf und hörten Woche für Woche die Herden in der Ferne vorbeiziehen. Unter diesen Elefanten könnte Nanias Mutter sein. Kurz nach den ersten Probenentnahmen brach die COVID-19-Pandemie aus und brachte das öffentliche Leben weltweit zum Stillstand. Wir wussten nicht, was die Zukunft bringen würde, aber unser Team war sich einig darin, dass wir die Hoffnung nicht verlieren würden.
Im Oktober 2020 konnten wir schließlich 17 Reagenzgläser mit Dungproben an das Zentrum für Naturschutzforschung der University of Washington in Seattle schicken. Durch Hürden wie Stromausfälle und der möglichen Kontamination der Proben, war ihre Eignung als Ausgangsmaterial für DNA-Analysen ungewiss. Wir konnten nur warten und hoffen, dass das Labor mit den Proben arbeiten konnte.
Ergebnisse der DNA-Analysen
Vier Monate später, im Februar 2021, erhielten wir dann endlich eine Antwort auf die Frage nach Nanias Familie. Ich nahm den Analysebericht aus dem Umschlag und las den ersten Satz:
Unsere Analyse hat ergeben, dass Nania sehr wahrscheinlich die Tochter des Elefanten ist, von dem die Dungprobe 21 stammt.
Mein Herz raste, als ich den Satz wieder und wieder las. Nanias Mutter war am Leben! Das Labor verglich Nanias mitochondriale DNA mit dem Erbmaterial im Kot der Wildelefanten. Im Analysebericht heißt es, die Möglichkeit, dass Elefant 21 eine Halbschwester von Nania ist, könne nicht ganz ausgeschlossen werden. Sehr viel wahrscheinlicher aber sei, dass sie tatsächlich ihre Mutter ist.
Die Geodaten der Probe 21 zeigten, dass dieser Elefant nur etwa 200 Meter von Nanias aktuellem Zuhause vorbeigezogen war. Das Weibchen war vermutlich zum Wasserloch gegangen, einem beliebten Treffpunkt der Elefanten aus dem Nationalpark. Vielleicht hatten unsere Kamerafallen Aufnahmen von Nanias Mutter. Vielleicht das schöne Nachtporträt, das eine der Kameras erst kürzlich einfing?
Abstammung geklärt: Nania ist ein Waldelefant
Die DNA-Analyse gab uns auch eine zweite wichtige Information: Nania und ihre Herde sind Waldelefanten. Lange Zeit ging man davon aus, dass die meisten Waldelefanten im Kongobecken in Zentralafrika leben. Nanias DNA-Analyse und neuere Forschungsergebnisse zeigen, dass sich das Verbreitungsgebiet der Art bis in die Sahelzone erstreckt, wo sie neben Savannenelefanten leben.
Der lange als Unterart geführte Waldelefant wurde im März 2021 von der Fachwissenschaft als eigene Art (Loxodonta cyclotis) klassifiziert und als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Mit diesem neuen Wissen wird die Suche nach Nanias Familie Teil einer noch größeren Geschichte. Nania bringt Hoffnung für das Überleben ihrer Art. Wenn sie sich nach der Auswilderung wieder ihrer Herde anschließt, kann das für mehr genetische Vielfalt und stärkere Waldelefantenpopulationen sorgen.
Mit der guten Nachricht der DNA-Übereinstimmung im Rücken kamen wir zu dem Entschluss, dass es an der Zeit ist, Nania bei Einbruch der Dunkelheit nach draußen und sie die Umgebung der Station bis Mitternacht erkunden zu lassen. Der Kontakt mit wildlebenden Artgenossen ist wichtig für ihr Selbstbewusstsein und ihre Gewöhnung an ein Leben in freier Wildbahn. Als ihre „Pflegefamilie“ werden wir sie bei diesem Prozess weiter unterstützen. Wir beim IFAW wissen, dass ein einziges Tier einen großen Unterschied ausmachen kann.
– Céline Sissler-Bienvenu, Länderdirektorin Frankreich und frankophones Afrika
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