Bundestagswahl 2025: Forderungen des IFAW zum Schutz von Tieren, Arten und Lebensräumen
Bundestagswahl 2025: Forderungen des IFAW zum Schutz von Tieren, Arten und Lebensräumen
9 Januar 2025
Die nächste Bundestagswahl steht vor der Tür, der Wahlkampf läuft auf Hochtouren. Diese Wahl ist wichtig, um jetzt die richtigen Weichen zu stellen für eine Politik, welche die aktuellen Probleme verantwortungsvoll und effektiv angeht und uns und den nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Zukunft ermöglicht.
Wir vom IFAW haben unsere politischen Empfehlungen und Forderungen zum Schutz von Tieren, Arten und deren Lebensräumen an die Parteien geschickt, mit denen wir bereits in der Vergangenheit proaktiv und konstruktiv gearbeitet haben und mit denen wir im inhaltlichen Austausch standen.
Lesen Sie hier im weiteren Verlauf das politische Forderungspapier des IFAW zur Bundestagswahl 2025.
Zur Bundestagswahl 2025: Empfehlungen und Forderungen des IFAW zum Schutz von Tieren, Arten und deren Lebensräumen
Der International Fund for Animal Welfare (IFAW) ist eine weltweit tätige Tier- und Artenschutzorganisation. Wir setzen uns seit 1969 für die Rettung einzelner Tiere, den Schutz von Tierpopulationen und ganzer Arten sowie für den Erhalt von Lebensräumen ein. Der IFAW arbeitet dabei eng mit Regierungen, Behörden und multilateralen Organisationen zusammen. Jahrelange internationale Projekterfahrung bilden ein solides Fundament für unsere Arbeit, bei der die Einbindung der örtlichen Bevölkerung und Gemeinden bei unserer Arbeit stets hohe Priorität hat.
Artenschwund und Klimakrise gefährden Menschen und Tiere.
Die Welt steht vor großen Herausforderungen, denn unsere zukünftige wirtschaftliche Ent wicklung und sogar unsere Existent werden von zwei globalen Krisen bedroht: die Klimakrise und die Biodiversitätskrise. Um diese in den Griff zu bekommen, müssen wir Natur-, Umwelt- und Klimaschutz ins Zentrum aller politischen Entscheidungen stellen, artenreiche Lebensräume wiederherstellen und schützen sowie die Leistungen gesunder Natur (nature based solutions) anerkennen und berücksichtigen.
Auch die Politik in Deutschland muss dieser Verantwortung gerecht werden und entsprechend handeln. Die mögliche und notwendige Maßnahmen-Palette ist breit. Im Folgenden haben wir allerdings zentrale Empfehlungen und Forderungen zusammengestellt, die sich an den Hauptarbeitsgebieten des IFAW orientieren.
Zusammenfassung der politischen Empfehlungen und Forderungen des IFAW zu:
- Artensterben aufhalten durch Bekämpfung der Wilderei und des unkontrollierten Wildtierhandels
- Dem Klimawandel und Artensterben entgegenwirken durch Lebensraumschutz und Wildniskorridore
- Stärkung des Natur- und Artenschutzes über internationale Konventionen
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1a) Bekämpfung des illegalen Wildtierhandels
- Effektive nationalen Umsetzung des Aktionsplans der EU zur Bekämpfung des illegalen Artenhandels
- Anerkennung des illegalen Wildtierhandels als gravierende Straftat und entsprechende Stärkung der Vollzugskräfte zur Einhaltung artenschutzrechtlicher Vorgaben
1b) Eindämmung des legalen Wildtierhandels
- Verabschiedung von Rechtsvorschriften, durch die jeglicher Handel mit Wildtieren illegalen Ursprungs unter Strafe gestellt wird
- Strikte Beschränkung des Artenspektrums im exotischen Heimtierhandel auf tatsächlich für private Halter geeignete Tierarten, z.B. durch eine sogenannte Positivliste. Dabei sind Aspekte des Artenschutzes, Tierschutzes und der menschlichen Gesundheit gleichermaßen zu berücksichtigen
- Einschränkung des Handels über Tierbörsen durch ein Verkaufsverbot von Wildfän gen, Ausschluss von gewerblichen Händlern an der Teilnahme an Tierbörsen sowie Beschränkung des Artenspektrums entsprechend der Eignung für die private Haltung
1c) Verstärkte Anstrengungen im Kampf gegen Wildtier-Cyberkriminalität sowie Zuwei sung ausreichender Mittel zum Aufspüren und strafrechtlichen Verfolgen von Wildtier Cyberkriminellen.
Aufgrund der Art und Weise des Onlinehandels sollten keine lebenden Tiere, insbesondere geschützter Arten, über das Internet angeboten und gehandelt werden. Solange dieser Handel existiert, muss alles dafür getan werden, dass der illegale Onlinehandel mit Wildtieren effektiv bekämpft und der bisher weitgehend unregulierte legale Handel wirksamer kontrolliert wird, durch:
- Verkaufsverbot von Wildfängen im Onlinehandel
- Unterstützung für eine konsequente Umsetzung der Vorgaben des EU Digital Service Acts
- Verpflichtung der Online-Plattformen, den technischen und organisatorischen Rahmen für die zuverlässige Registrierung und Identifizierung von Verkäufern von Tieren zu gewährleisten sowie zu dokumentieren
- Einführung der Verpflichtung für Anbieter von Tieren oder Produkten von geschützten Arten zur Angabe und Bereitstellung einer Kopie der Vermarktungsbescheinigung bzw. eines Herkunftsnachweises beim Online-Verkauf
- Sicherstellen, dass Strafverfolgungsbehörden der Bekämpfung von Wildtierkriminalität und Wildtier-Cyberkriminalität Priorität einräumen und Ermittlungen im Internet in Operationen zur Wildtierkriminalität einbinden
Um die negativen Auswirkungen des sowohl illegalen als auch des unkontrollierten legalen Handels effektiv bekämpfen zu können, sind zudem notwendig:
- Gezielte Maßnahmen zur Reduzierung der Nachfrage nach Wildtieren und deren Produkten (z.B. lebende exotische Wildtiere für den Heimtiermarkt, Elfenbein)
1 d) Bessere Versorgung beschlagnahmter und sichergestellter lebender Tiere
- Es müssen dringend Anstrengungen unternommen werden, um die artgerechte Unterbringung und Versorgung (und ggf. Wiederauswilderung) der Tiere zu verbessern, die aus dem illegalen Wildtierhandel gerettet wurden.
1 e) Konsequente Umsetzung der 2021 in der EU eingeführten strengen Vorgaben zum Handel mit Elfenbein
- Alle den Elfenbeinhandel betreffende Regelungen sollten in Deutschland rechtsverbindlich umgesetzt und ihre Einhaltung streng kontrolliert werden.
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2a) Schutz von terrestrischen Lebensräumen
- Schutz der Biodiversität und Lebensraumsicherung auf nationaler und internationaler Ebene mit ganzheitlichen Ansätzen zum Leitmotiv der deutschen Politik und Entwicklungszusammenarbeit machen (One-Health-Ansatz)
- Insbesondere Schutz globaler und nationaler Biodiversitäts-Hotspots durch Verknüpfung und Erweiterung von Schutzgebieten, einschließlich Wildtierkorridoren, verbesserte Verwaltung und Gebietsmanagement
- Unterstützung internationaler Maßnahmen zur Diversifizierung von Finanzierungsquellen und Einkommensmöglichkeiten für Gemeinden, die mit Wildtieren zusammenleben
- Weltweite Anstrengungen zur Bekämpfung der Wildtierkriminalität, zur Verringerung der Nachfrage nach Wildtierprodukten und zur Erleichterung des Übergangs zu alternativen Lebensgrundlagen von denjenigen, die vom Handel mit Wildtieren leben
2b) Schutz von marinen Lebensräumen
Das Leben in unseren Meeren wird durch eine Vielzahl von menschlichen Einflüssen be droht: Klimawandel, Plastikmüll, Überfischung und Unterwasserlärm sind die drängendsten Probleme. Große Meeresbewohner wie Wale werden zusätzlich durch Kollisionen mit Schiffen bedroht. Aber es gibt Lösungen:
- Einführung einer Geschwindigkeitsreduktion für Schiffe sowohl in deutschen wie auch europäischen Gewässern, um den Hintergrundlärm in den Meeren und klimaschädliche Emissionen durch die Schifffahrt zu reduzieren
- In internationalen Foren wie der IMO (International Maritime Organisation) eine Einführung und Durchsetzung von reduzierten Schiffsgeschwindigkeiten unterstützen
- Marine Schutzgebiete erweitern und konsequent schützen (s. auch EU-Biodiversitätsstrategie 2030)
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3) Stärkung des Natur- und Artenschutzes über internationale Konventionen, Abkommen und Programme
- Umsetzung der EU-Biodiversitätsstrategie 2030 sowie Bereitstellung ausreichender finanzieller Mittel; bis 2030 sollen mindestens 30% der Landfläche und 30% der Meeresfläche unter Schutz gestellt werden
- Auf nationaler Ebene zügige und wirkungsvolle Umsetzung vereinbarter Beschlüsse internationaler Konventionen zum Artenschutz und zur Regulierung des internationalen Wildtierhandles (CITES etc.)
- Proaktive Initiativen und Unterstützung weiterer CITES-Listungsanträge für Tierarten im exotischen Heimtierhandel
- Schutz der Meere und marinen Biodiversität durch die Ratifizierung des BBNJ
- In regionalen und internationalen Abkommen Initiativen zur Lärmreduktion durch die Schifffahrt aktiv unterstützen.
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