Hamburg, 27. September 2024 – Die Pläne zur Einrichtung eines Walschutzgebiets im Südatlantik sind auf der Tagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) in Lima erneut am Widerstand der Walfangnationen gescheitert. Der von Argentinien, Brasilien, Südafrika und Uruguay eingebrachte Vorschlag wurde zwar von den Regierungen, die sich für den Schutz der Wale einsetzen, nachdrücklich unterstützt, erreichte aber 40 Ja-Stimmen, 14 Nein-Stimmen und 3 Enthaltungen nicht die für eine Annahme erforderliche Dreiviertelmehrheit. Experten der internationalen Tier- und Artenschutzorganisation IFAW (International Fund for Animal Welfare) waren bei der Konferenz vor Ort.
Seit 1999 wurden auf der IWC regelmäßig Vorschläge für ein Schutzgebiet erörtert, das den Südatlantik dauerhaft für den Walfang sperren und die regionale Zusammenarbeit verbessern würde. Diese wurden jedoch stets von den Walfang befürwortenden Ländern blockiert. „Wieder einmal wurde ein Vorschlag für ein Walschutzgebiet im Südatlantik von einer Minderheit von Ländern, die den Walfang befürworten, torpediert“, erklärt Matt Collis, leitender Direktor Policy, der die IFAW-Delegation bei der IWC-Tagung anführte.
Die IWC verabschiedete jedoch eine Resolution, in der Japan für die Nichterfüllung seiner völkerrechtlichen Verpflichtungen bei der jüngsten Ausweitung des kommerziellen Walfangs gerügt wurde. „Diese Rüge durch die Walfangkommission ist ein diplomatischer Schuss vor den Bug Japans“, so Collis.
Japan hat 2024 seine Walfangaktivitäten auf Finnwale ausgeweitet. Eine jährliche Fangquote von 59 Finnwalen wurde festgelegt, zusätzlich zu den bereits bestehenden Fangquoten von 25 Seiwalen, 187 Brydewalen und 142 Zwergwalen. Finnwale sind nach den Blauwalen das zweitgrößte Tier der Erde. Nach Jahrzehnten des kommerziellen Walfangs im 20. Jahrhundert erholt sich der Bestand noch immer. Die Art ist weiterhin vom Aussterben bedroht und wird auf der Roten Liste der IUCN als gefährdet eingestuft. Obwohl sich Japan 2019 aus der IWC zurückgezogen hat, ist es nach dem UN-Seerechtsübereinkommen (UNCLOS) rechtlich verpflichtet, mit der IWC zusammenzuarbeiten. Dennoch informierte Japan die IWC nicht über seine Pläne zur Ausweitung des Walfangs, obwohl es zahlreiche Gelegenheiten dazu gab, unter anderem im Wissenschaftsausschuss der IWC, der kurz vor der Bekanntgabe der Fangquoten tagte.
Die von der EU und ihren Mitgliedstaaten eingebrachte und jetzt verabschiedete Resolution zum kommerziellen Walfang ist die erste der IWC seit 2001 und zeigt, wie sehr die Ausweitung der japanischen Walfangaktivitäten auf Widerstand stößt. Der Vorschlag erhielt mit 37 Ja-Stimmen, 12 Nein-Stimmen und 8 Enthaltungen die erforderliche einfache Mehrheit. „Der Austritt aus der IWC entbindet Japan nicht von seinen internationalen rechtlichen Verpflichtungen. Der IFAW fordert Japan auf, sich der internationalen Gemeinschaft anzuschließen und den kommerziellen Walfang dahin zu verbannen, wo er hingehört: in die Geschichtsbücher“, fordert Matt Collis.
Die Befürworter des Walfangs sind nach wie vor bestrebt, das Walfangverbot zurückzudrehen. Um dies zu bekräftigen, brachten die Walfangnationen auf der Tagung erneut eine Resolution zur Einleitung eines Verfahrens zur Beendigung des Moratoriums ein. Diese Resolution und eine weitere, in der behauptet wird, dass die Jagd auf Wale eine Lösung für die Ernährungssicherheit sein könnte, wurden mangels Unterstützung vor der Abstimmung zurückgezogen.
Das Treffen verabschiedete außerdem einstimmig zwei weitere von der EU und ihren Mitgliedstaaten vorgeschlagene Resolutionen, die auf eine engere Zusammenarbeit mit anderen internationalen Abkommen drängen, darunter die Konvention der Vereinten Nationen über die biologische Vielfalt (CBD) und der neue Vertrag zum Schutz der Biodiversität auf Hoher See (UN-Hochseeschutzabkommen BBNJ).
Der IFAW lehnt den Walfang als grausam und unnötig ab. Es gibt keine humane Art, Wale zu töten. Verantwortungsbewusstes Whale Watching bietet eine humane und wirtschaftlich tragfähige Alternative, die verträglich für die Wale ist und den Menschen einen nachhaltigeren Lebensunterhalt sichert.
Für weitere Infos oder Interviews kontaktieren Sie bitte:
Christina Eckel
Communications Manager
m: +49 (0)172 4047999
e: ceckel.contractor@ifaw.org
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