Bekämpfung von Wildtier-Cyberkriminalität - global
Wildtierkriminalität wird befeuert von Angebot und NachfrageBekämpfung des illegalen Wildtierhandels in Ostafrika zur Rettung der Pangoline
Bekämpfung des illegalen Wildtierhandels in Ostafrika zur Rettung der Pangoline
Vielleicht haben Sie noch nie von dem am meisten gehandelten Säugetier der Welt gehört: dem Pangolin, auch Schuppentier genannt.
Das Pangolin ist ein nachtaktives, termitenfressendes Säugetier, das wie eine Kreuzung aus Reptil und Ameisenbär aussieht und über scharfe Krallen, Schuppen-Fell, klebrigen Speichel und eine verhältnismäßig extrem lange Zunge verfügt. Das Pangolin ist ein scheues Tier und das einzige Säugetier, das von Schuppen bedeckt ist. Fühlt es sich bedroht, rollt sich ein Pangolin zu einem engen Ball zusammen, wobei die überlappenden Schuppen als harter Panzer dienen.
Pangoline werden in erster Linie wegen ihres Fleisches und ihrer Schuppen getötet. In einigen Gebieten auf der Welt herrscht noch immer der Glaube, dass Schuppen von Pangolinen ein Heilmittel für eine Vielzahl von Krankheiten - u.a. Krebs und Rheuma – sind oder etwa böse Geister neutralisieren. Es gibt keine wissenschaftlichen Belege für diese Überzeugungen. In einigen Kulturen gilt das Fleisch von Pangolinen als Delikatesse und wird als Zeichen des Wohlstands verzehrt. Ein sprunghafter Anstieg der Nachfrage nach diesen Produkten in China und Vietnam hat dazu geführt, dass Pangoline massenhaft getötet und in großem Umfang illegal aus ihren natürlichen Lebensräumen entfernt und gehandelt werden, wodurch die Wildpopulationen dezimiert und diese seltenen Säugetiere dem Aussterben nähergebracht werden. Die in Ostafrika vorkommenden Steppen- und Riesenschuppentiere werden aufgrund ihrer Größe häufig Opfer der Wilderei, da sich mit ihnen höhere Preise erzielen lassen.
Vier der acht Arten von Pangolinen sind in Afrika beheimatet. Dazu gehören das Riesenschuppentier (Smutsia gigantea), das Langschwanzschuppentier (Phataginus tetradactyla), das Weißbauchschuppentier (Phataginus tricuspis) und das Steppenschuppentier (Smutsia temminckii). Die vier anderen Arten sind in Asien beheimatet: das Vorderindische Schuppentier (Manis crassicaudata), das Palawan Schuppentier (Manis culionensis), das Malaiische Schuppentier (Manis javanica) und das Chinesische Schuppentier (Manis pentadactyla). Die Zukunft dieser einzigartigen Tiere sieht düster aus, denn auf der Roten Liste der bedrohten Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN) werden zwei Arten als gefährdet, drei Arten als stark gefährdet und drei weitere als vom Aussterben bedroht eingestuft. Im Jahr 2016 stimmten die Vertragsparteien des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES) fast einstimmig für ein Verbot des kommerziellen Handels mit Pangolinen. Indonesien war das einzige Land, das sich gegen die Entscheidung aussprach. Doch trotz des fast einstimmigen Handelsverbots durch den multilateralen Vertrag geht der illegale Handel mit lebenden Pangolinen und ihren Schuppen weiter.
Im Oktober 2023 vernichteten die nigerianischen Behörden in Abuja beschlagnahmte Pangolin-Schuppen im Wert von 1,4 Millionen US-Dollar (ca. 1,3 Millionen Euro). Pangoline, mit Ausnahme des Weißbauch-Schuppentiers, sind in Nigeria fast ausgestorben, und diese Art von Beschlagnahmung zeigt, wie Nigeria von Wildtierkriminellen als Transitroute genutzt wird. Dies war zwar ein deutliches Zeichen dafür, dass sich das westafrikanische Land weiterhin dem Kampf gegen den illegalen Wildtierhandel verschrieben hat, doch muss mehr getan werden, um den Handel an der Quelle zu stoppen – auch die Nachfrage nach Wildtierprodukten muss adressiert werden.
Wächter der Wälder
Pangoline stehen an vorderster Front beim Schutz bewaldeter Lebensräume. Sie schützen die Bäume vor der Zerstörung durch Termiten und tragen so zur Erhaltung gesunder Ökosysteme bei. Ein ausgewachsenes Pangolin kann über 200.000 Termiten in einer einzigen Mahlzeit verspeisen und zur Stabilität der Populationen beitragen. Pangoline graben auch gerne Höhlen, was zur Durchlüftung des Bodens beiträgt – aus diesem Grund werden diese Tiere oft als Gärtner des Ökosystems bezeichnet. Ohne eine stabile Population an Pangolinen sind wichtige Kohlenstoffsenken wie der Regenwald des Kongobeckens in großer Gefahr.
Um dem illegalen Handel mit Pangolinen ein Ende zu setzen, bedarf es nicht nur der Zusammenarbeit zwischen Organisationen im Natur- und Artenschutz und Wildtiermanagementbehörden. Vielmehr bedarf es einer vereinten Kraft, die zuweilen grenzüberschreitende Partnerschaften und den Informationsaustausch zwischen Interessengruppen in den Regierungen, dem Privatsektor und Technologieanbietern umfasst.
Schulungen für Strafverfolgungsbehörden
Der IFAW arbeitet eng mit Partnern und Wildtierbehörden zusammen, um Pangoline vor der Bedrohung durch den illegalen Wildtierhandel in Ostafrika zu schützen. Mit einer Reihe spezieller Workshops namens DISRUPT (Detecting Illegal Species through Prevention Training) treibt der IFAW die Bekämpfung des illegalen Handels mit Pangolinen durch eine verstärkte grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Strafverfolgungsbehörden in Kenia, Uganda, Äthiopien, der Demokratischen Republik Kongo und Tansania voran. Die Schulung zielt darauf ab, die Strafverfolgungsbehörden mit dem technischen Fachwissen auszustatten, das benötigt wird, um den Handel mit Pangolinen einzudämmen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den vier afrikanischen Arten. Dies erleichtert den Informationsaustausch zwischen der Interessenvertretung aus den Gemeinden, Beobachtenden von Wildtierverbrechen und Strafverfolgungsbehörden, um grenzüberschreitende Wildtierkriminalität zu unterbinden.
Durch die Zusammenarbeit mit Informanten aus den Gemeinden und staatlichen Behörden wie dem Kenya Wildlife Service, der Tanzania Wildlife Authority und den Tanzania National Parks sowie der Uganda Wildlife Authority hat der IFAW die Beteiligten des öffentlichen Sektors in die Lage versetzt, Fälle von Wildtierkriminalität konsequent aufzugreifen, zu verfolgen und zu verurteilen. Verstehen in der Justiz tätige Personen den Wert von Wildtieren, ist es auch wahrscheinlicher, dass diese Menschen die Schwere des Verlustes einer Art zu schätzen wissen und alles tun, um sie zu retten und die Natur zu schützen.
Wie jede andere Wildtierart sind auch diese scheuen Säugetiere durch den Verlust ihres Lebensraums u.a. aufgrund veränderter Landnutzung bedroht. In der Illainagarunyoni Conservancy in Amboseli, die seltene Arten – u.a. auch Pangoline – beheimatet, arbeitet der IFAW im Rahmen seiner Room to Roam-Initiative mit der örtlichen Massai-Gemeinde zusammen, um kritische Lebensräume für Wildtiere zu sichern, damit sich Elefanten und andere Wildtierarten frei durch zusammenhängende Landschaften bewegen können. Auch weniger beachtete Tiere – wie Pangoline – sollen hiervon profitieren. Die Illaingarunyoni Conservancy bietet diesen einzigartigen Tieren Platz, um Nahrung zu finden und zu leben, ohne zu nahe an städtischen Siedlungen zu sein.
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