Sharon Livermore
Fünf der größten Bedrohungen für das Leben in den Meeren
Fünf der größten Bedrohungen für das Leben in den Meeren
Rund 71% der Erdoberfläche sind von den Meeren bedeckt. Sie sind – was angesichts der Größe vielleicht nicht überrascht – das Zuhause von über 90% der lebenden Arten des Planeten – von Pflanzen und Fischen bis hin zu Reptilien und Säugetieren.
Die Meere spielen auch eine wichtige ökologische Rolle. Sie beherbergen marines Phytoplankton, das schätzungsweise über die Hälfte des Sauerstoffs produziert, den wir einatmen, und fungieren als eine der größten Kohlenstoffsenken der Erde, die große Mengen an atmosphärischem CO2 bindet und dazu beiträgt, die Auswirkungen der Klimakrise abzuschwächen.
Obwohl die Meere eine so wichtige Rolle für die Gesundheit unseres Planeten spielen und eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten beheimaten, ist das größte Ökosystem unseres Planeten durch eine Vielzahl menschlicher Aktivitäten ständig bedroht.
In diesem Blog werfen wir einen Blick auf fünf der größten Bedrohungen für das Leben in unseren Meeren und untersuchen die Bemühungen, die zum Schutz einer unserer wertvollsten Ressourcen unternommen werden.
1. Unterwasserlärm
Unterwasserlärm wird oft übersehen, weil man ihn nicht sehen kann. Trotzdem stellt der Unterwasserlärm eine erhebliche Bedrohung für eine Reihe von Meerestieren dar, u.a. für Wale und Delfine, die jagen und mit Hilfe von Geräuschen kommunizieren. Sie werden durch übermäßigen Lärm, der durch Schiffsverkehr, militärische Sonare und seismische Explorationen der Öl- und Gasindustrie verursacht wird, stark beeinträchtigt. Der Unterwasserlärm kann die Tiere verwirren und verhindern, dass sie Nahrung finden, sich paaren und Raubtiere aufspüren – was letztlich ihr Überleben bedroht.
Derzeit gibt es keine internationalen Normen für Unterwasserlärm, so dass es schwierig ist, den Lärm in unseren Gewässern zu regulieren und zu reduzieren. Es werden jedoch Möglichkeiten zur Verringerung des Unterwasserlärms erforscht.
Eine vielversprechende Lösung besteht darin, die Geschwindigkeit, mit der sich kommerzielle Schifffahrtsflotten durch die Gewässer bewegen, zu verringern. Der IFAW arbeitet eng mit Reedereien, Häfen und dem Meeresumweltausschuss der Vereinten Nationen (MEPC) zusammen, um die Schiffsgeschwindigkeiten und den Unterwasserlärm zu reduzieren.
Mehr über unsere Blue-Speeds-Kampagne und die Arbeit, die wir zur Bekämpfung des Unterwasserlärms in der EU leisten.
2. Schiffskollisionen mit Meerestieren
Eine weitere Gefahr, die mit der Schifffahrt zusammenhängt, sind Schiffskollisionen mit Meerestieren. Es handelt sich dabei um genau das, wonach es sich anhört – große Schiffe, wie z. B. Frachtschiffe, kollidieren mit Meerestieren, häufig Walen. Diese Kollisionen führen meist zu verheerenden Verletzungen bei den Tieren, die auch zum Tod der Tiere führen können.
Kollisionen von Walen mit Schiffen haben zum Rückgang einer Reihe von Walarten beigetragen, darunter der Nordatlantische Glattwal. Eine Verringerung der Schiffsgeschwindigkeiten kann zur Lösung dieses Problems beitragen, und ein Gremium von Fachleuten aus dem Natur- und Artenschutz hat den US-Kongress kürzlich aufgefordert, aktualisierte Geschwindigkeitsbegrenzungen für Schiffe zu unterstützen, um die vom Aussterben bedrohten Nordatlantischen Glattwale zu schützen.
Eine innovative Technologie, die wir eingeführt haben, ist die mobile App Whale Alert, die Seeleuten hilft, Wale in ihrer Umgebung besser zu erkennen, so dass Kollisionen hoffentlich vermieden werden können.
3. Die Klimakrise
Der mit dem Klimawandel einhergehende Anstieg der globalen Temperaturen hat verheerende Auswirkungen auf den Ozean – und wird sie auch weiterhin haben. Die Erwärmung hat zu einer Korallenbleiche geführt, die schätzungsweise 75% der weltweiten Riffe bedroht, und auch die Versauerung des Ozeans hat schlimme Folgen für viele Arten von Meerestieren.
Die Einbeziehung naturbasierter Lösungen zur Bewältigung der Klimakrise ist entscheidend für gerechte, nachhaltige und langfristige Klimamaßnahmen. Stellen wir Tiere in den Mittelpunkt unserer Klimabemühungen und nutzen wir ihre natürlichen ökologischen Funktionen, können wir Ökosysteme vor weiteren Schäden schützen.
Es ist auch wichtig, mit lokalen Gemeinden sowie mit Interessenvertreterinnen und Interessensvertretern zusammenzuarbeiten, um gerechte und nachhaltige Klimaprojekte in ihren lokalen Ökosystemen zu etablieren. Bildung ist für beide Seiten von zentraler Bedeutung – die Menschen müssen über die Auswirkungen der Klimakrise aufgeklärt werden und lernen, wie sie sich klimabewusster verhalten können. Außerdem ist es von großer Bedeutung, von lokalen Fachleuten zu lernen, um zu erfahren, wie sie in ihren Gemeinden wirklich etwas bewirken können.
4. Verfangen in Fischereigerätschaften
Meerestiere – von Walen, Delfinen und Robben bis hin zu Meeresschildkröten und Seevögeln – verfangen sich häufig in den Netzen und Leinen der kommerziellen Fischerei. Diese Verstrickungen können dazu führen, dass sich die Meerestiere nicht mehr frei bewegen können. Sie können dann nicht mehr normal jagen, atmen und fressen, und zudem schwere Verletzungen erleiden. So gab es in jüngster Zeit mehr als einen Fall, in dem der vom Aussterben bedrohte Nordatlantische Glattwal an Verletzungen durch Verstrickungen starb.
Der IFAW setzt dich dafür ein, dieses Problem anzugehen. Wir sensibilisieren die Öffentlichkeit, drängen auf eine Änderung der rechtlichen Vorschriften und fördern innovative Lösungen z.B. in den USA und Kanada, um den Nordatlantischen Glattwal zu schützen.
Außerdem arbeiten wir an der Einführung eines neuartigen Beruhigungsmittels, das verfangene Wale verlangsamt, damit unser tierärztliches Personal die Tiere aus den Netzen befreien kann. Mithilfe von Drohnen können wir die Größe der Wale einschätzen und die richtige Dosis verabreichen, wodurch diese Methode der Befreiung sowohl für die Wale als auch für die Rettenden sicherer und effektiver wird.
5. Plastikmüll
Schätzungsweise acht Millionen Tonnen Plastik landen jedes Jahr in unsere Meere. Tiere verfangen sich in unseren weggeworfenen Flaschen, Plastiktüten und Verpackungen und ersticken daran. Außerdem löst sich das Plastik in winzige Teile auf, die verschluckt werden können und dabei giftige Chemikalien freisetzen. Man geht davon aus, dass über 90% der Seevögel Plastikteile in ihren Mägen haben.
Plastik gelangt auf verschiedene Weise in die Meere, darunter auch aus der unsachgemäßen Entsorgung von Abfällen. Doch nicht nur das Verstricken mit und Ersticken am Plastikmüll stellt ein Problem für Meerestiere dar. Löst sich das Plastik in Mikroplastik auf, wird es von kleineren Fischen und Arten, die in der Nahrungskette weiter unten stehen, konsumiert. Werden diese Arten dann von Raubtieren gefressen, die in der Nahrungskette weiter oben stehen, wird das giftige Mikroplastik in der Kette weitergegeben und bedroht das gesamte marine Ökosystem.
Es gibt viele Dinge, die wir tun können, um die Menge des Plastikmülls in unseren Meeren zu verringern. Dazu gehören kleine Veränderungen in unserem täglichen Leben, u.a. der Verzicht auf Plastiktüten oder Plastikflaschen, aber auch größere Initiativen, an denen wir uns beteiligen können. Der International „Cleanup Month“ (dt.: Monat des Aufräumens) zum Beispiel ist eine jährliche Veranstaltung, bei der es darum geht, unsere Meere und Küsten von Müll zu befreien. Mehr zu dieser Initiative und wie Sie sich daran beteiligen können.
Hier finden Sie weitere Informationen über die Projekte des IFAW.
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