Tierwohl in Kommunen – unser Projekt in Playa del Carmen, Mexiko
Einwohner werden aktiv: Tierrettung in den Straßen von Playa del CarmenZweite Chance für Covi: Rehabilitation und Auswilderung eines Jaguars in Mexiko
Zweite Chance für Covi: Rehabilitation und Auswilderung eines Jaguars in Mexiko
Nach 100 Tagen Rehabilitation war der lang ersehnte Tag endlich da. Für den Jaguar Covi ging es zurück in den Dschungel!
Unsere Geschichte mit Covi begann vor einigen Monaten, nachdem er beim Überqueren einer Autobahn im mexikanischen Alvaro Obregon angefahren worden war. Covi hatte Glück im Unglück. Die Tierärztin Libertad Fuentes und ihr Partner fanden ihn und versorgten die verletzte und bewusstlose Großkatze. Sie legten Covi in einen Transportkäfig und alarmierten sofort die Behörden.
Noe Ku Chan (PROFEPA - Bundesumweltbehörde), Roger Braga (Direktor Zoo Payo Obispo), Lucio Cruz (PPA - Umweltbehörde Quintana Roo) und Salvador Julio (IBANQROO- Biodiversität und Naturschutz Quintana Roo) antworteten am späten Freitagabend auf den Hilferuf. Sie trafen sich mit Libertad Fuentes und brachten den Jaguar in den Zoo Payo Obispo.
Versorgung der Großkatze
Covi kam Samstagmorgen im Zoo an. Der Zoo hat bereits viel Erfahrung mit der Rehabilitation von Wildtieren und arbeitet regelmäßig mit den staatlichen Behörden zusammen. Das Team vor Ort schätzte das Alter des Jaguars auf etwa 18 Monate. Sie brachten ihn zur Beobachtung in ein kleines, kameraüberwachtes Gehege. Wenige Tage nach seiner Rettung war Covi immer noch stark angeschlagen und humpelte. Er wurde betäubt und geröntgt. Die Aufnahme zeigte einen Riss in seinem Schulterknochen. Glücklicherweise war keine Operation erforderlich und das Humpeln verschwand nach einigen Wochen intensiver Ruhe. Der IFAW half bei der Finanzierung von Röntgenaufnahmen sowie Schutzausrüstung und gab fachlichen Rat. Sobald Covi wieder normal gehen und springen konnte, wurde er zur weiteren Betreuung in ein größeres Gehege verlegt.
Um den Jaguar mit so wenig direkten Menschenkontakt wie möglich überwachen zu können, richtete das Team zwei vom IFAW gesponserte Kamerafallen und GoPro-Kameras außerhalb des Geheges ein. Aufgrund der Corona-Pandemie waren keine Zoobesucher erlaubt, was für Covi mehr Ruhe und bessere Bedingungen für die Rehabilitierung bedeutete.
Nach seiner vollständigen Genesung wurde das Datum der Auswilderung auf den 22. September festgelegt. Ich war so aufgeregt, dass ich in der Nacht vorher kaum schlafen konnte! Meine Schutzausrüstung sowie die medizinische Notfallausrüstung waren gepackt und ich war einsatzbereit. Ich wachte um fünf Uhr morgens auf und fuhr mit meinem IFAW-Kollegen Joaquin de la Torre Ponce in den Zoo, um dem Team bei den Vorbereitungen zu helfen.
Der Tag der Auswilderung
Covi wurde für den Transport betäubt. Ich überwachte die Anästhesie. Epigmenio Cruz von der Mexikanischen Allianz zur Erhaltung des Jaguars legte ihm ein Senderhalsband an. In den kommenden anderthalb Jahren sendet das Halsband alle zwei Stunden Ortungssignale, so dass die Bewegungen der Großkatze verfolgt werden können. Nach Ablauf dieser Zeit löst sich das Halsband selbsttätig vom Hals des Jaguars.
Wir legten Covi auf eine Trage und brachten ihn in eine vom IFAW finanzierte Transportkiste, die dann auf das Einsatzfahrzeug verladen wurde. Nach langer Fahrt erreichte der von Behördenfahrzeugen angeführte Konvoi einen Feldweg, der zum Biosphärenreservat Siaan Ka‘an führt. Hier sollte Covi ausgewildert werden. Omar Ortiz, Direktor des Reservats, und Helfer aus X-Hazil Sur führten uns zur nächsten Etappe. Langsam aber stetig ging es auf dem unbefestigten Weg voran. Mit Spinnen und Käfern bedeckte, stachelige Äste ragten in den Weg. Eines der Fahrzeuge blieb im Schlamm stecken, aber mit viel Geschick und einer Winde wurde das Problem gelöst.
Schließlich erreichten wir das Biosphärenreservats, wo Fahrzeuge nicht erlaubt sind. Es ging also zu Fuß weiter. Wir stellten 6er-Teams zusammen, die abwechselnd den schweren Holzkäfig mit Covi den schlammigen Dschungelpfad entlangtrugen. Nach einiger Zeit erreichten wir unser Ziel inmitten des wunderschönen Biosphärenreservats Siaan Ka'an.
Das Team zog sich von der Transportkiste zurück, die Fotografen und Kameraleute bereiteten ihre Ausrüstung vor und wir machten unseren letzten Check. Alle waren sehr still. Roger Braga, Leiter des Zoos Payo Obispo, zog an dem Seil, dass die Tür der Transportkiste öffnete. Nach einigen Sekunden, die sich wie Stunden anfühlten, trat Covi aus der Transportkiste heraus. Er vergewisserte sich, dass keine Gefahr bestand und tapste schließlich völlig geräuschlos in den Dschungel hinein. Kurze Zeit später war er im Buschwerk verschwunden. Covis Reise in die Freiheit dauerte insgesamt sechs Stunden – von der Betäubungsspritze im Zoo bis zu seiner Rückkehr in den Dschungel.
Diesen Augenblick werde ich nie vergessen.
Die Freude in den Gesichtern der Teammitglieder war überwältigend (auch wenn alle Masken trugen). Alle hatten einen Beitrag zur Erhaltung des Jaguars geleistet. Als jemand, der mehr als 15 Jahre für die Regierung in der Abteilung für Wildtiere gearbeitet hat, bedeutet mir das sehr viel, und ich fühle mich den Inspektoren und den Regierungsmitarbeitern sehr verbunden.
Für erfolgreichen Tier- und Umweltschutz müssen Regierungsbehörden, Rehabilitationseinrichtungen sowie NGOs eng zusammenarbeiten. Ich bin sehr stolz darauf, dass diese Aktion genau das gezeigt hat!
– Erika Flores, IFAW-Tierärztin
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