Simon Addison
Wir schützen Wildtiere und helfen Gemeinden, die Klimakrise zu überwinden
Wir schützen Wildtiere und helfen Gemeinden, die Klimakrise zu überwinden
Wer in diesen Tagen die Nachrichten verfolgt, weiß, dass sich der Klimawandel gravierend auf Menschen und Ökosysteme weltweit auswirkt.
Von den Bränden auf Hawaii, in Kanada, Griechenland, Teneriffa und Chile über die Stürme im südlichen Afrika, in Südasien, Mittelamerika und der Karibik bis hin zur Korallenbleiche, die Riffe in Florida zerstört und Dürren, die tausenden Wildtieren in Ostafrika und der Sahelzone zum Verhängnis wurden – die Folgen der Klimakrise wirken sich verheerend auf Tiere und deren Lebensräume aus.
Der Klimawandel bringt auch viele menschliche Gemeinden an den Rand der Verzweiflung. Millionen Menschen weltweit verlieren ihr Zuhause, weitere rutschen aufgrund der Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen in chronische Armut ab oder werden infolge von Extremwetterereignissen und langfristiger Klimaveränderungen aus ihrer Heimat vertrieben.
Ich habe diese Auswirkungen an meinen Einsatzorten weltweit von Afrika über Asien bis zum Mittleren Osten hautnah miterlebt. Mittlerweile wissen wir, dass die derzeitigen klimatischen Veränderungen durch Eingriffe von uns Menschen beeinflusst werden – vor allem durch den Ausstoß von Treibhausgasen in die Atmosphäre z.B. infolge der Verwendung fossiler Brennstoffe. Zudem entstehen Treibhausgase durch zerstörerische Aktivitäten, wie Abholzung, Bergbau, industrielle Landwirtschaft und Verstädterung. Die Ausbeutung natürlicher Ressourcen durch den Menschen hat zur Zerstörung von Ökosystemen und zur Beeinträchtigung der natürlichen Wärmeregulierung unseres Planeten geführt. Gleichzeitig nimmt die Widerstandsfähigkeit von Naturlandschaften und Wildtieren gegenüber den von uns vorangetriebenen klimatischen Veränderungen ab.
Wenngleich die Risiken für die Natur real sind, müssen wir auch die Chancen sehen: so sehr die Natur auch bedroht ist, so sehr ist sie auch ein wichtiger Teil der Lösung für die heutige Klimakrise.
Natürliche Lösungen für den Klimawandel
Die Menschheit muss dafür sorgen, dass die Erwärmung der Erdatmosphäre auf weniger als 1,5 Grad Celsius begrenzt bleibt, um eine Klimakatastrophe zu verhindern. Dies bedeutet, dass wir die Nutzung fossiler Brennstoffe weltweit dringend reduzieren und Kohlendioxid aus der Atmosphäre entfernen müssen.
Während ein wachsendes Interesse an neuen Technologien zur Aufnahme und Speicherung von Kohlenstoff besteht, ist Photosynthese die wirksamste Methode, um der Luft Kohlendioxid zu entziehen. Pflanzen absorbieren Kohlendioxid aus der Atmosphäre und binden Kohlenstoff in ihrem Körper, um ihr eigenes Wachstum vorantreiben zu können. Zusätzlich binden sie während ihres Lebens und während des Verwesungsprozesses Kohlenstoff im Boden.
Auch Tiere spielen im Kohlenstoffkreislauf eine wichtige Rolle, was vor allem für große Pflanzenfresser, wie Elefanten und für Meerestiere wie Wale gilt. Elefanten sichern resiliente Savannen-Ökosysteme, die sehr viel Kohlenstoff speichern können, und auch Wale sorgen durch ihr Verhalten für diesen Effekt in den Meeren.
Forscher schätzen, dass naturbasierte Lösungen wie der Erhalt der Artenvielfalt, Wiederaufforstung und ökologische Landwirtschaft für mindestens ein Drittel der notwendigen Kohlenstoffentnahme sorgen können, um die Erderwärmung auf weniger als 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Dementsprechend sind der Erhalt und die Ausweitung der Artenvielfalt wichtige Maßnahmen zur Eindämmung der Klimakrise. Zudem müssen Schlüsselarten besonders geschützt werden, die eine wichtige Rolle bei der Erhaltung von Ökosystemen spielen.
Deshalb beziehen wir beim IFAW naturbasierte Lösungen zur Eindämmung des Klimawandels in unsere Tierschutzarbeit ein. Indem wir artenreiche Landschaften schützen und wiederherstellen und für das Wohl der in ihnen lebenden Tiere sorgen, schützen und erweitern wir wichtige Kohlenstoffspeicher. Indem wir Lebensräume von Tieren verbinden und nachhaltig schützen und Tiere vor Unheil bewahren, stellen wir sicher, dass jedes einzelne Tier seine Funktionen im Ökosystem erfüllen kann.
Resilienz aufbauen
Neben dem Schutz der Artenvielfalt und der Speicherung von Kohlenstoff bieten naturbasierte Lösungen zur Eindämmung der Klimakrise unzählige Vorteile für uns Menschen. Sie können Gemeinden dabei helfen, sich an neue klimatische Bedingungen anzupassen und den Herausforderungen der sich verändernden Umwelt gewachsen zu sein.
Beim IFAW ist uns bewusst, dass wirksamer Schutz von Wildtieren von den Menschen abhängt, die sich mit den Wildtieren den Lebensraum teilen. Unserer Erfahrung nach funktioniert Naturschutzarbeit am besten, wenn die Menschen vor Ort nicht nur finanziell von den Arten- und Naturschutzinitiativen profitieren, sondern auch bei deren Planung und Durchführung miteinbezogen werden.
Dafür arbeiten wir mit den Gemeinden vor Ort zusammen: Wir unterstützen sie dabei, sich die notwendigen Kenntnisse und Ressourcen anzueignen, um sich Gehör zu verschaffen und von den Aktivitäten auf ihrem Land profitieren zu können. Zudem unterstützen wir Gemeinden bei der Durchführung von Projekten zur Anpassung an den Klimawandel und zum Umweltmanagement, bei der Einführung klimaintelligenter und ökologisch sinnvoller landwirtschaftlicher Techniken und dabei, klimaresistente Arbeitsplätze und Geschäftsfelder zu erschließen.
Indem wir Gemeinden bei der Anpassung unterstützen, erleichtern wir ihnen die Abkehr von Aktivitäten wie Abholzung, Holzkohlegewinnung und Wilderei, welche die Artenvielfalt und Natur schädigen. Zudem helfen wir ihnen, Konflikte mit Wildtieren zu vermeiden, indem wir dafür sorgen, dass Farmen und Dörfer von den in der Nähe lebenden Wildtieren sicher sind.
Ein Beispiel unseres klimaintelligenten Ansatzes für Arten- und Naturschutz ist das Wildtier-Reservat der Kitenden-Gemeinde in Kenia. Ein Jahrzehnt lang unterstützte der IFAW Menschen der örtlichen Massai-Gemeinde dabei, ein stark von Bodendegradation betroffenes Gebiet am Rande des Amboseli-Nationalparks in ein Paradies für Wildtiere zu verwandeln, das auch wichtige sozioökonomische Erträge für 2.600 Haushalte liefert. Wir haben der Gemeinde geholfen, sich die Rechtstitel für mehr als 223 km² Land zu sichern, um darauf das von der Gemeinde verwaltete Wildtierreservat zu errichten. So ist in einer von der Klimakrise stark geschädigten Landschaft ein sicherer Lebensraum für Elefanten entstanden, in dem Kohlenstoffspeicher und die Artenvielfalt geschützt und wiederhergestellt werden. Gleichzeitig profitiert die Bevölkerung durch die Schaffung von nachhaltigen Arbeitsplätzen, die Ankurbelung des Tourismus und die Pachteinnahmen.
Zudem bieten wir Frauen in Kenia, Malawi, China und anderswo die Möglichkeit, einen Beruf zu erlernen, wodurch sie die Einkommensmöglichkeiten in ihren Familien ausweiten und von klimaresistenten Ertragsquellen profitieren können. So helfen wir, die Ernährungssicherheit zu verbessern und die Anpassung an ein sich änderndes Klima zu erleichtern, da Frauen sich nun neue Geschäfts- und Ausbildungsbereiche erschließen, die auch nachfolgenden Generationen klimaresistente Einkommensquellen ermöglichen.
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