Hilfsprojekt für verwaiste Elefanten – Sambia
Verwaiste Elefanten brauchen ein neues Zuhause und eine neue HerdeEs ist eine der Fragen, die mir am Häufigsten gestellt wird: “Was kann ich tun, um den Elefanten in Afrika zu helfen?” Um diese Frage zu beantworten, habe ich mir selbst ein Bild vor Ort gemacht und eine Elefanten-Auffangtstation besucht, die sich durch Wilderei verwaisten Elefanten-Babys annimmt.
Wie keine anderen Wildtiere der Savanne üben Elefanten eine magische, wundervolle Anziehungskraft auf uns aus. Sie gelten nicht zuletzt deshalb als wichtige Schlüsselspezies der Ökosysteme, in denen sie leben. Denn wenn wir die Elefanten und ihren Lebensraum schützen, schützen wir damit gleichwohl alle anderen Lebewesen, die mit den Elefanten Tür an Tür wohnen.
Aber warum brauchen die Elefanten überhaupt unsere Hilfe? Lass uns hierzu einen Blick auf die Fakten werfen:
Neuste Forschungen und Zählungen zeigen einen schockierenden Rückgang in der afrikanischen Elefantenpopulation.
Innerhalb des letzten Jahrhunderts wurden über 90% der Elefanten in Afrika ausgerottet – vor allem durch Wilderei. Das Elfenbein, aus dem die Stoßzähne der grauen Riesen bestehen, ist in Asien heißbegehrt. Schnitzereien aus den Elefantenzähnen gelten vor allem in China als Status-Symbol. Auf illegalem Wege wird das Elfenbein von Afrika über den indischen Ozean in die fernen Hafen verschifft. Hochrechnungen zufolge töten Wilderer circa einhundert Elefanten pro Tag, 10.000 Elefanten pro Jahr. Laut National Geographic lässt sich ein paar Essstäbchen aus Elfenbein auf dem chinesischen Markt für mehr als 10.000 US-Dollar verkaufen; mit Schnitzereien verzierte Stoßzähne erzielen auf dem Schwarzmarkt Hunderttausende von Dollar. Es ist ein lukratives Geschäft, das da auf dem Rücken der Elefanten ausgetragen wird.
Nicht zuletzt ist es eine Frage der Moral: Wenn wir die Elefanten verlieren, verlieren wir einen ganz entscheidenden Teil unserer gemeinsamen, weltlichen Seele. Und das gilt schlussendlich für jede Spezies, die wir verschwinden lassen.
Mein Besuch in der Elefanten-Auffangstation
Es war schon lange ein großer Wunsch von mir, mich mehr für die Elefanten einzusetzen. Um dies tun zu können, ist es jedoch zunächst einmal wichtig, zu verstehen, was überhaupt sinnvoll ist, zu tun. Wo Hilfe benötigt wird und wie diese aussieht.
Wichtig vorab: Wer eine Elefantenauffang-Station mit der Erwartungshaltung besucht, die Tiere zu streicheln, mit der Flasche zu füttern, oder sonst wie in Kontakt mit den kleinen Rackern zu treten, der wird hier enttäuscht. Der Kontakt der Schützlinge mit Menschen in der Auffangstation ist streng reguliert, und begrenzt sich auf ein paar wenige Erzieher, die als Familienmitglied anerkannt werden. Es geht wirklich darum, diesen Tieren die beste Chance auf eine Wiedereingliederung in eine wilde Herde zu ermöglichen – und nicht darum, den Wunsch von uns Menschen zu befriedigen, einmal im Leben einen Baby-Elefanten zu streicheln und entsprechendes Foto-Material über die soziale Pinnwand jagen zu können – ein Ansatz, den ich persönlich für wahnsinnig wichtig halte und der die Ernsthaftigkeit des Projektes deutlich macht.
Die Elefanten-Auffangstation in Lusaka, Sambia, wurde von Game Rangers International gegründet und wird vom IFAW mit Spenden unterstützt. Die Arbeit von GRI geht dabei weit über nur die Aufzucht von verwaisten Elefanten-Babys hinaus.
Hier einmal kurz zusammen gefasst, wofür die internationalen Spenden genutzt werden:
Spenden erlauben es der Organisation, nicht nur die Wildtiere direkt zu versorgen, wieder aufzupäppeln und sie irgendwann zurück in die Wildnis zu führen, sondern vor allem auch die lokale Bevölkerung zu unterstützen und aufzubauen, damit sie von der Gegenwart der Elefanten profitieren, zu verstehen lernen, wie sie sicher mit ihnen Tür an Tür leben können.
Spenden werden demnach für drei unterschiedliche Teilbereiche genutzt:
1. Schutz des Lebensraumes und des Ökosystems (durch Ausbildung und Einstellen von Rangern, die die Elefanten beschützen und die Grenzen der Parks patrouillieren.)
2. Beratung & Hilfestellung für die lokale Gemeinde ( in Form von Lösungen für das Zusammenleben zwischen Mensch und Tier, Bildung für Kinder, Aufklärungskampagnen, etc.)
3. Wildtier-Rettung (also die eigentliche Arbeit der Auffangstation in Form von der Rettung und Aufzucht verwaister Elefantenbabys)
Eine besonders unterstützungswerte Initiative ist z.B. die “Little Ndaba” Frauengruppe, die lokalen Frauen (meist zum ersten Mal in ihrem Leben) einen Job gibt: Die Frauen, die in unmittelbarer Umgebung der wilden Tiere leben, lernen dank “Little Ndaba”, Plüschtiere herzustellen, die in der Auffangstation verkauft werden.
Die drei Schritte der Rehabilitation:
Wenn GRI benachrichtigt wird, dass ein verwaistes Elefantenbaby gefunden wurde, gehen sie in drei Schritten vor:
1.Die Rettung:
Wenn die Ranger einen sogenannten “Orphan Alert” erhalten, wird sofort die nötige Medizin und Nahrung für den Elefanten-Waisen vorbereitet. Pläne werden gemacht für die Rettung, den Einfang und den Transport. Manchmal wird ein Flugzeug benötigt – je nachdem wo der kleine Elefant gefunden wurde. Die Kälber sind oftmals sehr schwach, unterernährt und dehydriert und brauchen schnelle und effektive Hilfe von uns Menschen.
2. Die Versorgung:
Wenn sie in der Auffangstation ankommen, sind die Kälber zunächst sehr verwirrt, sie vermissen die Wärme und den Schutz ihrer Mutter und der Herde. Sie werden darum mit warmen Decken zugedeckt und von den Erziehern 24 Stunden am Tag betreut. Jeder Waise erhält eine ganz auf sein Alter und seine Größe abgestimmte Milch-Formel, die im Laufe seines Aufenthaltes hier ständig angepasst wird.
Die Erzieher spielen eine entscheidende Rolle in der Rehabilitation der Kälber. Sie fungieren sozusagen als die “Ersatz-Mama”, begleiten sie auf täglichen Busch-Märschen, geben ihnen Nähe und vermitteln ihnen das Gefühl von Schutz. Dreimal am Tag sind sie außerdem für die Milchfütterung zuständig – und die Elefantenbabys haben diese Zeiten nach kürzester Zeit im Gedächtnis. Wenn die Fütterung auch nur mal fünf Minuten später als normal erfolgt, werden sie durchaus ungehalten
3. Die Rückführung in die Wildnis:
Alle Waisen der GRI-Auffangstation kehren eines Tages in die Wildnis zurück, nämlich in den Kafue Nationalpark in Sambia. Hier werden sie zunächst noch von den Erziehern begleitet, doch der Kontakt mit Menschen wird mehr und mehr reduziert, bis die Elefanten irgendwann wieder vollkommen wild sind. So haben die Erzieher vor allem in diesem Jahr einen unglaublichen Erfolg zu verzeichnen: Eine ihrer Waisen ist zum ersten Mal trächtig von einem wilden Elefantenbullen – der ultimative Beweis dafür, dass die Rehabilitation geglückt ist!
Mein Fazit und meine Tipps:
Es ist mitunter sehr schwer, im heutigen Dschungel von all den NGOS und Tierschutzorganisationen eine zu finden, der man vertrauen kann. Darum war es mir so wichtig, mir direkt vor Ort ein Bild zu machen. Die Angestellten von GRI, die auf die Unterstützung von international operierenden Spendenorganisationen wie dem IFAW angewiesen sind, versicherten mir, dass sie eine ehrliche und wirksame Zusammenarbeit mit IFAW haben.
Zudem hatte ich während meines Besuches hier den Eindruck, dass sie den Fokus ihrer Arbeit richtig und vor allem ganzheitlich setzen. Es geht hier um weitaus mehr, als nur den verwaisten Tieren zu helfen – es geht vor allem darum, das Zusammenleben zwischen Mensch und Elefant an vorderster Front zu verbessern und den Sambiern Stolz und Ehrfurcht für diese wundervollen Tiere mit auf den Weg zu geben. Denn diese Tiere sind ihr nationales und kulturelles Erbe.
Tipps: Wenn du den Elefanten helfen möchtest, habe ich im Folgenden ein paar Ideen für dich, wie du aktiv werden könntest.
1. Du kannst hier einmalig oder monatlich für IFAW spenden und das GRI-Nursery damit unterstützen. Tipp: Anstatt einmal einen großen Betrag zu spenden, ist deine Spende effektiver, wenn du stattdessen einen kleineren Betrag z.B. monatlich spendest, denn so ermöglichst du der Organisation, langfristiger planen zu können, weil sie bereits im Voraus wissen, wie viel Geld ihnen ungefähr zur Verfügung steht. Einmalige Spenden kommen oft unvermittelt und – so großartig auch sie natürlich sind – ich persönlich mag Beständigkeit und wähle deshalb Projekte aus, die ich langfristig unterstütze, anstatt nur einmalig auf einen Hype oder einen Krisenherd zu reagieren. Es macht für dich zudem am Meisten Sinn, über eine internationale NGO wie IFAW zu spenden, da diese auch eine Vertretung in deinem Heimatland haben und du so eine Spendenbescheinigung bekommen kannst, die du dann von der Steuer absetzen kannst.
2. Du könntest selbst als Helfer vor Ort aktiv werden. Es gibt drei verschiedene Möglichkeiten, dem Nursery zu helfen: Entweder als Social Media Experte, als Researcher oder als Gemeinde-Beauftragter. Bitte nimm zur Kenntnis, dass ein solcher Einsatz Geld kostet, denn es bedeutet für die Angestellten vor Ort ein großes Investment ihrerseits, dir alles beizubringen, dich zu schulen und dich zu beherbergen.
3. Wenn du in Sambia bist – besuche die Aufzugstation selbst! Bei der Planung helfen kann dir www.safarifrank.de
Zum Schluss noch ein paar Infos zu IFAW und meiner Partnerschaft mit der Organisation:
Der Leitspruch des International Fund for Animal Welfare lautet “Tiere und Menschen – zusammen wachsen wir.” Wir Erdenbewohner stehen immer größeren, komplexeren Problemen gegenüber: Es gibt immer mehr illegalen Online-Handel, mehr Lärmbelastung der Meere, immer heftigere Unwetter. Seit fünfzig Jahren schon ist der IFAW aktiv, aber sie verfolgen dennoch den Ansatz, immer neue und immer bessere Lösungen zum Schutz der Tiere zu finden. Was mir persönlich besonders gut gefällt, ist dass für IFAW jedes einzelne Tier zählt. Und damit sprechen sie mir persönlich aus der Seele: Nur wenn wir Menschen wieder anfangen, uns um die Natur und die Lebewesen zu kümmern, die auch in unserer direkten Umgebung leben (dieser Spatz, diese Eiche, dieser Fluss!), wird sich auch unser Verhältnis zu unserem Planeten nachhaltig verbessern.
Ich bin nun seit 2019 Botschafter für IFAW und möchte zukünftig viele verschiedene ihrer Projekte in Afrika besuchen, um euch einen Einblick in ihre Arbeit zu vermitteln. Diese Berichterstattung mache ich gratis, IFAW übernimmt lediglich manchmal meine Reise- und Übernachtungskosten.
- Gesa Neitzel, Autorin und IFAW-Botschafterin
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