Australien: Spürhunde schützen den Lebensraum von Koalas
In Australien sind Spürhunde die besten Freunde der KoalasBear Update: Koala-Spürhund bewährt sich während der Buschfeuer in Australien 2019/2020
Bear Update: Koala-Spürhund bewährt sich während der Buschfeuer in Australien 2019/2020
Vielleicht haben Sie schon von Bear gehört, dem Koala-Spürhund der University of the Sunshine Coast (kurz: USC) und dem IFAW. Nicht nur unsere Social-Media-Gemeinschaft liebt ihn, seine Arbeit wurde weltweit von bekannten Persönlichkeiten (Englisch) und in Dokumentarfilmen (Englisch) gewürdigt.
Bear ist ein fünfjähriger australischer Koolie. Wegen seines zwanghaften Verhaltens ist er als Haustier nicht sonderlich gut geeignet, aber perfekt für die Suche nach Koalas in Brandgebieten wie bei den diesjährigen Buschbränden.
Das Aufspüren von Koalas ist meist nicht einfach. Sie sind gut getarnt, leise und sitzen gewöhnlich sehr still. Doch Hunde können riechen, was wir nicht sehen. Auch Koalas. Hunde wie Bear und Hilfsmittel, wie die von der USC entwickelte Drohne mit Wärmebildkamera, erleichtern die Suche nach Koalas ganz erheblich.
Der jüngste Populationsbericht des IFAW zeigt, dass allein im australischen Bundesstaat New South Wales bei den letzten Buschbränden mindestens 5.000 Koalas getötet wurden. Auch viele tausend andere Wildtiere kamen in den Flammen um. Doch Hunde wie Bear können etwas Hoffnung bringen.
Von November 2019 bis April 2020 spürte das „Team Bear“ mehr als 100 verletzte, kranke, dehydrierte oder hungernde Koalas auf, die untersucht und bei Bedarf weiter gepflegt wurden.
Während der Buschfeuer arbeiteten wir mit lokalen Koala-Experten und Tierschutzgruppen zusammen, um die Gebiete zu identifizieren, in denen Koalas vom Feuer betroffen waren. In diesen Gebieten halfen wir bei der Suche nach Koalas – manche wurden bereits verletzt gesichtet, waren aber bisherigen Rettungsversuchen entflohen.
Seitdem haben wir die Überwachung der vom Feuer betroffenen Gebiete in Queensland, New South Wales und im Australisches Capital Territory fortgesetzt. Wir beobachteten Koalas, die in ihre Heimatgebiete zurückkehrten und dort feststellen mussten, dass die Kronen ihrer Lieblingsbäume vollständig verbrannt sind. Andere Koalas überlebten die Feuer in kleinen vom Feuer verschonten Waldgebieten, die nach den Bränden jedoch nun völlig isoliert sind.
Mit USC und weiteren Partnerorganisationen halfen wir dort, wo Hilfe am dringendsten nötig war. Wir stellten medizinische Hilfe und Ausrüstung, unsere langjährigen Erfahrungen in Wildtierrehabilitation sowie Behausungen zur Verfügung und siedelten Tiere im ganzen Osten Australiens um. Unsere Arbeit vor Ort ist auch heute noch nicht abgeschlossen. Koalas wie Ember, die schwere Verbrennungen erlitt, kommen nur langsam wieder zu Kräften.
Wie laufen Einsätze mit Bear ab?
Wie finden wir einen Koala?
Wenn die Brände erloschen und die betroffenen Gebiete wieder zugänglich sind, werden zunächst Drohnen mit Wärmebildkameras vorgeschickt, um die ungefähren Aufenthaltsorte von Koalas zu bestimmen. Dann geht das Team mit Spürhund Bear an die Arbeit.
Sobald er seine Lieblingsanweisung „Los, such!“ (original: Let’s go find!) hört, ist er in seinem Element und nimmt die Witterung auf. Wenn er frischen Kot oder Urin in die Nase bekommt, legt sich flach auf den Boden. Wir wissen, was das bedeutet: „Folgt mir!“ Das kleine 3er-Team besteht aus Bear, seiner Hundeführerin und einem Koala-Experten, der die Baumkronen absucht.
Legt Bear sich flach auf den Boden und geht nicht mehr weiter, zeigt er uns damit, dass wir über uns an diesem Ort in den Bäumen einmal genauer nachsehen sollten. Dieser Moment gehört ihm, und er blickt uns erwartungsvoll an. Ich frage mich, was er wohl denkt, aber bestimmt etwas wie „Nun macht schon, ihr Menschen! Unglaublich. Riecht ihr das denn nicht? Das ist so offensichtlich wie die Nase mitten in einem Koalagesicht!“ Wenn wir den Koala dann endlich entdecken, bekommt Bear als Belohnung seinen Ball. Das ist für ihn das Größte!
Was tun wir, wenn wir einen Koala entdecken?
Nach der Entdeckung beurteilen wir zunächst vom Boden aus den Zustand des Koalas. Anhaltspunkte dafür sind seine körperliche Verfassung, sein Gewicht und die Beschaffenheit des am Baumstamm gefundenen Kots. Dann prüfen wir natürlich, ob es in der Umgebung genug Futter gibt. Anhand dieser Informationen entscheiden wir, ob das Tier gerettet und von einem Tierarzt behandelt werden muss.
Falls ja versuchen wir, den Koala vorsichtig einzufangen. Dazu nutzen wir manchmal eine lange Stange mit einer Flagge an der Spitze, um das Tier dazu zu bewegen, den Baum herabzuklettern. Manchmal stellen wir über Nacht eine „sanfte Falle“ am Boden neben dem Baumstamm auf.
Ist der Koala eingefangen, bringen wir ihn schnell zur Untersuchung in ein Wildtier-Triagezentrum oder ein Koala-Krankenhaus. Verbrennungen lassen sich mit bloßem Auge erkennen, Rauchvergiftungen oft nicht. Koalas in schlechtem Zustand bleiben bis zur vollständigen Erholung in Pflege.
Das Rettungsteam setzt derweil die Suche im Gebiet nach weiteren hilfsbedürftigen Tieren fort. Wir wollen natürlich so viele wie möglich retten, doch die Zeit arbeitet gegen uns. Mit jedem Tag wächst das Sterberisiko für Koalas, die beispielsweise an Infektionen oder Nahrungsmangel leiden.
Werden rehabilitierte Koalas wieder ausgewildert?
Koalas kommen in die Pflege, wenn sie verletzt sind oder anderweitig Hilfe brauchen. Einige benötigen nur etwas Ruhe und Wasser und können bereits einige Tage nach der Aufnahme wieder in ein intaktes Waldgebiet nahe ihrer Fundorte zurückkehren. Andere brauchen mehr Zeit, bis ihre Verletzungen ausgeheilt und sie wieder kräftig genug sind, um auf Bäume zu steigen. Wir versuchen immer, sie wieder in die freie Wildbahn zurückzuführen, wo sie hingehören.
Was tun wir für Bear?
Bear und unser Team gehen nur in Gebiete, die von den Behörden als „sicher“ freigegeben wurden. Das ist in der Regel der Fall, sobald sich der Boden abgekühlt hat und keine anderen der in Brandgebieten oft verborgenen Gefahren mehr bestehen. Im Gelände hält sich das Team genau an die behördlichen Vorschriften und Protokolle. Alle tragen Schutzkleidung, und Bear seine berühmten „Stiefelchen“.
Dank professioneller Ausrüstung kann das Team den ganzen Tag lang im Einsatz bleiben. Pausen brauchen meist zuerst die Menschen, nicht Bear! Eine Sache, die Bear aber liebt: ein kurzes Bad in großen Pfützen. Doch stets nur für einige Sekunden – dann ist er wieder auf den Beinen und sucht!
Wie jeder andere Hund auch, ist Bear immer für Belohnungen zu haben, aber zusätzliches Futter und Wasser sind während eines Einsatzes noch besser geeignet, um seine Energiereserven aufzufüllen. Unterstützung bekommt das USC-Spürhunde-Programm hier auch seit vielen Jahren durch das australische Familienunternehmen „Huds and Toke“, das Leckerlies für Haustiere herstellt.
Wie geht es mit dem USC-Spürhunde-Programm weiter?
Seit 2015 bilden wir Bear und vier andere Hunde im Rahmen des USC-Programms „Detection Dogs for Conservation“ (Spürhunde im Dienst des Tierschutzes) aus, und die Erfolge nach den Buschbränden Ende 2019 und Anfang 2020 zeigen die Bedeutung dieser Arbeit.
Wir wollen Forschungs- und Förderprogramme dazu nutzen, um möglichst viel aus dieser beispiellosen und verheerenden Buschbrandkatastrophe zu lernen: Wo haben Koalas überlebt? Haben Sie noch genug Futter in diesen Lebensräumen? In welchem Gesundheitszustand sind die Koalas heute und wie sieht die weitere Entwicklung aus? Es gibt noch viel zu erforschen und zu lernen, damit wir den Koalas in der nächsten Buschbrandsaison besser helfen können.
Während die Welt sich auf die COVD-19-Pandemie konzentriert, setzt Bear seine Arbeit fort. Unsere Experten der USC und unsere Partner vor Ort wissen, dass die Buschbrände wiederkommen werden.
Wir werden gut vorbereitet sein – auch darauf, einem glücklichen und aufgeregten Bear den nächsten Ball zuzuwerfen.
– Dr. Romane Cristescu, USC-Programm „Detection Dogs for Conservation“
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