Camp fire in Kalifornien: auf der Suche nach Hoffnung

Auf allen Vieren kroch er durch die Asche, durchsuchte mit einer Stirnlampe finstere Häuser und versuchte, verängstigte Katzen unter Kommoden und aus Schränken hervorzulocken – Louis Lombas hatte es vergangene Woche im kalifornischen Paradise mit ganz besonderen Herausforderungen zu tun.

Louis Lombas ist Tiernotrettungs-Experte und arbeitet mit dem Katastrophenhilfe-Team des IFAW zusammen. Als er zum Einsatz beim Camp Fire gerufen wurde, packte er sofort seine Tasche und verließ seine Heimat Mississippi, um den IFAW vor Ort zu unterstützen. Aufgrund des verheerenden Waldbrandes mussten tausende Tiere vorläufig untergebracht und viele weitere gerettet werden.  

Zusammen mit unserem Partner, der North Valley Animal Disaster Group, machten wir uns in der kalifornischen Stadt Chico an die Arbeit. Wir steigerten die Effizienz in den Unterkünften und verbesserten die Organisation, pflegten verletzte Tiere und erstellten sogar eine Datenbank mit streunenden Tieren, damit Haustieren wieder ihren Besitzern übergeben werden konnten.

Der IFAW lieferte auch entscheidende Unterstützung für den Such-und Rettungsdienst. In der ersten Woche hatte Louis Lombas geholfen, Unterbringungsmöglichkeiten zu finden.Dann erhielt er den Auftrag, die Feuergrenze zu überschreiten. Gemeinsam mit Brian, einem örtlichen Tierschutzbeauftragten, bildete er eines von 17 Teams, das an diesem Tag die Brandzone betrat.

Louis und Brian fuhren nach Paradise. Die Stadt war vom Waldbrand fast vollständig zerstört worden. Die Zerstörung erstreckte sich über Kilometer , ganze Stadtviertel wurden von der Feuerwalze vernichtet, von den Häusern blieb nur Asche. Die beiden Männer sollten an diesem einen Stapel mit über 20 Anruflisten durchzuarbeiten - Notrufe von Einwohnern, die darum baten, dass jemand nach ihren geliebten Haustieren suchte. Weil es bei der Evakuierung auf jede Sekunde ankam, waren die Tiere zurückgeblieben. Viele Menschen waren zu dem Zeitpunkt bei der Arbeit gewesen  und konnten nicht mehr nach Hause zurückkehren, weil sich das Feuer in hohem Tempo und bei extrem heißen Temperaturen ausbreitete. Viele gaben den Rettungsdiensten die Erlaubnis, Fenster einzuschlagen oder Türen aufzubrechen, um nach den Haustieren zu suchen. Einige Anrufer hatten Infos hinterlassen, wie etwa „Schlüssel unter der Fußmatte“ oder „unverschlossenes Wohnzimmerfenster“. Doch als Louis und Brian eintrafen, mussten sie oft feststellen, dass nach dem Brand nichts von den Häusern übrig geblieben war.

Das Zweierteam durchstreifte ein Labyrinth aus niedergebrannten Gebäuden, klopfte an Wände, um Tiere herauszulocken, und suchte in den Trümmern nach Anzeichen von Bewegung. Dabei deponierten sie Wasser und Futter an Stellen, an denen sich Haustiere vielleicht einfinden würden, auchfür Tiere wie  Ziegen und Hühner, die sich vor Ort in Sicherheit gebracht hatten.

Im Innern der noch intakten Häuser gab es überall deutliche Anzeichen für die Liebe der Bewohner zu ihren Tieren – von Zetteln mit der Botschaft „Bitte rettet unsere Haustiere“ bis zu einem gigantischen Ölgemälde einer persischen Katze, das die gesamte Wand desSchlafzimmers einnahm.

Die größte Herausforderung für Louis und Brian bestand jedoch immer wieder darin, die Tiere überhaupt zu finden. Besonders Katzen, die von dem Brand und den Fremden in ihrem Zuhause traumatisiert waren, ließen sich schwer retten. Sie versteckten sich unter Betten, in Schränken und Schubladen, sogar hinter Bücherregalen. Auf allen Vieren, mit Stirnlampen und Taschenlampen ausgerüstet, gelang es den Helfern nur mit viel Überzeugungskraft und reinem Glück, die Katzen aus ihren Verstecken zu locken.

Am Ende konnten sie  sechs Katzen retten, darunter eine weiße Katze namens Booki. Sämtliche Tiere wurden zu einer Übergabestelle gebracht und dort mit ihren Familien vereint.

Louis und Brian waren an diesem Tag die letzten Helfer vor Ort. Sie blieben,  bis die Suche abgeschlossen und ihre Mission erfüllt war. Für Menschen, die in so kurzer Zeit so viel verloren haben, sind ihre Haustiere oft ein Stück Hoffnung, das ihnen Halt geben kann. Für Louis und die anderen Rettungshelfer gibt es kaum etwas Schöneres, als diese so wichtigen Familienmitglieder sicher zurückzubringen.