Schutz der Küstenökosysteme in Kenia
Schutz des marinen Lebens in KeniaGestrandete Delfine und Wale retten: Gemeinden in Kenia helfen
Gestrandete Delfine und Wale retten: Gemeinden in Kenia helfen
Wenn man an Kenia denkt, denken viele zunächst an Safaris, Wildtiere wie Elefanten oder Löwen und an atemberaubende Landschaften. Aber wussten Sie, dass einige der wertvollsten Schätze des Landes unter dem Meeresspiegel zu finden sind? Kenia verfügt über 600 Kilometer malerische weiße Sandstrände, die von wiegenden Palmen und dem warmen Wasser des Indischen Ozeans eingerahmt werden. Diese Gewässer bieten einen Zufluchtsort für zahlreiche Meeresbewohner wie Wale, Delfine und Meeresschildkröten und sind zeitgleich die Lebensgrundlage vieler Menschen.
Flora und Fauna hegen und gleichzeitig die Menschen vor Ort unterstützen
Jeden Morgen aktualisieren die örtlichen Fischer am Turtle Bay Beach in der kenianischen Küstenstadt Watamu eine einfache Tafel, auf der sie ihre Fänge des Tages ankündigen - Thunfisch, Garnelen, Krabben und Fisch, alles in Kreide aufgelistet und mit schönen Zeichnungen illustriert. Hundert Meter weiter überzeugen Menschen mit Booten Touristen davon, mit ihnen im Watamu Marine Park Delfine zu beobachten. Ohne eine gesunde und lebendige Meereswelt wären diese Menschen auf der Stelle arbeitslos.
Doch wie wir alle mittlerweile Wissen, unterstützen diese Gewässer nicht nur das Wirtschaftswachstum und die Lebensgrundlagen der Menschen vor Ort, sondern tragen auch dazu bei, die Folgen der Klimakrise abzumildern. Meeressäuger wie Delfine und Wale, die auch vor der kenianischen Küste leben, binden Kohlenstoff aus der Atmosphäre, sie sind eine sogenannte Kohlenstoffsenke. Zum Vergleich: Ein Wal bindet jährlich etwa 33 Tonnen CO². Ein Baum hingegen bindet etwa 0,02 Tonnen pro Jahr.
Strandungen nehmen zu
Leider werden die Meere Ostafrikas durch den zunehmenden Seeverkehr, die Überfischung, die Klimakrise, die Verschmutzung und seismische Erkundungen zunehmend belastet. Ein Zeichen für diese Probleme ist die steigende Zahl der gemeldeten Strandungen von Meeressäugern. Laut einer Studie von „Kenya Marine Mammal Research and Conservation“ wurden zwischen 2004 und 2019 insgesamt 25 Delphin- und Walstrandungen an der kenianischen Küste gemeldet. Das entspricht einem Durchschnitt von weniger als zwei Strandungen pro Jahr. Allein im Jahr 2020 kam es jedoch zu einem sprunghaften Anstieg der Strandungen, mit 12 gemeldeten Vorfällen entlang der kenianischen Küste. Im Jahr 2021 stieg diese Zahl auf 18. Im Jahr 2024 wurden bereits 17 Fälle gemeldet - dabei liegt das Jahr noch nicht hinter uns.
Wenn nichts unternommen wird, werden die Populationen der Meeressäuger hier schrumpfen, was die Lebensgrundlagen der Gemeinden zerstören und die Fähigkeit des Ozeans Kohlenstoff zu binden untergraben würde. Doch mit den richtigen Werkzeugen und Schulungen können die Gemeinden einen wichtigen Teil dazu beitragen, ihre Küsten zu bewahren – z.B. auch, indem sie verfangene Wale und gestrandete Delfine retten.
Ausbildung zur Rettung von Meeressäugern
Aus diesem Grund veranstaltete der IFAW im März 2024 den ersten Workshop zur Rettung von Meeressäugern in Kenia. Dazu luden wir 40 lokale Schlüsselakteure aus dem Meeresbereich entlang der kenianischen Küste ein: Fischer, Strandverwaltungseinheiten, Mitglieder von Tauchclubs und gemeindebasierten/Graswurzelorganisationen Organisationen, Rangerinnen und Ranger, die in Kenias Meeresparks arbeiten, und Beamtinnen und Beamte des Kenya Marine and Fisheries Research Institute (KMFRI).
Unter der Leitung von IFAWs Brian Sharp, unserem Programmdirektor für die Rettung von Meeressäugern, wurden die Teilnehmer auf den neuesten Stand der besten Praktiken im Walmanagement und -schutz gebracht.
Der erste Tag der Schulung war eine theoretische Meisterklasse, die die Bedrohungen für das Meeresleben in Ostafrika beleuchtete und auf die dringende Notwendigkeit hinwies, auf Meldungen von gestrandeten und verfangenen Tieren so zu reagieren, dass die Sicherheit und das Wohlergehen der Meeresbewohner Vorrang haben. Die Rettung eines Tieres, das 15 Mal so groß ist wie ein durchschnittlicher Mensch, ist keine Kleinigkeit, vor allem wenn es gestresst ist. Den Fischern wurde beigebracht, die verhedderten Angelschnüre mit einem einfachen Enterhaken zu fassen und Bojen an den Fanggeräten zu befestigen, um den Wal an der Oberfläche zu halten und so die Gefahr zu verringern, dass er in die Tiefe taucht und die Fischer gefährdet. Diese Technik ermöglicht es dem Team, den verhedderten Wal in einem kleinen Schlauchboot einzuholen. Von dort aus wurde den Teilnehmern gezeigt, wie sie in einer stabilen Position stehen und einen Greifhaken in Richtung der nächstgelegenen Schnur werfen können. An den verbleibenden zwei Tagen führten die Ausbilder die Teilnehmer durch technische Übungen auf dem Wasser und am Strand, bei denen sie die am ersten Tag erlernten Fähigkeiten anwendeten.
„Ich komme aus einer Fischerfamilie“, sagte Yahya Idarus, Vorsitzender der Shella Beach Management Unit und Teilnehmer der Schulung. „Der Ozean bedeutet alles für uns. Wenn wir ihn nicht schützen, werden wir keine Nahrung und kein Einkommen haben.“
In der Schulung lernte er die richtige Technik, um einen Wal mit Hilfe eines Greifers und eines Seils aus dem Fanggerät zu befreien. Wenn Fischer ihr Fanggerät auf See verlieren, haben sie ihre Möglichkeit verloren, Geld zu verdienen und ihre Familien zu versorgen. Wenn sie sich zu helfen wissen, können sie wertvolle Meereslebewesen schützen und gleichzeitig ihren Lebensunterhalt sichern.
Als Leiter einer Strandmanagement-Einheit ist Yahya überzeugt, dass seine neu erworbenen Fähigkeiten es ihm ermöglichen werden, seinen Einfluss auszuweiten. Er möchte die Einstellung der Gemeinden in Lamu County für einen besseren Schutz des Meeres ändern. „Das große Ganze geht über die Rettung von Walen und Delfinen hinaus", sagte er. „Es geht darum, dass meine Gemeinde Verantwortung für den Meeresschutz übernimmt, um unsere Zukunft zu schützen.“
Erfahren Sie mehr über IFAWs Arbeit zur Rettung von Meeressäugern >>
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