Schutz Asiatischer Elefanten – China
Die Populationen des Asiatischen Elefanten erhalten, durch Förderung der friedlichen KoexistenzIch erinnere mich genau, wie ich 1997 entlang der Elefanten-Wanderroute durch einen dichten Bambuswald im Mount Kenya Nationalpark fuhr. Diese riesigen perfekt gewölbten grünen Tunnel erlaubten es uns, eine unwegsame Gegend zu durchqueren. Dabei waren wir nur eines von vielen unterschiedlichen Lebewesen, die diese „Waldautobahnen“ nutzten. Hier erlebte ich erstmalig, wie Elefanten ihren Lebensraum gestalten und zum Wohle aller positiv beeinflussen können. Wenn Elefanten die Gebiete durchstreifen, formen sie neue Lichtungen, und das eindringende Sonnenlicht sorgt dafür, dass andere Arten von Tieren und Pflanzen gedeihen und sich entfalten können.
Bei der diesjährigen UN-Klimakonferenz (COP26), einer der wichtigsten seit Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens, setzen wir uns dafür ein, einen stärkeren Fokus auf Investitionen in die Natur zu legen, um den Klimawandel zu bekämpfen. Mich inspiriert es zu sehen, wie Tiere wie z.B. Elefanten ihren Lebensraum positiv beeinflussen und so zur Erholung des Klimas insgesamt beitragen.
Elefanten brauchen Raum, um ihre Bedürfnisse befriedigen zu können. Der IFAW setzt sich unermüdlich dafür ein, eine bessere Zukunft für Elefanten und ihre Lebensräume zu schaffen - sei es durch den Schutz von Lebensräumen, die Einbindung der Bevölkerung vor Ort zur Reduzierung von Mensch-Elefant-Konflikten oder durch die Erforschung neuer Lösungen im Kampf gegen die Wilderei und andere Formen von Wildtierkriminalität.
Gartenarbeit und Samenverteilung
Ausgewachsene Elefanten nehmen täglich zwischen 140 und 300kg an Nahrung zu sich. Somit wandert eine ganze Menge an Rinde, Pflanzenteilen und Früchten durch den Verdauungstrakt dieser sympatischen Riesen. Auf ihren Wanderrouten durch Wälder und Savanne scheiden sie die Samen mit ihren Exkrementen aus und sorgen so für deren Verteilung.
Da die Elefanten lange Strecken zurücklegen, können sich die Samen sehr weitläufig verteilen. So kann es passieren, dass Pflanzenreste in bis zu 60 Kilometern Entfernung von ihrem ursprünglichen Wuchsort ausgeschieden werden.
Elefantendung ist zudem ein sehr nährstoffreicher Dünger, der Keimung und Wachstum der Pflanzen begünstigt. Dies führt dazu, dass die Pflanzen sich in neuen Gegenden ansiedeln können, wo sie vielen Tieren als Lebensraum und Nahrung dienen.
Somit trägt dieser „Spezialist für Samenverteilung“ zur Ausbreitung von Pflanzenarten und zur Vergrößerung der Artenvielfalt bei. Tiere und Pflanzen haben sich im Laufe von Jahrmillionen im gegenseitigen Zusammenspiel weiterentwickelt, um ihre Überlebenschancen zu verbessern.
Landschaftsgärtner der Erde
Elefanten helfen jedoch nicht nur bei der Samenverteilung. Sie sind auch als Landschaftsgärtner erfolgreich. Bei ihren Streifzügen durch Wälder und Savanne werfen sie Unterholz und Bäume nieder, die ihnen den Weg versperren oder um an die nahrhaften Blätter zu gelangen. Dies scheint auf den ersten Blick eher rabiat, aber es trägt entscheidend zur Gesundheit der Ökosysteme bei.
Bei ihren Wanderungen öffnen die Elefanten Wege für andere Tiere. Und wenn die Elefanten im Schlamm nach Mineralien graben, kommt dies anderen Tier- und Pflanzenarten in Wäldern und Savanne zugute. Im Vorbeigehen abgerissene Äste helfen kleineren Tieren an Nahrung zu gelangen, die sonst unerreichbar gewesen wäre. Sie reißen Dornenbüsche nieder und sorgen dafür, dass offene Flächen nicht überwuchert werden.
Elefanten sind zudem als Brunnenbauer erfolgreich. Mit Hilfe ihrer Füße, Rüssel und Stoßzähne graben sie Löcher, in denen sich Grundwasser sammelt. An diesen Wasserlöchern können dann auch andere Tiere ihren Durst stillen. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Düngung durch Elefanten in saisonalen Feuchtgebieten die Bodenfruchtbarkeit erhöht und zu größerem Reichtum an Fischen in Flüssen führt.
Ihre Aufgabe bei der Kohlenstoffbindung
Forscher untersuchten, welche Rolle Elefanten bei der Speicherung von Kohlenstoff in der Landschaft spielen. Die Resultate zeigen, dass die Tiere wahre „Ökosystem-Ingenieure“ sind. Indem sie die Landschaft durchstreifen und in dicht bewachsenen Gebieten junge Bäume entwurzeln, kann wieder Licht durch das Kronendach dringen, was den am Boden wachsenden Pflanzen zugutekommt. Die verbliebenen Bäume können höher wachsen und sich ausbreiten, wodurch sie später mehr Kohlenstoff speichern können. Die Auswirkungen auf einzelne Bäume und auf ganze Bestände sind beträchtlich.
Wenn allein die Bestände der Waldelefanten sich erholen und ihre frühere Größe erreichen würden, könnten sie in diesen Landschaften zur Speicherung riesiger Mengen Kohlenstoff beitragen. Rechnerisch würde das eine CO²-Speicherung von 6.000 Tonnen pro Quadratkilometer bedeuten, eine Ökosystemleistung im Wert von ungefähr 150 Milliarden USD.
Angesichts der Prognosen, dass sich der Preis für Kohlenstoff bis 2030 verzehnfachen wird, könnte der Betrag innerhalb der nächsten zehn Jahre auf über eine Billion USD steigen. Somit würde der rein „finanzielle“ Wert eines lebenden Elefanten sehr schnell den Betrag übersteigen, mit dem Menschen sein Elfenbein bewerten. Natürlich ist es schwierig, die Auswirkungen von Elefanten auf Marktmechanismen zu messen. Aber allein die dringende Empfehlung, den Nutzen lebender Elefanten über den toter Elefanten zu stellen, enthält eine starke Botschaft.
Artenschutz und Bekämpfung des Klimawandels
Das derzeitige Artensterben ist gewaltig. Noch nie war es so offensichtlich, dass wir Elefanten und weitere Arten gemeinsam schützen und dafür sorgen müssen, dass sie in ihrem Lebensraum leben, umherstreifen und sich entfalten können. Der Große Elefanten Zensus (offiziell „Great Elephant Census“) hat bestätigt, dass die Bestände der Afrikanischen Savannenelefanten in den Jahren zw. 2007 und 2014 um 30 Prozent zurückgegangen sind.
Es ist klar, welch bedeutende Rolle die eine gesunde Natur bei der Bewältigung der Klimakrise spielt, und naturbasierte Lösungen sind gefragt. Studien zufolge kann die Erhaltung der Natur bis zu einem Drittel der erforderlichen Kohlenstoffminderung liefern, um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen. Die Natur mit den in ihr lebenden Tieren und Pflanzen trägt entscheidend dazu bei, die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern. Zudem kann sie uns helfen, uns auf kostengünstige Weise an dessen Langzeitfolgen anzupassen. Deshalb ist es entscheidend, dass wir Wildtiere und unsere Naturlandschaften schützen.
Ich nehme an der Klimakonferenz teil, um zu verstärkten Investitionen in die Natur aufzurufen. Es wäre naiv zu glauben, wir könnten unseren Planeten retten, ohne die Natur zu schützen. Deshalb möchte ich daran erinnern, welch entscheidende Rolle die Natur und die Artenvielfalt für eine nachhaltige Zukunft spielen. Forschung und Natur- sowie Artenschutz müssen stärker gefördert werden, da die derzeitigen Mittel bei Weitem nicht ausreichen. Kurz gesagt können wir es uns nicht leisten, untätig zu bleiben: die Welt muss zeigen, dass ihr der Schutz der Natur und der Artenvielfalt am Herzen liegt.
Dabei sind wir alle gefragt. Genau wie Elefanten den Weg für neues Wachstum bereiten, müssen auch wir unsere Energie nutzen, um unseren Planeten zu retten.
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