Resilienz von Gemeinden stärken – Indonesien
abgelegen, aber gerüstetDie Simulation eines Vulkanausbruchs - Hilfe für ländliche Gemeinden in Indonesien
Die Simulation eines Vulkanausbruchs - Hilfe für ländliche Gemeinden in Indonesien
Unser Programm für Katastrophenhilfe möchte Einzelpersonen und lokale Gemeinschaften in katastrophengefährdeten Gebieten stärken, indem es ihnen hilft, ihre Nutz- und Haustiere im Katastrophenfall besser zu versorgen. Indonesien hat so viele aktive Vulkane wie kein anderes Land der Welt.
Katastrophenschutzplan erstellen
Konzepte zur Risikominderung und -vorbereitung von Tierhalter:innen auf Naturkatastrophen gibt es in Indonesien kaum. Das Programm des IFAW zielt darauf ab, mit den Menschen vor Ort einen funktionierenden Katastrophenschutzplan zu erstellen, der auch Tiere berücksichtigt. Tiere und deren Notfallversorgung sollen in das grundlegende Katastrophenmanagement aufgenommen werden und bei der gesamten Planung mitbedacht werden. Das Programm umfasst Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen zur Tiergesundheit und zur Katastrophenvorsorge in den Gemeinden sowie Maßnahmen zur Reduktion möglicher Schäden durch Katastrophen.
Die Insel Bali in Indonesien beherbergt zwei aktive Vulkane, den Mount Agung und den Mount Batur. Im Jahr 2017 brach der Mount Agung aus und zwang mehr als 100.000 Menschen, ihre Häuser zu verlassen. Damals hatten die Bewohner:innen der betroffenen Gebiete noch nicht das Wissen, wie sie nicht nur sich selbst, sondern auch ihr Haus- und Nutztiere, die Lebenserhaltungsgrundlage für viele Menschen retten könnten. Die Folgen waren verheerend.
Gründung von Katastrophenschutzgruppen
Deshalb wurden danach mit Unterstützung von BAWA (Bali Animal Welfare Association) und des IFAW (International Fund for Animal Welfare) in den Dörfern Bunga und Bonyoh Katastrophenschutzgruppen eingerichtet, die sich aktiv um die Vorbereitung ihrer Gemeinden auf künftige Katastrophen kümmern. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftsamt der Region Karangasem und der regionalen Katastrophenschutzbehörde der Region Karangasem durchgeführt und bezieht die Dorfgemeinschaften, die örtlichen Bauerngruppen und die Beamt:innen der Dörfer mit ein.
Für dieses DRRR-Programm auf Bali ist Jennifer Gardner aus dem US-amerikanischen Team des IFAW verantwortlich. Um die Bevölkerung zu trainieren, plante Jennifer für den 20.04.2023 im Rahmen des „National Preparedness Day 2023“ in der Gemeinde Bunga, mit der der IFAW eng zusammenarbeitet, einen Vulkanausbruch, genauer gesagt den Ausbruch des Mount Agungs, zu simulieren. Ich darf mit ihr und unseren Projektpartnern von BAWA an diesem Event teilnehmen und die Simulation begleiten.
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Für mich ist das die einmalige Gelegenheit, mitzuerleben, wie die Bevölkerung sich und ihre Nutztiere auf Katastrophen vorbereiten und ein Training dieser Art abläuft. Die Simulation des Vulkanausbruches ist kein einfaches Unterfangen: Auf diesen Tag wurde sich monatelang vorbereitet. Was ich vor Ort erlebe, ist das Ergebnis großer Mühen und harter Arbeit viele unterschiedlicher Akteur:innen.
Ernstfall proben
Die gesamte Gemeinde, viele Bauern und auch die Kinder nehmen an der Evakuierungssimulation teil. Der Anführer im Dorf spielt eine besonders wichtige Rolle: Er übernimmt federführend das Kommando und ist letztlich für die gesamte Organisation verantwortlich. Ein falsches Kommando kann in einer Evakuierung verheerende Auswirkungen haben und auch in einer Übung den geplanten Ablauf durcheinanderbringen. Zunächst musste eine Sammelstelle im Dorf festgelegt werden, an dem sich der Anführer und die Gemeinde im Ernstfall und auch im Rahmen der Simulation treffen werden. Der IFAW und BAWA fertigten Schilder an, um den überlebenswichtigen Weg zum Evakuierungspunkt zu kennzeichnen. In Katastrophenfällen ist es besonders wichtig, Orientierung für die betroffenen Menschen zu ermöglichen. Nachdem der Alarm ausgelöst und damit der Startschuss für die Evakuierungssimulation gegeben wurde, sammelten sich alle Dorfbewohner am vereinbarten Evakuierungspunkt. Ab jetzt wurde der Ernstfall geprobt.
Die Simulation umfasste den Aufbau eines Notfall-Kommunikationssystems, das Üben von Evakuierungsstrategien, Treffen logistischer Vorkehrungen, der Sicherstellung von Essensversorgung, Erste-Hilfe-Maßnahmen für verletzte Menschen sowie Verwaltungs- und Dokumentationsprozesse. Zu letztgenanntem Punkt gehört auch die Erfassung von verletzten Tieren. Besonders bemerkenswert an dieser Simulation war, dass sogar versucht wurde, das Vieh zu trainieren, ruhig in einen Unterschlupf zu gehen. Die Evakuierungsmaßnahmen schlossen aber auch die Haustiere, etwa die der Dorfbewohner:innen; mit ein.
Mit steigendem Alarmniveau wurden Tiere und Menschen evakuiert sowie verletzte Opfer auf Tragen abtransportiert. Außerdem richteten die Gemeindebewohner einen Schutzraum für Menschen, einen Tierunterstand, ein Erste-Hilfe-Zelt, ein Zelt für das verantwortliche Katastrophenkomitee sowie eine Küche ein. Es war erstaunlich zu sehen, wie die Gemeinde innerhalb kürzester Zeit mit Hilfe von Bambus und Schutzplanen die Stationen von Grund auf selbst errichtete.
An der Simulation nahmen insgesamt 250 Gemeindemitglieder teil, dazu waren Vertreter:innen der Regierungsbehörden für Katastrophenmanagement und Viehzucht in Karangasam und aus der Provinz Bali vor Ort zu Besuch. Der Erfolg der Veranstaltung wurde vom Leiter der Katastrophenmanagementbehörde von Bali sichtlich erfreut aufgenommen. Er beglückwünschte die Teilnehmenden nicht nur, sondern sprach auch den Wunsch aus, dieselbe Initiative möge auch in anderen Provinzen und auf nationaler Ebene Nachahmung finden.
Vorbereitung auf echte Katastrophenfälle
Für mich ist klar geworden, wie groß die Erwartungen der Gemeinde Bunga sind, dass dieses Training ihr praktisch hilft, sich in Zukunft besser auf mögliche Katastrophen vorzubereiten und damit etwa eine erneute Panik wie beim Ausbruch des Mount Agung 2017 zu vermeiden. Durch Gespräche mit Gemeindemitgliedern habe ich viel Dankbarkeit gegenüber dem DRRR-Projektteam des IFAW gespürt und auch den Stolz darüber, dass in der Gemeinde Bunga diese Simulation durchgeführt wurde. Die Gemeinden auf Bali beschäftigen sich nur ungern mit der Möglichkeit von Naturkatastrophen. Es war deshalb von Vorteil, dass der Tag mit einer Portion Unterhaltung einherging. Es ist wichtig, dass die Menschen der Simulation mit einer gewissen Leichtigkeit begegnen können, denn das hilft ihnen, sich der realen Gefahr einer Naturkatastrophe vorbereitend zu stellen.
Die Vorbereitung auf Naturkatastrophen ist unerlässlich und Trainings wie dieses sind entscheidend, damit die Gemeinden bestmöglich vorbereitet sind. Mit der richtigen Ausbildung und Vorbereitung können Gemeinden den Verlust von Menschenleben und Tierleben in Folge einer Naturkatastrophe deutlich reduzieren. Diese Simulation ist ein hervorragendes Beispiel dafür, welchen großen Unterschied proaktive, vorausschauende Maßnahmen machen.
-- Vanessa Nowacki, IFAW Deutschland
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