Schutz der Koalas: Rettung, Rehabilitierung, Auswilderung und Erhaltung - Australien, New South Wales
Pflanzen wir eine Zukunft für Koalas: einen Baum nach dem anderenDer Natur- und Artenschutz schaut oft übergreifend auf das Überleben einer ganzen Art. Doch zeigt sich hierbei auch: Einzelne Tiere können sehr wichtig sein. Nähern sich Populationen einem Kipppunkt, kann das Überleben einzelner Tiere sogar einen großen Unterschied machen. Ein Blick auf die Lage der Koalas in Australien nach den verheerenden Bränden des sogenannten „Black Summer“ (deut.: Schwarzer Sommer) 2019/2020 verdeutlicht dies.
Wir vom IFAW sind davon überzeugt, dass jedes Tier eine Bedeutung, ein Einfühlungsvermögen und eine Würde hat. Und wir wissen, dass die Rettung und der Schutz einzelner Tiere einen wichtigen Beitrag zum Erhalt von Ökosystemen beitragen kann. Unser aller Leben ist miteinander verwoben, wenn es den Tieren und der Natur gut geht, geht es auch uns gut.
Koalas am Abgrund
Die Brände während des australischen Sommers 2019/20 waren für die Koalapopulation vor Ort, die bereits systemischen Bedrohungen – z.B. dem Verlust des Lebensraums und Krankheiten – ausgesetzt war, katastrophal. So stellte der „Black Summer“ auch für die tierische Ikone Australiens eine große Gefahr dar, und es waren zusätzliche Maßnahmen erforderlich, um ihnen zu helfen.
Die Situation der Koalas während des „Black Summer“ war symptomatisch für die Krise, in der sich viele Wildtiere befinden. Dementsprechend erkannten wir die Notwendigkeit eines zusammenhängenden und koordinierten Ansatzes, um die rechtzeitige Rettung und Behandlung kranker, verletzter und verwaister Wildtiere unmittelbar nach Buschbränden zu gewährleisten.
Darüber hinaus bestand die dringende Notwendigkeit, die Kapazitäten und die Ausbildung von tierärztlichem Personal in der Wildtierpflege zu erhöhen. Das Ausmaß der Krise machte deutlich, dass viele der Fachleute vor Ort nicht über das notwendige Wissen und die Ressourcen verfügten, um so effektiv reagieren zu können, wie sie es sich gewünscht hätten.
Schnelle, koordinierte Hilfe
Die Zusammenarbeit mit unseren Partnern ermöglichte es uns, schnell auf die wachsenden Bedürfnisse zu reagieren. Der IFAW entsandte geschulte Einsatzkräfte, um die Rettungs- und Intensivpflege vor Ort zu unterstützen, stellte Unterstützung für Tierkliniken bereit und lieferte wichtige Ressourcen für die Rettungsteams an vorderster Front.
Unsere langjährige Partnerschaft mit Detection Dogs for Conservation (DDC) der University of the Sunshine Coast (UniSC) ermöglichte es dem vom IFAW und UniSC ausgebildeten Koala-Spürhund Bear, mit seiner bemerkenswerten Nase mehr als 100 Koalas in den von Bränden betroffenen Landschaften aufzuspüren. Dieser Einsatz war bahnbrechend und wurde in der Dokumentation „Bear: Koala Hero“ gezeigt.
Ein Grundstück, auf dem wir mit dem DDC-Team zusammengearbeitet haben, war das Two Thumbs Wildlife Sanctuary – eine Auffangstation im Süden von New South Wales (NSW), die James Fitzgerald gehört. Am 23. Januar 2020, auf dem Höhepunkt des „Black Summer“ zerstörte ein Feuer das Haus von Fitzgerald und verwüstete die Auffangstation. Viele dort beheimatete Wildtiere waren betroffen. Einen weiteren traurigen Tiefpunkt fand die Tragödie als drei Feuerwehrleute an Bord eines Löschflugzeugs auf tragische Weise starben, nachdem ihr Flugzeug beim Versuch die Flammen in und um die Auffangstation zu löschen, abgestürzt war.
Seit diesem tragischen Tag hat es sich Fitzgerald zur Aufgabe gemacht, so viele Tiere wie möglich zu retten. Das Team Bear nahm an „black walks“ (deut.: Schwarze Wanderungen) auf den von Bränden betroffenen Gebieten teil und konnte acht Koalas ausfindig machen und retten – darunter Mutter und Jungtier Jessie und Amelia sowie den Überraschungsnachwuchs Jazz. Ein Hoffnungsschimmer inmitten der verheerenden Verwüstung.
Nur ein Jahr später und damit bevor sich die Landschaft und auch die Gemeinden vollständig vom „Black Summer“ erholen konnten, wurden viele der vom Feuer betroffenen Regionen von katastrophalen Überschwemmungen heimgesucht. Der IFAW bot Dutzenden von Wildtierpflegenden und Rettungsteams Unterstützung an und spendete viele wichtige Ressourcen, z.B. Brutkästen, Heizungen und Futter. Unsere langjährigen Beziehungen zu Rettungsteams und Regierungen vor Ort ermöglichten es uns, Hilfe und Ressourcen dort bereitzustellen, wo diese benötigt wurden. Fast genau ein Jahr später wurde diese Unterstützung nach einer weiteren Flut erneut benötigt.
Ausbau der tierärztlichen Kapazitäten
Neben Bemühungen im Bereich der Tierrettung arbeiteten wir am Aufbau tierärztlicher Kapazitäten, um den Zustrom verletzter Wildtiere im ganzen Land behandeln zu können, und stellten dafür die erforderlichen Mittel und Unterstützung bereit.
Wir sponserten ein Vollzeit-Tierärzteteam bei unserem langjährigen Partner Friends of the Koala, was es ihnen ermöglichte, zur lizenzierten Tierklinik zu werden und die eigene Kapazität zu erhöhen, um Hunderte von Koalas pro Jahr vor Ort behandeln zu können.
In Tasmanien ermöglichte unsere Unterstützung unserem anderen langjährigen Partner Bonorong Wildlife Sanctuary and Hospital, die Kapazität des eigenen Veterinärteams zu erweitern. Dadurch war es ihnen möglich, seit den Bränden mehr als 6.000 Tiere zu versorgen.
Durch ähnliche Partnerschaften mit 13 Gruppen in ganz Australien – darunter Mosswood Wildlife in Victoria, WA Wildlife in Western Australia und das Byron Bay Wildlife Hospital in der Region Northern Rivers in New South Wales – konnten wir die Kapazitäten erhöhen, wichtige Behandlungen und Pflege unterstützen und Tausende von Leben retten.
Das große Ganze
Bei der Rettung, Rehabilitation und Wiederauswilderung einzelner Tiere geht es um viel mehr als nur um die Rettung eines Lebens – es geht letztlich auch um die Wiederherstellung von Ökosystemen und den Schutz der Biodiversität.
Durch die Stärkung von Rettungsnetzwerken und die Bereitstellung grundlegender tierärztlicher Versorgung tragen wir dazu bei, dass Arten eine langfristige Überlebenschance erhalten, und zwar ein Tier nach dem anderen.
Um jedoch einen grundlegenden Unterschied für Wildtiere und die Menschen, die sich um ihr Wohlbefinden kümmern, zu bewirken, müssen unsere Regierungen dringend die Ursache der Probleme angehen und nicht nur die Symptome. Arten sind durch die Klimakrise zunehmenden Bedrohungen ausgesetzt, wie z. B. intensiveren und häufigeren Buschbränden. Und dass zusätzlich zu den bereits bestehenden Bedrohungen durch Krankheiten, Kollisionen mit Fahrzeugen sowie dem anhaltenden Verlust und der Fragmentierung von Lebensräumen.
Die Instandhaltung und Wiederherstellung wichtiger Wildtierkorridore, die Eindämmung der unkontrollierten Rodung und die endgültige Beendigung der Abholzung einheimischer Wälder sind unerlässlich, wenn der Druck auf die australische Tierwelt gemildert werden soll. Auch muss dringend in Präventionsmaßnahmen investiert werden, z. B. in wildtierfreundliche Infrastrukturen, einschließlich Grün- bzw. Wildbrücken über Hauptverkehrsstraßen.
Wir werden uns weiterhin für derartige Maßnahmen einsetzen und australische Wildtiere kontinuierlich unterstützen und dabei nie vergessen: Jedes Tier zählt.
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