von Charles Mpaka
Seit fast fünf Jahren zeigen Männer und Frauen, die in der Nähe der Grenze zum Kasungu-Nationalpark in Malawi leben, wie viel das Engagement einer Gemeinde im Natur- und Artenschutz bewirken kann.
Insgesamt über 500 Menschen haben durch die Mithilfe beim Bau eines Zauns eine Beschäftigung gefunden – ein Projekt, das darauf abzielt, Mensch-Wildtier-Konflikte zu reduzieren. Die Menschen erhalten so nicht nur ein eigenes Einkommen und erlernen wertvolle technische Fähigkeiten, sondern spielen gleichzeitig auch eine wichtige Rolle beim Schutz ihrer Familien, ihrer Lebensgrundlagen und der Wildtiere.
Nach seiner Fertigstellung wird der 130 Kilometer lange solarbetriebene Elektrozaun, der sich vom südlichen Teil des Parks bis in den Norden an der Grenze zu Sambia erstreckt, die Sicherheit des Parks erhöhen und verhindern, dass Wildtiere Ernten und die Infrastruktur der angrenzenden Dörfer zerstören.
Wie das Engagement der Gemeinde dem Natur- und Artenschutz zugutekommt
Der IFAW und die Abteilungen für Nationalparks und Wildtiere (DNPW) von Malawi und Sambia haben 2017 ein Projekt zur Bekämpfung von Wildtierkriminalität in der Region Malawi-Sambia ins Leben gerufen. Die Einbindung der Bevölkerung vor Ort stand damals wie heute im Mittelpunkt unserer Aktivitäten.
„Keine Arbeit im Natur- und Artenschutz kann erfolgreich sein, wenn die Menschen in den an den Nationalpark angrenzenden Dörfern nicht an den Entscheidungen über die Parkverwaltung und die Schutzmaßnahmen beteiligt werden“, sagt Phillip Namagonya, Community Engagement Officer beim IFAW in Malawi.
Anthony Chatama ist stellvertretender Vorsitzender der Kasungu Wildlife Conservation for Community Development Association (KAWICCODA), einer staatlich registrierten Genossenschaft von Mitgliedern aus allen an den Nationalpark angrenzenden Dörfern. Er betont, dass die Gemeinden, die bisher zu einer Verschlechterung der Situation im Nationalpark beigetragen haben, gerade diejenigen sind, die jetzt besonders geeignet sind, zu den Lösungen für dessen Wiederherstellung beizutragen.
„Eines der Dinge, die das IFAW-Projekt umgesetzt hat, ist uns zuzuhören und nachzuvollziehen, warum die Menschen in den Park eingedrungen sind“, sagt Chatama. „Ich denke, dass die Behörden durch die Gespräche unsere Herausforderungen verstanden haben und es auch bei Interventionen geholfen hat, damit die Menschen nicht mehr illegal auf die Ressourcen im Park zurückgreifen, um zu überleben.“
Zerstörung von Lebensraum, Wilderei und Mensch-Wildtier-Konflikte
Der 2.100 Quadratkilometer große Kasungu-Nationalpark ist Malawis zweitgrößter Nationalpark und war seit seiner Gründung im Jahr 1970 ein florierendes Wildreservat. Zu Spitzenzeiten beherbergte der Park über 1.200 Elefanten und Tausende anderer Wildtiere. Doch seit Mitte der 1990er Jahre grassierte in dem grenzüberschreitenden Naturschutzgebiet die Wilderei und führte zu einem drastischen Rückgang der Elefantenpopulation. Und auch andere durch den Menschen getätigte Eingriffe schädigten die Lebensräume des Parks.
Die Bevölkerung hinter den Grenzen des Parks ist rapide angestiegen. Das führt zu einer steigenden Nachfrage nach Ackerland zur Sicherung des Lebensunterhalts. Im Jahr 1998 hatte der Distrikt Kasungu nur ein wenig mehr als 480.000 Einwohner. Bis zum Jahr 2018 hatte sich die Bevölkerung fast verdoppelt und erreichte 842.000, wie aus den Zahlen der Volks- und Wohnungszählung von 2018 hervorgeht.
Da Teile des Nationalparks jahrzehntelang nicht eingezäunt waren, legten die Gemeinden in den sogenannten „Puffer“-Zonen landwirtschaftliche Felder an – in einigen Fällen beginnt das Ackerland nur wenige Meter hinter der Parkgrenze. So leben Menschen und Elefanten näher beieinander als je zuvor, was vermehrt zu Konflikten zwischen Mensch und Tier führt.
Konflikte entschärfen und nachhaltige Lebensgrundlagen schaffen
In Regionen, in denen Elefanten leben, kann es passieren, dass die wehrhaften Tiere in Dörfer eindringen oder Felder verwüsten. Dabei kann es zu Verletzten und sogar Todesfällen kommen. Durch das gemeinsame Projekt werden die Menschen in den Gebieten, in denen es zu Mensch-Wildtier-Konflikten kommt, profitieren: Der fertiggestellte Zaun wird dabei helfen, die Elefanten von den an den Nationalpark angrenzenden Dörfern und landwirtschaftlichen Anbauflächen fernzuhalten.
Ein weiterer Vorteil des Projekts sind die temporären Beschäftigungsmöglichkeiten. Im Rahmen der Baumaßnahmen werden Menschen aus den Dörfern eingestellt, an denen der Zaun angrenzt. Dadurch erhalten die Menschen eine Einkommensquelle, die es ihnen ermöglicht, in ihren Vieh- und Ackerbau zu investieren. Gleichzeitig stärkt dies ihr Gefühl der Zugehörigkeit zum Park. Darüber hinaus werden einige dauerhafte Arbeitsplätze geschaffen, die sich um die Instandhaltung und Wartung des Zaumes kümmern.
Der IFAW und KAWICCODA führen vor Ort Projekte zur klimafreundlichen Landwirtschaft und Imkerei durch, um nachhaltigere Lebensgrundlagen zu schaffen. Diese bieten eine alternative Einkommensquelle und verringern die Abhängigkeit der Gemeinde von der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen des Parks, z.B. Gras oder Holz.
Für Skwiza Mwale aus der Region Kaphaizi hat der Zaun ihrer Gemeinde Frieden gebracht. Eines Nachts im August 2022 drangen Elefanten in ihre Gemeinde ein, zerstörten einen Lagerraum und fraßen den darin enthaltenen Mais. Der IFAW beauftragte Skwiza mit der Arbeit am Zaun und half ihr, das nötige Einkommen zu erwirtschaften, um ihre Maisvorräte wieder aufzufüllen.
Seit der Fertigstellung des Zauns in diesem Gebiet gab es kein Eindringen der Elefanten in ihr Dorf mehr.
„Es ist eine herausfordernde Aufgabe, Elefanten fernzuhalten, die in der Gegend sind“, sagt Skwiza. „Wir hoffen, dass der Zaun die Elefanten für immer fernhält.“
Der Bau des Zauns schützt nicht nur die Gemeinden, sondern kommt auch der Elefantenpopulation in Kasungu zugute. Mensch-Wildtier-Konflikte können für beide Seiten tödlich sein. Wir vom IFAW setzen uns für den Schutz dieser wichtigen Ökosystem-Ingenieure ein, aber auch für die Sicherheit der Menschen: Gesunde Elefantenpopulationen fördern die Biodiversität und die Verfügbarkeit natürlicher Ressourcen.
Der IFAW und DNPW Malawi gehen davon aus, dass die restlichen 42,5 Kilometer des 130 Kilometer langen und „elefantensicheren“ Zauns bis Juni 2025 fertiggestellt sein werden.
Charles Mpaka ist Umweltjournalist in Malawi.
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