Wir schreiben die Geschichte für unsere Kinder neu - lauteten die Worte von Kirayian Katamboi aus dem Dorf Kitirua in der Region Amboseli im Süden Kenias. Trotz ihrer zierlichen, fast zerbrechlichen Statur, hat "Mama Esther" Autorität. Sie ist eine Führungsperson in ihrer Gemeinde. Auch ohne Schulbildung weiß sie, was für ein friedliches Zusammenleben mit den Wildtieren wichtig ist. Wildtiere leben schon seit Menschengedenken in der Umgebung ihres Dorfes, aber das Zusammenleben war nicht immer friedlich. Mit ihrer und der Hilfe von fast 200 weiteren Massai-Frauen gibt der IFAW dem Artenschutz ein neues Gesicht. Zum ersten Mal fühlen sich diese Frauen in die Angelegenheiten ihrer Gemeinschaft einbezogen - bisher war dies den Männern vorbehalten gewesen. Die Massai, wie die meisten traditionellen Gemeinschaften in Kenia und Afrika, sind überwiegend patriarchisch organisiert. Frauen werden nur selten in Entscheidungen oder Führungsfragen einbezogen. Diese Zeiten ändern sich jedoch allmählich und die Erkenntnis wächst, dass Frauen viel an zusätzlichen Informationen, Erfahrungen und soziale Kompetenzen einbringen können.
Mama Esther und fast 200 weitere Frauen haben ihre Zukunft selbst in die Hand genommen und sich zu der Enduata Kitirua Group zusammengeschlossen. Enduata bedeutet in der Maa-Sprache "Vision", Kitirua ist das Dorf aus dem sie stammen. Die Gruppe, die Anfang 2018 offiziell gegründet wurde, bietet den Frauen die Möglichkeit ihren eigenen Lebensunterhalt etwa mit dem Verkauf von Perlenstickereien zu verdienen. Außerdem versorgen sie die Außenposten der Community Ranger mit Lebensmitteln. Mit den Gewinnen fördern sie die Ausbildung von zwei Mädchen aus wirtschaftlich benachteiligten Familien.
„Der IFAW hat viele Veränderungen in unsere Gemeinde gebracht. Inzwischen wissen wir, dass es Wege gibt in Harmonie mit Wildtieren zu leben.“, erklärte sie den Besuchern des Dorfes Kitirua, zu denen auch IFAW Präsident Azzedines Downes gehörte. Dank ihrer zusätzlichen Einkünfte können sie nun gelegentlich ein Motorrad leihen. Damit können sie ihre Kinder sicher zur Schule bringen, wenn gefährliche Tiere in der Nähe sind. Auf dem Fußweg begegnen die Kinder immer wieder Wildtieren. Solche Begegnungen werden schnell gefährlich, wenn sich die Tiere angegriffen fühlen oder schon schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht haben.
Die Frauen haben ihre Haltung gegenüber Wildtieren verändert, weil sie inzwischen von Touristen profitieren, die wegen der Wildtiere kommen. Sie wissen, ein Elefanten bedeutet, dass der Schulbesuch von bis zu 100 Kindern bezahlt werden kann. Dank der Einnahmen aus dem Verkauf der Perlenstickerei und der Lebensmittel für die Ranger konnten die Frauen außerdem solarbetriebene Handlaternen kaufen. Diese spenden in der Nacht nicht nur Licht, sondern halten auch Wildtiere von den Siedlungen fern, wodurch weniger Nutztiere angegriffen werden.
Azzedine Downes beschrieb den Besuch als Lektion, die sein Leben bereichert hat. "Der IFAW ist nicht mit einem fertigen Plan hierhergekommen, sondern hörte erst einmal zu, fand heraus, was die Bedürfnisse sind. Die Frauen sind am stärksten vom Zusammenleben mit den Wildtieren betroffen, und ich kann viel von Ihnen lernen. Ich möchte mit Ihnen zusammenarbeiten, damit wir die Tiere gemeinsam retten können", erklärte er.
Die meisten der Frauen haben nie eine Schule besucht. Sie müssen nun unbedingt die Namen der Wildtiere auf Englisch oder Swahili lernen, damit sie diese den Rangern mitteilen können, die die Maa-Sprache nicht beherrschen. Wir planen eine Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium, um die Namen der Wildtiere aus der Maa-Sprache ins Englische und Swahili zu übersetzen. Für diese und andere Pläne, die letztlich zum Schutz der Wildtiere beitragen sollen, wird finanzielle Hilfe notwendig sein, um die wir unsere Unterstützer bitten möchten.
-Jacqueline Nyagah, IFAW Communications Manager
Ähnliche Inhalte
Mit großer Unterstützung können wir Großes leisten. Bitte spenden Sie, um Tieren zu helfen.