Tierrettung bei Katastrophen – Europa
Indem wir Tiere vor, während und nach Katastrophen retten, helfen wir auch den Menschen1 Jahr Krieg in der Ukraine: Wie geht es weiter?
1 Jahr Krieg in der Ukraine: Wie geht es weiter?
Februar 2022: Ukrainische Familien packten ihre Haustiere und ein paar Dinge, die sie tragen konnten, und flohen in Richtung polnischer Grenze oder hin zu anderen Nachbarländern. Die Städte um sie herum wurden angegriffen.
Auch die 31-jährige Alina Beskrovna flüchtete im letzten Jahr zusammen mit ihrer Mutter und ihren drei Katzen vor den Kriegshandlungen in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol. Bekannte rieten Alina Beskrovn, ihre Katzen zurückzulassen und sich schnellstens in Sicherheit zu bringen. Aber das kam für sie nicht in Frage.
„Mit Tieren zu fliehen, während wir versuchten zu Überleben, erhöhte den Stresspegel, denn die Tiere hatten natürlich keine Ahnung, warum sie das jetzt durchmachen mussten“, berichtete sie den IFAW-Rettungshelfern. „Aber ich hatte von Rettungskräften an der Grenze gehört, die speziell Tieren halfen.“
Seit Kriegsbeginn hilft der IFAW in der Ukraine und in Nachbarländern an deren Grenzen, um Katzen, Hunden, Pferden, Bären, Fledermäusen und zahlreichen anderen Tieren sowie den Menschen zu helfen. Seit einem Jahr sind wir im Einsatz, der Krieg dauert an und die Bedürfnisse von Tieren und Menschen ändern sich ständig.
Gemeinsam für die Rettung der Tiere
Im Grenzgebiet waren freiwillige Veterinäre für den IFAW im Einsatz, um zahlreiche Tiere wie die drei Katzen von Alina Beskrovna zu untersuchen und zu impfen. Sie und ihre Mutter erhielten Katzentransportboxen und Katzenfutter und konnten nach der strapaziösen Reise endlich einmal durchatmen, sich aufwärmen und essen.
„Die Tiere sind Teil ihrer Familie“, sagt der Tierarzt Andrew Kushnir, der als freiwilliger Einsatzhelfer für den IFAW im Einsatz war und mehrere Wochen lang am Grenzübergang bei Medyka in Polen sowie in der Ukraine in Kiew, Lviv, Charkiv und Odessa Tieren und Menschen in der Ukraine half. „Indem wir den Tieren helfen, helfen wir auch den Menschen.“
Der IFAW hat über 80 Nothilfen an Partner in der Ukraine und in Nachbarländern breitgestellt. Mit dem Geld können diese Tierfutter, tierärztliche Ausstattung und Medikamente sowie weitere Tierbedarfsmittel kaufen. Wir unterstützen unter anderem Tierheime und Auffangstationen, damit sie ihre Tiere weiterhin versorgen können.
Der IFAW arbeitet zudem mit der Ukraninischen Kleintierveterinärvereinigung (USAVA) zusammen, damit 20.000 Hunde, Katzen und Co. von vertriebenen und ansässigen Familien geimpft und gechippt sowie 4.000 Haustiere sterilisiert werden können. Die Aktivitäten werden derzeit ausgeweitet, so dass zusätzlich mehrere Tausend Tiere in örtlichen Tierheimen versorgt werden können. Aktuell sind 13 Tierkliniken in Kiew, Lwiw, Charkiw, Odessa und Dnipro beteiligt.
Mit Einbruch des Winters in der Ukraine haben wir uns mit dem Roten Kreuz Mykolaiv und Nova Ukraine zusammengetan, um Matratzen, Decken und wärmeisolierte Hütten für Katzen und Hunde bereitzustellen. Zudem erhalten hilfsbedürftige Familien Tierfutter, und es werden kostenlose Hausbesuche von Veterinärteams organisiert. Der IFAW stellte Nothilfen für die Ukrainian Equestrian Charity Foundation (UECF) bereit, um die Herstellung und Lieferung von Futter und die Verteilung von Heu an Pferde in der Region Mykolaiv zu unterstützen. Es konnten über 150 Pferde in 15 Ställen versorgt werden.
Der IFAW kooperiert zudem mit u.a. dem Zoo in Poznan und Wild Animal Rescue in Kiew, um Wildtiere wie Bären, Fledermäuse, Wölfe, Karakale und Großkatzen wie Tiger zu helfen. So konnten wir auch die bekannten vier Löwenjungen und das schwarze Leopardenjunge Kiara retten.
Die derzeitige Lage
Trotz der schwierigen Lage vor Ort hilft der IFAW den Tieren und Menschen in der Ukraine weiterhin. Die russische Armee zerstörte mehr als 40 Prozent des ukrainischen Stromnetzes. Überall im Land sind somit täglich Millionen Menschen für 8 bis 12 Stunden ohne Strom, wodurch sie ohne Heizung, Licht und Wasser auskommen müssen. In einigen Teilen der Ukraine fielen die winterlichen Temperaturen zwischenzeitlich bis auf -15°C.
„Die russische Armee ändert ihre Strategie. Anstatt weiterhin massiv Transportwege zu bombardieren, greift sie nun Brennstofflager und die Energieinfrastruktur an“, erklärt Kateryna Kyrsta, IFAW-Projektmanagerin des Rettungseinsatzes in der Ukraine. „Wir müssen schnell reagieren.“
Infolge des Krieges leiden viele Menschen und deren Tiere unter Kälte, Hunger und Obdachlosigkeit. „Die Lage ist sehr ernst“, fährt Kyrsta fort. „Viele Menschen haben hilfsbedürftige Tiere bei sich aufgenommen, aber ohne Arbeit und Geld können sie sich kaum das Futter für die Tiere leisten. Auch für Tierheime wird es immer schwieriger - es gibt keinen Strom, nicht genug Futter, und es fehlt der Zugang zu benötigter tierärztlicher Versorgung.“
Blick nach vorn
Haustiere und in Gefangenschaft lebende Wildtiere brauchen Futter und tierärztliche Versorgung, doch in vielen Auffangstationen und Rettungszentren werden zudem Generatoren und elektrische Batterien benötigt. Deshalb hat der IFAW mehrere Generatoren an Tierkliniken gespendet.
Um Rettungsmaßnahmen für Wildtiere stärker zu fördern, unterstützt der IFAW eine Partnerorganisation beim Kauf eines Fahrzeugs, damit diese Wildtiere retten kann.
Anpassung an die Lage: Anfangs stellte der IFAW finanzielle Nothilfen an einzelne Tierheime in Not bereit. Inzwischen beziehen wir Tierfutter von örtlichen Herstellern, um dieses anschließend in Zusammenarbeit mit örtlichen Tierschutzorganisationen an Tierheime, Familien und freiwillige Helfer vor Ort zu verteilen. Krysta: „Dieser Ansatz hilft uns, unsere Kapazitäten zu maximieren und mehr Tieren zu helfen.“
Freiwillige wagen sich täglich in verlassene Dörfer und Städte der Ukraine vor. Sie kommen zu Fuß oder mit dem Rad und bringen häufig Einkaufswagen voller Futter und Wasser mit, um streunende und heimatlose bedürftige Tiere zu versorgen.
Seit einem Jahr leisten wir nun Hilfe. Ein Ende des Krieges ist nicht in Sicht. Wir alle müssen uns auf ständig wechselnde neue Gegebenheiten vor Ort einstellen. Wir werden uns weiter für Tiere in Not einsetzen und bleiben dabei: Wenn wir den Tieren helfen, helfen wir auch den Menschen.
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