Bekämpfung von Wildtier-Cyberkriminalität in der EU
Bekämpfung von Wildtier-Cyberkriminalität in der EUDer IFAW beantwortet Ihre Fragen zur COVID-19-Pandemie
Der IFAW beantwortet Ihre Fragen zur COVID-19-Pandemie
Wie lauten die korrekten Bezeichnungen?
Angaben der Weltgesundheitsorganisation sowie weiterer Quellen (Englisch):
- Mit dem Begriff Coronavirus wird eigentlich eine größere Virus-Familie bezeichnet, die bei Tieren bzw. Menschen Krankheiten hervorrufen kann.
- COVID-19 ist die ansteckende Krankheit, die vom zuletzt entdeckten Coronavirus SARS-CoV-2 verursacht wird.
- Experten bezeichnen dieses Coronavirus als das neuartige Coronavirus. Dies bedeutet, dass es sich um eine neue Art Coronavirus handelt, die bisher unbekannt war bzw. über den man noch nichts wusste.
- Beispiele von früheren Krankheiten verursacht durch Coronaviren sind SARS (Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom) und MERS (Middle East Respiratory Syndrome).
Kommt das unter der Krankheit COVID-19 bekannte neuartige Coronavirus wirklich von Wildtieren?
Zu dieser Annahme haben wir allen Grund. Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese neue Form Coronavirus ihren Ursprung auf einem Markt in Wuhan hat, wo verschiedene Arten von Wildtieren illegal geschlachtet und verkauft wurden. Experten des chinesischen Zentrum für Seuchenbekämpfung (Center for Disease Control, CDC) haben das Virus in Proben, die auf dem Markt genommen wurden, erfolgreich isoliert (Englisch).
Lebendtiermärkte, auf denen eine Vielzahl Haus- und Wildtierarten für den Verzehr angeboten werden, bieten den perfekten Nährboden für Krankheiten. Die auf derartigen Märkten zum Verkauf angebotenen Tiere sind oft in kleine, aufeinander gestapelte Käfige eingesperrt. Der Stress, den die Gefangenschaft auslöst, schwächt ihr Immunsystem. Kombiniert mit der Nähe können Viren leicht von einer Tierart zur nächsten überspringen. Bei der SARS-Epidemie von 2003 sprang das Virus von Fledermäusen auf Zibetkatzen als Zwischenwirt über, bevor es auf Menschen übertragen wurde. Wissenschaftler in China vermuten, dass das neue Coronavirus von Fledermäusen auf andere Zwischen-Arten und schließlich auch auf Menschen übergesprungen ist.
Krankheiten, die sich von Tieren auf Menschen übertragen und umgekehrt, nennt man Zoonosen. Für Zoonosen, die in der jüngeren Vergangenheit von Wildtieren auf Menschen übergesprungen sind, gibt es zahlreiche Beispiele. So nimmt man etwa an, dass HIV/AIDS ursprünglich von Schimpansen in Westafrika stammt, die zum menschlichen Verzehr gejagt und geschlachtet wurden. Reservoirwirte für Ebola sind afrikanische Fledermäuse, die in einigen Teilen Afrikas als Delikatesse gelten. Die Verbreitung zoonotischer Krankheitserreger ist also ein weltweites Problem. Neue Krankheiten, die ihren Ursprung bei Wildtieren haben, können in allen Teilen der Welt ausbrechen, solange Menschen Wildtiere jagen, mit ihnen handeln und sie schlachten.
Wildtierkriminalität und die COVID-19-Pandemie
Was unternimmt der IFAW?
Wir verwenden den Ansatz, den wir auch beim Bekämpfen der internationalen Wildtierkriminalität anwenden: Jedes Glied der Lieferkette spielt eine Rolle. Um sozusagen die Petrischale zerschlagen zu können, in denen Epidemien herangezüchtet werden, braucht es strenge Gesetze, weltweite Abstimmungen, eine konsequente Durchsetzung und ein verändertes Verhalten der Verbraucher, damit die Nachfrage nach Wildtierprodukten und Körperteilen von Wildtieren reduziert wird.
- Wir fordern die Regierungen in aller Welt auf, eindeutige Rechtsvorschriften zu erarbeiten, mit denen der kommerzielle Handel mit Wildtieren verboten wird - speziell mit Blick auf zoonotische Gefahren für Menschen und die ökologische Bedeutung von Wildtieren in freier Wildbahn.
- Wir unterstützen Strafvollzugsbeamte und Justizorgane dabei, entsprechende Rechtsvorschriften umzusetzen und Straftäter im Bereich Wildtierkriminalität strafrechtlich zu verfolgen. Außerdem bieten wir Workshops und Mentorenprogramme für die Beamten sowie Rechtsexperten an.
- Wir entwickeln Kampagnen, die zu Verhaltensänderungen aufrufen, um die Verbrauchernachfrage nach Wildtieren zu reduzieren. Am Flughafen von Peking zeigen wir Werbeanzeigen, die auf die strafrechtlichen Konsequenzen des Konsums von Schuppentieren, Elfenbein, Nashorn-Horn und Tigerknochen hinweisen. Wir haben eine gemeinsame Kampagne mit „Meituan Delivery“ gestartet, einer der größten chinesischen Anbieter für Waren- und Nahrungsmittellieferungen via App. Sie hat 35 Millionen täglich aktive Nutzer. Innerhalb von nur zwei Tagen wurden über 7.500 Restaurants und Geschäfte aus dem Programm genommen, die am Handel mit Wildtierfleisch beteiligt waren. Über 17.000 Restaurants und Lebensmittelmarken verkündeten ihre Teilnahme an der Aktion und verpflichteten sich, keine Wildtierprodukte zu verkaufen.
- Der IFAW arbeitet auf der ganzen Welt mit der Privatwirtschaft darauf hin, dass auf Online-Marktplätzen keine lebenden Tiere und keine Wildtierprodukte mehr angeboten werden. In China arbeiten wir zum Beispiel direkt mit den Internetriesen Baidu, Alibaba und Tencent zusammen, die sich im Hinblick auf den Handel mit Wildtieren alle für einen Null-Toleranz-Ansatz entschieden haben. Alibaba hat den Handel mit Teilen von bzw. Produkten aus Elefanten, Tigern, Nashörnern, Bären, Schuppentieren, Schildkröten und Haien sogar vor bereits über zehn Jahren verboten. Jetzt hat das Unternehmen dieses Verbot auf über 1 Million Wildtierarten ausgeweitet. Das war ein entscheidender Schritt in unserem Kampf gegen den Handel mit bedrohten Tierarten und Wildtieren auf Online-Marktplätzen.
- Neben China sind wir auch in anderen Ländern mit Wildtierhandelsmärkten aktiv, um die Gesetzgebung vor Ort und deren Durchsetzung zu stärken. Die Ausbreitung von Zoonosen ist kein ausschließlich chinesisches Problem: Sie stellt eine weltweite Herausforderung dar, vor der wir immer wieder stehen werden, wenn Regierungen und internationale Einrichtungen nicht verstärkt handeln.
- Weitere Informationen finden Sie hier.
- Mehr zur Tierschutzarbeit und der Arbeit der Ranger zu Zeiten der COVID-19-Pandemie.
Was unternimmt die chinesische Regierung?
Als sich bestätigte, dass zwischen der als COVID-19 bekannten Infektionskrankheit und dem Wildtierhandel ein Zusammenhang besteht, erließ China umgehend ein vorübergehendes Verbot von Wildtiermärkten. Nachdem das Verbot ausgesprochen wurde, startete China beispiellose scharfe Maßnahmen (Englisch) gegen den Wildtierhandel. Innerhalb von 20 Tagen ermittelten die chinesischen Behörden in 682 Fällen, verurteilten 680 Wildtierhändler und konfiszierten 38.000 Wildtiere sowie 2.347 Kilogramm Wildtierprodukte. Der Aufschrei gegen den Handel und Verzehr von Wildtieren veranlasste die Gesetzgebungskommission Chinas am 24. Februar dazu, den Kauf, Verkauf und Transport von Wildtieren zu verbieten und sich zusätzlich dafür einzusetzen, dass die Menschen den Verzehr von Wildtieren aufgeben (Englisch). Das Verbot ist von unbegrenzter Dauer, bis das Land seine Gesetze zum Wildtierschutz überarbeitet hat.
Zum Höhepunkt des Ausbruchs in China, riskierten Vollzugsbeamte ihre eigene Sicherheit, um entschieden gegen den Wildtierhandel vorzugehen. Am 9. März zerschlugen chinesische Zollbeamte ein Netzwerk des illegalen Wildtierhandels, nahmen dabei neun Verdächtige fest und beschlagnahmten 820 Kilogramm Schuppen von Schuppentieren.
Was passiert mit der IFAW-Greifvogelstation in Peking?
Unsere Greifvogelstation „Beijing Raptor Rescue Center“ (BRRC) ist weiterhin aktiv. Zwar nehmen wir vorübergehend keine neuen Tiere auf, aber die Versorgung der dort bereits befindlichen Tiere ist durch unser Expertenteam durchgehend gesichert.
Derzeit befinden sich 26 Vögel in unserer Obhut. Sechs davon sind bereit für die Freilassung, konnten aber aufgrund von Verkehrsbeschränkungen nicht zur Freilassungs-Einrichtung in einem Pekinger Vorort gebracht werden. Dass sich die Tiere nun länger als nötig in Gefangenschaft befinden, könnte sich auf ihr Wohl auswirken. Wir arbeiten mit den Behörden zusammen und bemühen uns um eine Erlaubnis, damit die Vögel, die sich bereits erholt haben, so bald wie möglich in die freie Wildbahn zurückkehren können.
Neben der Versorgung der Tiere auf der Station überwacht unser Team auch Tiere nach der Freilassung, um sich zu vergewissern, dass es ihnen gut geht. Derzeit verfolgen Mitarbeiter die Bewegungen eines Hochlandbussards und eines Steinadlers mittels GPS. Die Daten deuten darauf hin, dass es den Vögeln gut geht.
Weitere Informationen finden Sie hier.
Wie kann ich den IFAW in seinen Bemühungen unterstützen?
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Hintergrund-Informationen
Grace Ge Gabriel, Leiterin des IFAW-Regionalbüros Asien, verfasste die Beiträge Lernen wir aus der Coronavirus-Epidemie? sowie Entziehen wir den Epidemien ihren Nährboden, die beide aktuell auf unserer Website abgerufen werden können. Sie nahm an einem Interview mit der The New York Times (Englisch) teil, wurde kürzlich in einem Video von Vox (Englisch) zitiert.
Gemeinsam stellen wir uns den Herausforderungen, die COVID-19 mit sich bringt. Der IFAW ist darauf eingerichtet, den Tieren weltweit weiterhin zu helfen. Wir retten hilfsbedürftige Tiere, bekämpfen den illegalen Wildtierhandel, unterstützen lokale Gemeinden und vieles mehr.
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