Azzedine Downes
Mir hat es nie gereicht, einfach nur für einen guten Zweck zu kämpfen. Wir müssen auch wirklich etwas bewegen.
Social Empowerment hilft, Konflikte zwischen Menschen und Wildtieren zu beenden
Artenschutz betrifft nicht nur die Tiere. Eine wichtige Erkenntnis nach fünf Jahrzehnten Erfahrung in diesem Bereich ist, dass wir Wildtiere nicht schützen können, wenn wir die Menschen vor Ort nicht mit einbeziehen. Als Präsident und CEO des IFAW habe ich jeden Projektstandort selbst besucht und mit Menschen interagiert, die mit den Wildtieren leben. Mir als Natur- und Artenschützer ist es sehr wichtig, mich mit den Menschen auszutauschen, die den Problemen, die wir lösen wollen, am nächsten stehen.
Wir stoßen oft auf Schlagzeilen, die den "Konflikt zwischen Menschen und Wildtieren" hervorheben, insbesondere in afrikanischen Ländern, die reich an Wildtieren sind, aber unter Ressourcenknappheit leiden. Für Menschen außerhalb der betroffenen Gebiete ist es leicht als Lösung eine verstärkte Aufklärung über die Bedeutung der Wildtiere zu empfehlen. Versetzen Sie sich jedoch in die Lage einer Mutter, deren Kind täglich Gefahr läuft, auf dem Weg zur Schule von einem Löwen angefallen zu werden. Natürlich ist mir klar, welch wichtige Rolle Löwen, Elefanten und andere Arten in unserem Ökosystem spielen. Dennoch kann ich nicht verlangen, dass Menschen, die regelmäßig in Gefahr laufen von Wildtieren angegriffen zu werden, den Schutz der Tiere über ihr eigenes Leben stellen.
„Social Empowerment“ (SE) ist ein Konzept, das Autonomie, Selbstbestimmung und direkte partizipative Demokratie fördert. Berücksichtigt werden dabei soziokulturelle Überzeugungen, Erfahrungen, Bedürfnisse, Interessen, Herausforderungen und Möglichkeiten von Einzelpersonen und Gemeinschaften in Bezug auf die Ökosysteme, die diese bewohnen und nutzen. SE zielt darauf ab, die Fähigkeit von Menschen, die mit Wildtieren leben, sich einer verändernden Umwelt anzupassen zu steigern, indem ihre individuellen und kollektiven Bewältigungsstrategien und ihre Resilienz gestärkt werden.
Der Schutz und die Wiederherstellung von Ökosystemen sind entscheidend für die Erhaltung der biologischen Vielfalt und der Ökosystemleistungen, die das soziale Wohlergehen und die Entwicklung unterstützen. Diese Anstrengungen führen jedoch nur zum Erfolg, wenn die Menschen, die sich den Lebensraum mit den Wildtieren teilen und von dem Ökosystem abhängen, aktiv einbezogen und befähigt werden diese zu verwalten. Deshalb sollte die wichtige Rolle dieser Menschen erkannt und ihre Bedürfnisse stärker berücksichtigt werden.
Wie Menschen, die vor Ort mit den Wildtieren leben, mit der Dynamik und den Auswirkungen des Wandels zurechtkommen, hängt stark von ihren individuellen und kollektiven Ressourcen und Fähigkeiten ab. Zu diesen Werten gehören Zugangs- und Kontrollrechte über Land, Wohnraum, der Zugang zu Lebensgrundlagen, Gesundheit, Bildung, soziale und psychologische Sicherheit, Identität, Beteiligung und die Vertretung ihrer Rechte. Wenn SE in Absprache und unter Einbeziehung der Betroffenen entwickelt wird, ermöglicht es nachhaltige Anpassungsmuster und eine bessere Eigenständigkeit der Menschen, die mit den Wildtieren leben, indem es ihre Möglichkeiten zur Sicherung ihres Lebensunterhalts erweitert und ihre Fähigkeit verbessert, mit den sich rasch verändernden sozio-ökologischen Bedingungen umzugehen.
Bei der Förderung eines ethischen und gerechten Schutzes der biologischen Vielfalt dient die soziale Stärkung als übergreifender Pfeiler für eine nachhaltige lokale Verwaltung und Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen. Daher ist es unerlässlich, bei der Gestaltung von Naturschutzprojekten den sozioökonomischen und ökologischen Kontext zu berücksichtigen.
Der Zusammenhang zwischen „Social Empowerment“ und nachhaltiger Entwicklung ist nicht zu übersehen. Naturschutz und Entwicklung sind durch die menschliche Dimension der Umweltzerstörung miteinander verwoben und können nur dann wirksam angegangen werden, wenn sie im Rahmen des Spektrums der jeweils anderen Seite betrachtet werden. Das „Social Empowerment“ ist ein zu Ergebnis dieser gemeinsamen Bemühungen.
Aus einer breiteren, teleskopischen Perspektive betrachtet, ergeben sich die Herausforderungen sowohl für die Entwicklung als auch für das Ökosystem aus dem Mangel an Ressourcen, die es den Menschen, die mit Wildtieren leben, ermöglichen, in und um unsere vorrangigen Schutzgebiete zu leben. Aus diesem Grund haben viele Arten- und Naturschutzorganisationen, darunter auch der IFAW, kommunale Schutzmodelle eingeführt, um ein Gleichgewicht zu schaffen und die soziale Teilhabe zu fördern. Diese Modelle konzentrieren sich darauf, den lokalen Gemeinden, die jeweils vor Ort mit den Wildtieren zusammenleben, Fähigkeiten und Ressourcen an die Hand zu geben, um die lokalen sozioökonomischen Bedingungen zu verbessern, Ökosysteme zu erhalten und die Gesundheit und Struktur der biologischen Vielfalt zu verbessern.
Der IFAW zeichnet sich durch seinen Ansatz aus, der davon ausgeht, dass wir den Ansatz des Arten- und Naturschutzes verändern müssen. Die Menschen, die mit Wildtieren leben, von denen einige sie sogar töten können, dürfen nicht als Nebenprojekte des Artenschutzes behandelt werden. Sie müssen vielmehr ein integraler Bestandteil der Bewegung sein.
Daher zielen unsere transformativen SE-Interventionen darauf ab, die Eigenschaften der Menschen, die mit den Wildtieren leben, und die Umwelt zu beeinflussen, indem wir Raum für die praktische und zugängliche Anwendung von indigenem und traditionellem Wissen in Verbindung mit modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen schaffen.
Abschließend möchte ich sagen, dass sich weltweit immer mehr die Erkenntnis durchsetzt, dass „Social Empowerment“ für den Erfolg des Arten- und Naturschutzes und einer nachhaltigen Entwicklung unerlässlich ist - wir sind auf dem richtigen Weg dorthin. Wenn Sie also das nächste Mal in den Schlagzeilen etwas über einen Konflikt zwischen Menschen und Wildtieren lesen, denken Sie an den IFAW, der vor Ort eine helfende Hand ausstreckt und „Social Empowerment“ fördert. Denken Sie daran, dass wir ohne die Menschen vor Ort - Menschen, die mit den Wildtieren direkt zusammenleben - unseren Planeten nicht retten können.
Azzedine Downes
Mir hat es nie gereicht, einfach nur für einen guten Zweck zu kämpfen. Wir müssen auch wirklich etwas bewegen.
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