Rettung des Nordatlantischen Glattwals
Der qualvolle Tod der Nordatlantischen Glattwale9. Juli 2020, Hamburg – Wie die Weltnaturschutzunion(IUCN) heute bekannt gab, gilt nun auch die Walart Atlantischer Nordkaper (Eubalaena glacialis) offiziell als „Vom Aussterben bedroht“. Seit 2017 sind 41 Tiere dieser Art umgekommen und damit etwa zehn Prozent der noch etwa verbleibenden 400 bekannten Individuen.
Die Weltnaturschutzunion listet etwa 6.500 Arten in der Kategorie „Vom Aussterben bedroht“, eine Stufe vor „In der Natur Ausgestorben“. Tiere wie der Orang Utan, die Echte Karettschildkröte, das Spitzmaulnashorn und der Kalifornische Schweinswal teilen das Schicksal des Atlantischen Nordkapers.
„Seit zehn Jahren nimmt der Bestand der Atlantischen Nordkaper ab,“ erklärt Dr. Justin Cook, Botschafter der Weltnaturschutzunion für diese Tierart und wissenschaftlicher Berater des IFAW (International Fund for Animal Welfare). „Haupttodesursache für diese Walart sind Kollisionen mit Schiffen und das Verfangen in Fischereileinen. Die Kollisionen mit Schiffen konnten zwar reduziert werden, aber das tödliche Verfangen in Fischereileinen ist häufiger geworden. Diese Art wird aussterben, wenn wir es nicht schaffen, beide Gefahren drastisch zu reduzieren.“
Von den 400 noch lebenden Atlantischen Nordkapern sind nur etwa ein Viertel Weibchen, die derzeit Nachwuchs bekommen könnten. Zwei neugeborene Walkälber sind schon dieses Jahr in den USA durch Kollisionen mit Schiffen umgekommen.
Atlantische Nordkaper sind langsame Schwimmer, ein Grund warum die amerikanischen Walfänger im 19. Jahrhundert sie als „right whale“, den „richtigen Wal“ bezeichneten. Er war leicht zu fangen und trieb getötet an der Wasseroberfläche. Seit seiner massenhaften Bejagung hat sich diese Walart kaum erholt, obwohl sie schon 1935 unter Schutz gestellt wurde. Atlantische Nordkaper gebären ihre Jungen im Golf von Mexiko und wandern entlang der amerikanischen Ostküste bis in den Golf von St Lorenz, durch eine von Menschen sehr intensiv genutzte Region. Besonders die Hummer- und Krabbenfischerei im Nordosten der USA und Kanada stellt eine Gefahr für die Wale dar. Die Fallen am Meeresboden sind durch Leinen mit einer Boje an der Wasseroberfläche verbunden, anhand der die Fallen wieder eingeholt werden können. Schwimmen die Wale durch solch ein Gebiet, verfangen sie sich leicht in den in der Wassersäule stehenden Leinen und schleppen manchmal jahrelang die Reusen mit sich herum.
Europa importierte 2018 Hummer im Wert von etwa 72 Millionen Euro allein aus den USA und ist damit eine der Hauptabnahmeregionen.
„Die Atlantischen Nordkaper sterben nicht aufgrund natürlicher Ursachen –wir töten sie,“ sagt Andreas Dinkelmeyer, Meerescampaigner IFAW-Deutschland. „Aber es steht auch in unserer Macht, sie zu retten, mit Hilfe von Lösungen, die es heute schon gibt. Sie müssen nur bald umgesetzt werden, wenn diese Walart überleben soll.“
Neben einer Geschwindigkeitsbegrenzung für Schiffe stehen auch Reusensysteme zur Verfügung, deren Rückholleine erst durch ein Funksignal ausgelöst wird und an die Oberfläche kommt. Insgesamt sollten weniger Fischereileinen im Wasser positioniert werden, um das Risiko zusätzlich zu minimieren. Moderne Leinen sollten auf den Meeresboden sinken und nicht in der Wassersäule treiben.
Die USA haben einige Maßnahmen ergriffen, um Kollisionen in besonders wichtigen Meeresgebieten zu vermeiden. Dazu gehören Geschwindigkeitsbegrenzungen für Schiffe oder dynamische Schutzgebiete, die sich am Vorkommen der Wale orientieren. Auch Warnsysteme für Schiffe wurden installiert. Bojen erfassen unter Wasser die Laute der Wale und melden sie in Echtzeit an die Küstenwache.
In Kanada wurden auch strenge Geschwindigkeitsbegrenzungen für Schiffe im Golf von St. Lorenz eingeführt, eine der wichtigsten Wanderrouten für diese Walart. Dennoch wurden dort 2019 mindestens vier Wale durch Kollisionen getötet. Seit 2017 wurden 31 tote Nordkaper in US- amerikanischen und kanadischen Gewässern gefunden, 17 davon waren weiblich. Zehn weitere Wale, die mit schwerwiegenden Verletzungen gesichtet wurden, gelten als tot.
Pressekontakt für Rückfragen:
Andreas Dinkelmeyer
IFAW Deutschland
Tel. +49 (0)40-86650015
Mobil +49 (0)173 622 75 39
E-Mail: adinkelmeyer@ifaw.org
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