Internationale Politik
Internationale Politik
Der IFAW betreibt aktiv politische Arbeit auf nationaler wie auch auf internationaler Ebene. Denn für uns bedeuten sichere Lebensräume für Tiere mehr als nur Sicherheit vor Ort. Nur durch den Schutz entsprechender Gesetze und politischer Maßnahmen können diese Orte ihnen auch in Zukunft Sicherheit bieten.
Bereits seit Langem beteiligt sich der IFAW an der Arbeit im Rahmen multilateraler Umweltabkommen (MEAs) wie etwa des Washingtoner Artenschutzüberkommens (CITES), des Übereinkommens zur Erhaltung der wandernden wildlebenden Tierarten (CMS), des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD), der Internationalen Walfangkommission (IWC), der Weltnaturschutzunion (IUCN) und anderer zwischenstaatlicher Übereinkommen und Einrichtungen, die Umwelt- und Tierschutz betreffen. Wir entsenden Vertreter:innen zu den Konferenzen dieser Abkommen, damit dort im Interesse der Wildtiere und ihrer Lebensräume unserer Welt entschieden wird.
Die weltweite Pandemie hatte im Geschäftsjahr 2020 Auswirkungen auf viele dieser Tagungen, und auch im Geschäftsjahr 2021 wurden Präsenzveranstaltungen verschoben. Einige Tagungen fanden jedoch online statt. Der IFAW hat seine wichtige Arbeit im Bereich internationale Politik an diese Herausforderungen angepasst. So können wir weiterhin auf positive Veränderungen für einige der am stärksten gefährdeten und bedrohten Arten und Lebensräume der Welt hinarbeiten.
Politische Arbeit während der Corona-Pandemie
Im Geschäftsjahr 2021 wurden viele Tagungen internationaler Politikforen, bei denen Entscheidungen getroffen werden, wegen der andauernden Pandemie verschoben. Doch es wurden auch wichtige, zuvor getroffene politische Entscheidungen für Wildtiere und Lebensräume umgesetzt.
Expert:innen des IFAW unterstützten in dieser Phase 22 Regierungen durch fachliche Beratung , zusätzlich berieten und halfen unsere Mitarbeitende bei der Umsetzung von Maßnahmen. Dabei reichte die Bandbreite der Themen von Vernetzung von Schutzgebieten für wandernde Tierarten bis hin zu Wildtier- Cyberkriminalität und anderen Aspekten des illegalen Wildtierhandels. Der IFAW und seine Partnerorganisationen begleiteten die Umsetzung der CITESKlassifizierung von Haien und Rochen weiter. So stellten wir zum Beispiel fachliches Know-how zur Erarbeitung tragfähiger Beschränkungen des Handels mit in CITES-Anhängen aufgeführten Arten im Nahen Osten und Nordafrika sowie in Lateinamerika zur Verfügung. Außerdem unterstützen wir Regierungen wie zum Beispiel die von Costa Rica und Kolumbien dabei, strengere Bestimmungen und Fangverbote für die am stärksten gefährdeten Haiarten in ihren Gewässern zu erarbeiten. Ziel ist es, im Jahr 2022 Workshops zur Umsetzung und Durchsetzung dieser Maßnahmen zu veranstalten.
Mit seiner fortlaufenden Arbeit zur Operation Jaguar unterstützte der IFAW Staaten im Verbreitungsgebiet des Jaguars. Es ging dabei um Umsetzung und Durchsetzung der Aufnahme in Anhang I des Übereinkommens zur Erhaltung wandernder wild lebender Tierarten (Convention on the Conservation of Migratory Species, CMS) vom Februar 2020 sowie um Beschlüsse zum Handel mit Jaguaren von der letzten CITESTagung.
Der Weltkongress für Naturschutz der Weltnaturschutzunion IUCN wurde wegen der Pandemie verschoben. Doch im Oktober 2020 wurde über zahlreiche Anträge virtuell diskutiert und abgestimmt. Zu den Erfolgen zählen die Verabschiedung einer vom IFAW verfassten Resolution zur Wildtier-Cyberkriminalität. Gleichzeitig setzte sich der IFAW auch für andere wichtige Themen ein. Hervorzuheben ist ebenfalls, dass der IFAW eine Resolution mit einbrachte und angenommene Resolutionen unterstützte, mit denen dringliche Themen angegangen werden: zum Beispiel die Einbeziehung der Meere bei Diskussionen über Klimafolgenabmilderung und -anpassung. Ebenso wie die Anerkennung der Bedeutung ökologischer Korridore für den Erhalt der Artenvielfalt gehört auch die Forderung den Beifang in der Fischerei drastisch zu minimieren und damit gefährdete Meerestierarten zu schützen zu diesen Themen.
Darüber hinaus fanden zahlreiche Zwischensitzungen wichtiger Foren virtuell statt, so auch Sitzungen von CITES, CMS, CBD und IWC. Politik-Expert:innen des IFAW nahmen virtuell teil, stellten ihre Fachkompetenz zur Verfügung und achteten darauf, dass in wichtigen Bereichen Fortschritte gemacht werden.
Zu den erwähnenswerten Ergebnissen unserer Arbeit zählt, dass wir Regierungen aufgefordert haben, sich zu einem ambitionierten Rahmen für die biologische Vielfalt nach 2020 (Post-2020 Global Biodiversity framework) mit wesentlichen Zielen und Kennzahlen zu verpflichten. So sollen der Verlust der biologischen Vielfalt aufgehalten, Gesundheit und Vernetzung von Ökosystemen verbessert sowie geeignete Finanzierungsmechanismen entwickelt werden. Wir haben den CITES-Vertragsstaaten empfohlen, zu analysieren, mit wie großer Wahrscheinlichkeit es zu illegalem Handel mit Weißspitzen-Hochseehaien kommt, der nicht der Listung in Anhang II entspricht. Außerdem sind wir einer neuen CITESArbeitsgruppe beigetreten. Sie beschäftigt sich damit, welche Rolle CITES dabei spielen kann, das Risiko von Zoonosen zu senken.
Die virtuellen Tagungen zu internationalen Abkommen brachten eigene Schwierigkeiten mit sich. Obwohl es nicht möglich war, sich persönlich zu treffen, konnten Fortschritte erzielt werden. Wir freuen uns darauf, unsere Partnerschaften mit Regierungen, NGOs und zwischenstaatlichen Organisationen bei persönlichen Treffen fortzuführen.
Bekämpfung der Wildtier-Cyberkriminalität auf internationaler politischer Ebene
Der für Juni 2020 geplante Weltkongress für Naturschutz der IUCN (IUCN World Conservation Congress, WCC) wurde wegen der Corona-Pandemie verschoben. Der Kongress veranstaltete aber Online- Diskussionen und stimmte Ende 2020 über die meisten Anträge ab.
Anders als bei anderen internationalen politischen Foren können NGOs beim WCC der IUCN Anträge zur Diskussion und Verabschiedung einreichen. Der IFAW leitete die Bemühungen, die zur erfolgreichen Annahme eines Antrags über Wildtier-Cyberkriminalität führten. Schwerpunkt der Initiative ist das Vorgehen gegen den Online-Verkauf illegaler Wildtierprodukte. Außerdem sollen frühere Verpflichtungen der CITESVertragsstaaten und anderer Akteure verstärkt werden. Das Thema wird beleuchtet, und es werden Maßnahmen gegen den massenhaften Online-Handel mit Tieren und ihren Körperteilen gefordert.
Der vom IFAW erarbeitete Antrag „Implementing international efforts to combat the sale of illegal wildlife products online“ (Umsetzung internationaler Bemühungen zur Bekämpfung des Verkaufs illegaler Wildtierprodukte im Internet) wurde schließlich im November 2020 angenommen und eine entsprechende Resolution verabschiedet. Bei der elektronischen Abstimmung wurde der Antrag von über 130 Regierungen sowie fast allen NGOs unterstützt, die ihre Stimme abgaben.
Nach der Verabschiedung sind die IUCN-Kommissionen dazu aufgerufen, einen sektorübergreifenden Workshop zu veranstalten, nationale Rechtsvorschriften zu überprüfen, Empfehlungen für bewährte Verfahren auszusprechen und die Aufklärung über die Prävention von Internetkriminalität zu unterstützen. Außerdem werden Regierungen mit der Resolution aufgefordert, dem globalen Aktionsplan zur Wildtier-Cyberkriminalität beizutreten, mit dem privaten Sektor zusammenzuarbeiten, Maßnahmen zur Aufklärung der Öffentlichkeit zu ergreifen sowie Gesetze und Durchsetzungsbemühungen zu verschärfen.
Mit ihrem Einfluss und ihrer Fähigkeit, internationale Akteure an einen Tisch zu bringen, verfügt die IUCN über die Voraussetzungen, Bemühungen im Kampf gegen Wildtier-Cyberkriminalität zu verstärken – indem sie zur nötigen Zusammenarbeit zwischen den Sektoren aufruft, Initiativen stärkt und die wichtige Arbeit weiter voranbringt, die zu diesem Thema bereits durch den IFAW und andere Akteure erfolgt ist.
Besserer Schutz für die Artenvielfalt der Meere
Im Januar 2021 gab der IFAW mit Unterstützung von Pew Charitable Trusts einen virtuellen regionalen Workshop mit Meeresschutz-Expert:innen und regionalen Entscheidungsträger:innen für 87 Teilnehmende aus Regierungen des Nahen Ostens und Nordafrika. Es sollte verdeutlicht werden, dass ein umfassendes Management der marinen Artenvielfalt Teil des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, CBD) werden muss.
Mit dem Workshop sollte die Zusammenarbeit im Nahen Osten und in Nordafrika gestärkt und Forderungen nach einer soliden Zielvorgabe für 2030 zum verstärkten Schutz der Artenvielfalt von Ozeanen und Meeren unterstützt werden. Das Engagement im Rahmen der CBD ist für den Schutz des Lebens im Ozean vor den Auswirkungen menschlichen Handelns ebenso unverzichtbar wie für die Abmilderung der Auswirkungen des weltweiten Klimawandels.
Durch die Pandemie bekamen wir viel Erfahrung im Veranstalten von Online- Workshops, sodass wir auch weiterhin Regierungen an einen Tisch bringen und unverzichtbare Verhandlungen voranbringen konnten. Die Teilnehmenden gaben uns positive Rückmeldungen. Sie unterstützten nicht nur die Themen, sondern lobten auch technische Aspekte und die Organisation der Workshops.
Besonders zu erwähnen ist, dass Regierungen die Notwendigkeit eines Finanzplans ansprachen, in dem festgelegt ist, wie eingerichtete Schutzgebiete finanziert werden. Außerdem seien zusätzliche Richtlinien zur Schaffung effektiver Schutzgebiete und eine bessere Zusammenarbeit zwischen Regionalregierungen erforderlich.
Am Ende des Workshops wurde darauf eingegangen, dass es immer wichtiger wird, wirksame Meeresschutzgebiete einzurichten. Mehrere Teilnehmende wiesen auf die sich rasant verschärfenden Gefahren für die Artenvielfalt hin, wie der Klimawandel und die Verschmutzung durch Kunststoff und Öl. Außerdem wurde geplant, dass der IFAW Treffen veranstaltet, um die bei diesem Workshop geführten Diskussionen weiter zu vertiefen.
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