Katastrophenhilfe
Katastrophenhilfe
Katastrophenereignisse werden auf der ganzen Welt immer häufiger und extremer. Sie richten Zerstörung in einem nie gekannten Ausmaß an. Aber nicht nur Menschen müssen mit den unmittelbaren wie auch den langfristigen Folgen der Naturkatastrophen fertig werden: Tiere sind davon ebenso betroffen.
Der IFAW hat die Zerstörungskraft der sich immer mehr verschärfenden Naturkatastrophen schon häufig hautnah miterlebt. Ob Hurrikan, Erdbeben oder Waldbrand – diese Ereignisse haben sowohl für Menschen als auch für Tiere verheerende Folgen. Unser Team aus engagierten, geschulten Expert:innen arbeitet weltweit und leistet im Katastrophenfall sofortige Notfallhilfe. Es unterstützt besonders gefährdete Gemeinschaften dabei, vorzusorgen und widerstandsfähiger zu werden.
Bedrohungen nehmen zu
Menschengemachte Faktoren, die den Klimawandel weiter verschärfen, verstärken die zunehmend zerstörerischen Auswirkungen von Naturkatastrophen auf unsere Welt. Dies erhöht den Druck auf schon jetzt schwindende Ressourcen und bedrohte Arten. Im Geschäftsjahr 2021 waren wir im Rahmen unseres Katastrophenhilfe-Programms auf der ganzen Welt im Einsatz. Wir halfen Tieren und Menschen bei Katastrophen, von Waldbränden bis hin zu Wirbelstürmen, und betrieben Vorsorge. Allein können wir diese Herausforderungen nicht lösen. Aber als Organisation arbeiten wir darauf hin, die Folgen des Klimawandels anzugehen, wo immer wir können.
Lebenswichtige Unterstützung für Tiere in Australien
Die Ostküste Australiens war schwer von anhaltendem Starkregen, Starkwind und Überflutungen betroffen. Diese Katastrophe hatte auch Folgen für die heimischen Wildtiere, insbesondere für am Boden lebende Wühltiere wie Wombats. Viele Tiere wurden aus ihrem Lebensraum vertrieben oder verletzten sich, als sie Schutz suchten. In Zusammenarbeit mit unseren Partner:innen vor Ort leisteten wir Nothilfe für Wombats und andere heimische Wildtiere, die versorgt werden mussten. Unser Team sorgte dafür, dass genug Nahrung, Medikamente und Rettungsausrüstung vorhanden waren. Es kam auch für die Transportkosten der Teams auf, die verwaiste und verletzte Wildtiere retteten.
Über die Küste des Bundesstaates Victoria brach ein Unwetter mit hohen Wellen und Starkwind herein. Unser Team bereitete sich auf Hilfeersuchen vor und fragte bei Partnerorganisationen nach, ob dort Unterstützung gebraucht wurde. Wie unsere Partnerorganisation Mosswood Wildlife berichtete, mussten vermehrt Pinguine versorgt werden. Sie rechnete damit, dass im Zuge des Extremwettersystems noch deutlich mehr Pinguine eingeliefert werden würden. In enger Zusammenarbeit mit dem Team von Mosswood Wildlife sorgten wir dafür, dass die geretteten Pinguine notversorgt wurden und alle benötigten Versorgungsgüter zur Verfügung standen.
Rettung und Pflege von Tieren während der Waldbrände in Kalifornien
Die North Complex Fires in Kalifornien zeigten, dass die Zerstörungswut von Naturkatastrophen wie auch vom Menschen verursachter Katastrophen eindeutig zugenommen hat. Auf Bitten unserer Partnerorganisation North Valley Animal Disaster Group (NVADG) leistete unser Team Unterstützung bei Such- und Rettungseinsätzen für Tiere, deren Notunterbringung sowie in der Einsatzzentrale bei der Planung und Logistik in Butte County.
Es war die schlimmste Brandsaison im Bundesstaat seit Beginn der Aufzeichnungen. Die North Complex Fires zerstörten alle 30 Minuten vier Quadratkilometer Lebensraum. In Zusammenarbeit mit NVADG haben wir über 600 Tiere gerettet und versorgt.
Wiederherstellung hurrikangeschädigter Korallenriffe
In der Hurrikansaison 2020 leistete unser Team dem kolumbianischen Archipel San Andrés, Providencia und Santa Catalina dringend benötigte Unterstützung. Auf dieser Inselgruppe im Südwesten der Karibik richteten die Wirbelstürme Iota und Eta schwere Zerstörung an. Das Zentrum von Hurrikan Iota verursachte Verwüstung von historischem Ausmaß: Ein rund 65 Quadratkilometer großes Gebiet in der Nähe von Providencia wurde nahezu vollständig zerstört.
Unsere Partnerorganisation Blue Indigo Foundation (BIF) beurteilte den Schaden an vier Korallenriffen. Es wurde Soforthilfe für die Wiederherstellung angefordert, auch für das Beseitigen von Schutt, für Korallen-Umsiedlungen und Errichten einer Aufzuchtstation für Korallen. Das Projekt wird als gemeinsame Initiative mit unserem Meeresschutz-Team durchgeführt und macht deutlich, welche große Rolle die programmübergreifende Zusammenarbeit beim IFAW spielt.
Hilfe bei Vulkanausbrüchen
Auf der Insel St. Vincent und in der Demokratischen Republik Kongo kam es zu zwei heftigen Vulkanausbrüchen. Asche und giftige Gase wurden ausgestoßen, und tausende Menschen mussten ihr Zuhause verlassen.
Der Vulkan Soufrière auf St. Vincent brach im April 2021 aus und zwang 16.000 Menschen zur Evakuierung. Wir nahmen sofort Kontakt mit dem Landwirtschaftsministerium und der Tierschutzorganisation Vincentian Society for the Prevention of Cruelty to Animals (VSPCA) auf, um aus der Entfernung Orientierungshilfe bei der Katastrophenbewältigung und logistische Unterstützung zu leisten. Wir stellten auch Nahrung, Trinkwasser und Versorgungsgüter für Hunde, Katzen und kleine Haustiere zur Verfügung.
Als der Nyiragongo in der Demokratischen Republik Kongo plötzlich ausbrach, mussten 30.000 Menschen vor riesigen Lavaströmen fliehen, die auf die Stadt Goma zuflossen. Nach dem Vulkanausbruch wurde die Stadt von einem Erdbeben der Stärke 4,7 erschüttert: Straßen, Wohnhäuser und andere Gebäude wurden beschädigt. Wir unterstützten Sauvons Nos Animaux (SNA), eine nahe Goma angesiedelte Tierrettungsorganisation, bei der Durchführung einer schnellen Bedarfsermittlung in betroffenen Gemeinden der Region.
Die Welt sicherer machen
Im Geschäftsjahr 2021 startete der IFAW eine spannende neue Initiative, das Risk Assessment & Mapping Project (RAMP) (Risikoabschätzung und -kartierung) mit unseren regionalen Partner:innen. Das Ziel der Risikoabschätzungen besteht darin, dass unser Team und unsere Partnerorganisationen im Katastrophenfall schnell und präzise reagieren können und die Auswirkungen auf Tiere und Menschen mittels vorsorgenden Katastrophenschutzes gemindert werden. Bisher haben auf den Bahamas, in Barbados, Deutschland, Dominica, Frankreich, Kambodscha, Laos, Mexiko, den Niederlanden und Thailand RAMP-Abschätzungen begonnen und sind bereits in politische Maßnahmen eingeflossen, bei denen Tiere Teil der Katastrophenplanung sind.
Wir stellten fest, dass in Australien die Pläne zur Katastrophenvorsorge bei örtlichen Einrichtungen und Gruppen, die Wildtiere pflegen und retten, dringend weiter ausgearbeitet werden müssen. Der IFAW hielt die erste Online- Schulung für seine Partnerorganisation Friends of the Koala in New South Wales ab. Bei dem Workshop leiteten wir die Mitarbeiter:innen dabei an, einen eigenen Evakuierungsplan für Notfälle aufzustellen, damit sie für künftige Katastrophen besser gerüstet sind.
Die meisten Länder der Welt waren weiterhin von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen, sodass bei uns unzählige Gesuche um Notfall-Finanzhilfen und operationelle Orientierungshilfe eingingen. Wir reagierten auf Hilfsersuchen mehrerer Organisationen in Thailand, der Demokratischen Republik Kongo und den USA.
Auch unsere Arbeit mit örtlichen Gemeinden um den Agung in Indonesien setzten wir fort und stärkten die Vorbereitung und Vorsorge der Menschen im Hinblick auf künftige Katastrophen. Nach lebensgefährlichen Schlammlawinen organisierten die Menschen vor Ort eine Veranstaltung anlässlich des nationalen Tags der Katastrophenvorsorge. Unter anderem wurde die nationale Behörde für Katastrophenmanagement (National Disaster Management Agency, BNPB) eingeladen, den Startschuss für eine neue Pflanzung zu geben. Dabei pflanzte die lokale Bevölkerung Bäume, die den Boden stabilisieren. Dies geschah insbesondere in Gebieten, die für Schlammlawinen anfällig sind. Dieses Projekt beweist: Lösungsansätze im Einklang mit der Natur und programmübergreifende Initiativen können positive Entwicklungen bewirken, die die Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel in den Gemeinden senken, in denen wir im Einsatz sind.
Familien zusammenhalten
Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und ihrer wirtschaftlichen Folgen für Länder auf der ganzen Welt wollten wir etwas dafür tun, dass Menschen mit ihren geliebten Haustieren zusammenbleiben können: Wir leisteten Unterstützung bei dringend benötigter tierärztlicher Versorgung und verteilten Tierfutter. Damit setzten wir unsere Arbeit im Zusammenhang mit COVID-19 vom Geschäftsjahr 2020 fort: Keeping Families Together (Familien zusammenhalten). Im Geschäftsjahr 2021 boten wir Tierfutter, Tierbedarf und tiermedizinische Unterstützung zu stark reduzierten Preisen an, damit in Not geratene Familien sich nicht von ihren tierischen Familienmitgliedern trennen müssen. Insgesamt halfen wir mit dieser Initiative über 18.000 Tieren.
Zu Beginn der Pandemie konzentrierten der IFAW und seine Partnerorganisationen in den USA sich zunächst auf Gemeinden an der Westküste und unterstützten dann später im Jahr 2021 Menschen in Mississippi. Das IFAW-Katastrophenhilfe- Programm ist in der Region Mississippi tief verwurzelt. Wir waren mit unserem Team vor Ort, um den Hilfebedarf zu ermitteln und für Familien und ihre Haustiere aktiv zu werden. Die Maßnahmen des IFAW zur Unterstützung notleidender Menschen reichten vom Verteilen von Nahrung bis hin zu tierärztlicher Versorgung und darüber hinaus – unverzichtbare Hilfe für die Menschen vor Ort in dieser schwierigen Lage.
Katastrophenvorsorge
Als Gründungsmitglied der National Animal Rescue and Sheltering Coalition (NARSC) in den USA arbeitete der IFAW sowohl mit Bündnispartner:innen als auch mit nationalen Behörden und Bundesstaatenbehörden zusammen. Ziel war es, das COVID-19-Virus sowie seine Auswirkungen auf Haustiere besser zu verstehen. Diese Bemühungen wurden während der schwierigen Bedingungen einer weltweiten Pandemie fortgesetzt, als die Reisemöglichkeiten stark eingeschränkt waren. Der IFAW leitete Schulungen und nahm an Seminaren teil, um Notfallplanung und Katastrophenmanagement auf Bundesstaatenebene während einer Pandemie zu unterstützen. Gleichzeitig erarbeiteten wir in Zusammenarbeit mit unseren Partner:innen von der NARSC neue Richtlinien für Notunterbringungen sowie weitere wertvolle Hilfsmittel.
Beirut: Aufbauhilfe nach der Katastrophe
Im August 2020 kam es in Beirut im Libanon zu einer verheerenden Explosion, deren Wucht in einem Radius von knapp zehn Kilometern um den Hafen der Stadt zu spüren war. Humanitäre Hilfsorganisationen waren schnell zur Stelle, um den betroffenen Menschen zu helfen. Und unsere Partnerorganisation Animals Lebanon begann damit, Tiere zu retten und ihre Einrichtungen auf einen Zustrom bedürftiger Tiere vorzubereiten. Wir arbeiten schon seit mehreren Jahren mit Animals Lebanon zusammen und erkundigten uns sofort, ob das Team in Sicherheit war und Hilfe brauchte.
Wie Animals Lebanon uns mitteilte, befindet sich das Büro der Organisation gefährlich nahe am Explosionsort und war stark beschädigt worden. Trotzdem startete das Team bereits zwei Stunden nach dem Vorfall mit seinem Rettungseinsatz, bei dem zahlreiche überlebende Tiere gerettet wurden. Rund um die Uhr kümmerte sich das Team um Haustiere und andere Tiere. Zusätzlich zu den Such- und Rettungseinsätzen für Tiere richtete Animals Lebanon ein Forum ein, in dem Tierhalter:innen vermisste Haustiere melden und sich erkundigen konnten, ob ihr Tier gefunden wurde. Über 430 Hilfsanfragen gingen ein. 320 Freiwillige halfen bei der Suche nach Tieren sowie bei Rettung und Versorgung. 86 Tiere erhielten lebensnotwendige tierärztliche Versorgung. Innerhalb nur weniger Tage konnten dutzende Tiere wieder mit ihren Familien zusammenkommen.
Zu erleben, wie die Mitglieder einer Familie wieder vereint werden und einander in dieser schweren Zeit Trost spenden können – solche Momente geben uns die Kraft, unsere Arbeit fortzuführen.
Neue Studien und Erkenntnisse zu ausgewilderten Koalas
Dieses Jahr haben wir zwei Studien zum Überleben rehabilitierter Koalas nach der Auswilderung im Osten Australiens unterstützt. Mit ihnen konnte eine langjährige große Wissenslücke im Bereich Wildtier- Rehabilitierung geschlossen werden – durch Erkenntnisse zu Überlebenserfolg und Wohlergehen rehabilitierter Koalas in der freien Wildbahn.
Monitoring von Buschbränden betroffener Koalas im Bundesstaat Victoria
In Fortführung unserer Arbeit nach den verheerenden „Black Summer-Buschbränden“ 2019/2020 stellten wir Zoos Victoria, der Zoovereinigung im Bundesstaat Victoria, dringend benötigte Finanzmittel für eine Studie zur Verfügung. Die Naturschutzorganisation untersucht Überleben, Gesundheit und Wohlergehen von 14 Koalas, die von den Bränden betroffen waren, nach Rehabilitierung und Auswilderung.
Zoos Victoria entließ die Koalas – alle mit Funk- und GPS-Halsbändern ausgestattet – im Dezember 2020 im Osten des Bundesstaates Victoria wieder in die freie Wildbahn und überwachte mehrere Monate lang den Gesundheitszustand der Tiere. Wir haben insbesondere den tierärztlichen Aspekt des Projekts finanziell gefördert, sodass fachlich spezialisierte Tierärzt:innen die Bewegungen der Koalas nachverfolgen und wichtige Gesundheitschecks durchführen konnten.
Die Ergebnisse der Studie, die in Victoria zum ersten Mal in dieser Form durchgeführt wird, werden in einer Peer-Review- Fachzeitschrift veröffentlicht. Mit ihrer Hilfe sollen Wildtier-Rehabilitierungs- Expert:innen in ganz Australien Verhalten und tierwohlbezogene Ergebnisse bei von Buschbränden betroffenen Koalas besser verstehen, die rehabilitiert und wieder ausgewildert wurden.
Monitoring rehabilitierter Koalas in New South Wales
Wir arbeiteten auch an einer Studie von Science for Wildlife mit. Diese wird gemeinsam mit dem National Parks and Wildlife Service (Behörde für Nationalparks und Wildtiere) und mit Unterstützung des Ministeriums für Planung, Industrie und Umwelt im Rahmen der Koala Strategy von New South Wales durchgeführt. Bei der Studie wurden rehabilitierte Koalas nach der Auswilderung in der Region Greater Western Sydney in New South Wales mit Funkhalsbändern überwacht.
Mit unserer Unterstützung und unserer Mitarbeit an der in der Region bislang einzigartigen Studie wollen wir in diesem Bereich ein besseres Verständnis für die Faktoren fördern, die zu einem erfolgreichen Wiedereinleben der Koalas in der freien Wildbahn beitragen.
Dank der von IFAW und der Regierung von New South Wales bereitgestellten Finanzmittel konnte dieses wichtige Projekt ausgeweitet werden. Außerdem wurde eine Drohne zur Funküberwachung der Koalas in abgelegenen Gebieten angeschafft. Dank unserer Unterstützung versteht das Team nun besser, welche Maßnahmen während der Rehabilitierung dazu beitragen, dass Koalas nach der Auswilderung überleben. Diese Projekte werden uns bei künftigen Rettungs-, Rehabilitierungs- und Auswilderungsmaßnahmen für Koalas sehr helfen. Denn sie zeigen uns, mit welchen bewährten Verfahren und Abläufen wir Koalas zu einem guten Leben in freier Wildbahn verhelfen können.
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