Wildtierrettung
Wildtierrettung
Das Wildtierrettungs-Team des IFAW ist in vielen Teilen der Welt im Einsatz, um in Notsituationen das Wohlergehen einzelner Tiere zu verbessern und Leid zu verhindern. Im Geschäftsjahr 2021 konnten 4.025 Tiere gerettet und 1.989 wieder ausgewildert werden. Damit kann unser Wildtierrettungs-Programm weiter auf beeindruckende Fortschritte in Richtung unseres Ziels verweisen: ein besseres Leben für Wildtiere auf der ganzen Welt.
Während Rettung, Rehabilitierung und Freilassung von Wildtieren bei dem Programm im Mittelpunkt stehen, hat auch die Einbindung der Bevölkerung einen entscheidenden Anteil am Erfolg unserer Arbeit. Durch sie fördern wir eine positive Beziehung zwischen Menschen und Tieren, die beiden ein gutes Leben in ihrem gemeinsamen Lebensraum ermöglicht. Lokale Gemeinden an den Orten und in der Nähe der Orte, wo Wildtiere gerettet, rehabilitiert und wieder ausgewildert werden, spielen eine maßgebliche Rolle für das Überleben nahezu aller Tierarten der Erde.
Wir helfen einem Tier nach dem anderen – denn jedes einzelne Tier zählt
Rettung von Kragenbärenjungen in Indien
Das Bären-Rehabilitationszentrum (Centre for Bear Rehabilitation and Conservation, CBRC) im Nordosten Indiens wurde 2002 gemeinsam mit unserer Partnerorganisation Wildlife Trust of India (WTI) und der Forstbehörde von Arunachal Pradesh gegründet. Es ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie die Einbindung der Bevölkerung dazu beiträgt, dass mehr verletzte oder verwaiste Wildtiere gemeldet werden.
Im Geschäftsjahr 2021 wurden fünf junge Kragenbären gerettet und zur Versorgung ins CBRC eingeliefert. Vier der fünf Jungtiere waren von Anwohner:innen gefunden worden. Diese hatten die örtliche Naturschutzbehörde informiert, die die Bärenjungen rettete und in das CBRC brachte. So überlebten die fünf kleinen Bären nicht nur, sie haben auch schon die ersten Schritte zurück in die freie Wildbahn eingeschlagen.
Im Geschäftsjahr 2022 sollen sie in ein Auswilderungs-Camp im Wald umgesiedelt werden, in dem sie sich weiter auf die Freiheit vorbereiten.
Bis dato haben IFAW und WTI 50 Kragenbären wieder in die freie Wildbahn entlassen. Jeder Bär, den wir retten, rehabilitieren und wieder auswildern, trägt maßgeblich zum Überleben dieser Tierart bei.
IFAW und WTI setzen sich auch in Gemeinden in ganz Indien gegen Klimawandel und Abholzung ein: Mit unserem Kochherdprojekt bieten wir der lokalen Bevölkerung alternative Möglichkeiten der Essenszubereitung. So wird der Schadstoffausstoß durch mit Brennholz befeuerte Herde gesenkt und weiterer Abholzung entgegengewirkt.
Elefanten retten in Simbabwe
Unseren Partner Wild Is Life (WIL) erreichte die dringende Bitte, ein Elefantenkalb im Hwange-Nationalpark von Simbabwe zu retten. Das Kalb, das später den Namen Samson erhielt, wurde neben seiner Mutter aufgefunden, die durch eine Schusswunde am Bein gestorben war. Samson konnte gefahrlos vom Team eingefangen, betäubt und in die Auswilderungsstation von Wild is Life Zimbabwe Elephant Nursery (WIL-ZEN) unseres Lebensraumprojekts in Panda Masuie gebracht werden.
Wild is Life und IFAW konnten einen wichtigen Wanderkorridor für Elefanten und andere Tiere durch die grenzüberschreitende Schutzregion Kavango- Zambezi (KAZA-TFCA) sichern. Wir setzen uns für den langfristigen Erhalt dieses wichtigen Waldschutzgebietes ein, damit gerettete Elefanten in Simbabwe in die Natur zurückkehren können. Samson hat sich in die Auswilderungsherde integriert und bekam von den älteren Elefantenweibchen Annabelle, Nkanyezi und Nora mütterliche Zuwendung.
Außerdem unterstützte der IFAW dieses Jahr die Nationalparkbehörde Simbabwes (ZimParks) und den Dete Animal Rescue Trust (DART) bei einer lebensrettenden Aktion: Ein Elefantenkalb im Hwange- Nationalpark sollte aus einer Schlinge befreit werden.
Das schnelle Eingreifen unter Leitung von ZimParks und deren Tierarzt Dr. Kudzai Mupondi war ein Erfolg. DART sedierte das Kalb und entfernte die Schlinge, die aus Telefondraht bestand. Dann wurde die Wunde des kleinen Elefanten versorgt. Kurz nach Verabreichung eines Medikaments, das die Wirkung des Beruhigungsmittels aufhebt, wurde der kleine Elefant wieder mit seiner Mutter vereint. Diese hatte in der Nähe gewartet, aber so weit entfernt, dass sie nicht sediert zu werden brauchte.
Rettung, Rehabilitierung und Freilassung von Greifvögeln in Peking
Im März 2021 fing ein Taubenhalter in Peking einen Uhu, der seine Tauben tötete und fraß. Der Mann meldete sich bei der IFAW-Greifvogelstation Beijing Raptor Rescue Center (BRRC) und bat um Unterstützung, weil er das Tier wieder in die freie Wildbahn entlassen wollte. Unsere Rehabilitierungsexpert:innen untersuchten den Uhu und stellten fest, dass der Gesundheitszustand des Vogels gut war. Also wurde er rehabilitiert und wieder ausgewildert.
Das BRRC ist die einzige Rehabilitierungseinrichtung für Greifvögel in Peking. Seit der Gründung im Jahr 2001 wurden dort 5.549 Greifvögel gerettet. Obwohl die Corona-Krise nach wie vor den Betrieb erschwert, nahm das Team auf der Station im Geschäftsjahr 2021 150 Greifvögel von 18 verschiedene Arten zur Rehabilitierung und Versorgung auf.
In unser Zentrum werden Greifvögel eingeliefert, die aus dem illegalen Handel gerettet und beschlagnahmt wurden. Oft werden wir jedoch auch von der Bevölkerung über hilfebedürftige Tiere informiert, wie im Falle des Taubenhalters. Meistens reagieren die Menschen vorsichtig und wohlwollend auf verletzte oder verwaiste Greifvögel. 2009 begann die Stadt Peking damit, Landwirt:innen zu entschädigen, die Geflügel oder andere Nutztiere durch Greifvögel verloren hatten. So soll sichergestellt werden, dass Tiere und Menschen weiterhin gut zusammenleben können.
Das BRRC unterstützt auch andere Rettungseinrichtungen und Expert:innen beim Kapazitätsaufbau, um die in China vorhandene Kompetenz im Bereich Greifvogel-Rettung weiter auszubauen. Im Geschäftsjahr 2021 unterstützte der IFAW zwei Organisationen finanziell. So konnten sie 42 verletzte Greifvögel retten und einen zweisprachigen Leitfaden über Rettung und Rehabilitierung dieser Tiere auf Chinesisch und Tibetisch erstellen. Außerdem organisierte der IFAW zwei Schulungen, an denen über 80 Tierrettungs-Fachleute von 23 Rettungsstationen aus neun Provinzen Chinas teilnahmen.
Heimkehr in die Wildnis
Bei zahlreichen Tierrettungen ist die Rehabilitierung ein entscheidender Vorgang. Erfolg oder Misserfolg sind ausschlaggebend dafür, ob die Wildtiere zurück in der freien Wildbahn überleben werden. Wir investieren sowohl in Forschungen als auch in ein Netzwerk aus Partner:innen und Expert:innen. So unterstützen wir individuell angepasste Rehabilitierungspläne für verwaiste, kranke und verletzte Tiere. Der allerschönste Erfolg ist es, wenn gerettete Tiere wieder in die Freiheit entlassen werden können. Hier einige der großartigen Auswilderungserfolge des vergangenen Jahres.
Drei Nashörner bereiten sich auf die Wildnis vor
In Indien wurden drei Panzernashörner in ein Auswilderungsgehege im Manas- Nationalpark verlegt. Alle drei Tiere, zwei Weibchen und ein Männchen, waren 2019 während der Überflutungen in Kaziranga im indischen Bundesstaat Assam von IFAW und WTI gerettet worden. Als die Tiere zur Wiederauswilderung freigegeben waren, kamen sie einzeln in Transportkisten und wurden in den 400 Kilometer weit entfernten Manas-Nationalpark gefahren. Die Nashörner verbringen normalerweise einige Monate in einem Auswilderungsgehege, damit sie sich an die neue Umgebung gewöhnen können. Wenn die Tiere bereit sind, werden sie in den Park entlassen.
Seit 2006 arbeiten wir mit der Forstbehörde Assam und dem WTI bei der Wiederansiedlung von Nashörnern im Manas-Nationalpark zusammen. Dieses Projekt ist der erste Versuch, die Nashornpopulation in Manas wieder aufzubauen, nachdem Wilderer:innen in den 1990er Jahren laut Schätzungen 100 Nashörner getötet hatten. IFAW und WTI gehen dabei einen ganz eigenen Weg: Statt wie früher gesunde ausgewachsene Tiere in den Park zu bringen, werden rehabilitierte Nashörner angesiedelt, die sonst bei den jährlichen Überflutungen umgekommen wären. Dieser Ansatz hat sich als überaus erfolgreich erwiesen: Mittlerweile leben über 40 ausgewilderte, rehabilitierte Nashörner mit ihren Nachkommen in Manas.
Umsiedlung von sechs Elefantenkälbern in Simbabwe
Dieses Jahr wurden sechs verwaiste Elefantenkälber aus dem Elefantenwaisenhaus Simbabwe (Zimbabwe Elephant Nursery, ZEN) in Harare in eine 900 Kilometer weit entfernte Auswilderungsstation im Waldschutzgebiet Panda Masuie umgesiedelt. Die Umsiedlung wurde von Wild Is Life-Gründerin Roxy Danckwerts geplant, und alle Teams achteten sehr auf das Wohlergehen jedes einzelnen Elefanten. Unter den Elefanten war auch Amira, ein Kalb, das neben seiner verendeten Mutter im Mana Pools Nationalpark aufgefunden worden war. Das Rettungsteam reiste zu Amiras Rettung mit dem Flugzeug an. Auch IFAW-Präsident und CEO Azzedine Downes war dabei. Amira konnte gefahrlos eingefangen werden und wurde auf dem Luftweg ins sichere ZEN gebracht.
Amira und weitere Elefantenwaisen wurden im Waisenhaus viele Tausend Stunden lang von Pfleger:innen versorgt und auf den nächsten Schritt ihrer Rückkehr in die Freiheit vorbereitet. In Panda Masuie werden sie die Überlebensfähigkeiten weiter entwickeln, die sie als wild lebende Elefanten im Schutzgebiet brauchen werden.
Zwei Elefantenkälber auf dem Weg zurück in die Freiheit
Zwei gerettete Elefantenkälber vom Hilfsprojekt für verwaiste Elefanten (Elephant Orphanage Project, EOP) in Lusaka in Sambia wurden in die Auswilderungsstation im Kafue-Nationalpark gebracht. Ludaka und Lufutuko (Tuko) wurden im EOP versorgt, einem Elefantenwaisenhaus, das von unserer Partnerorganisation Game Rangers International (GRI) gegründet wurde. Ludaka und Tuko haben bis zu ihrer Auswilderung noch einen weiten Weg vor sich. Aber dies ist ein spannender, wichtiger nächster Schritt auf ihrem Weg zurück in die freie Wildbahn.
Gemeinsam mit GRI haben wir auch die erfolgreiche Rehabilitierung und Freilassung unseres ersten Elefantenmännchens gefeiert, Batoka. Elf Jahre lang wurde er in der Auswilderungsstation im Kafue-Nationalpark versorgt, bevor er sich einer Herde wildlebender Elefanten anschloss. Per GPS-Senderhalsband verfolgen wir die Fortschritte, die Batoka macht. So können wir seine Bewegungen genau nachverfolgen und sicherstellen, dass es ihm in der freien Wildbahn gut geht.
Ein verletzter Jaguar kehrt in die freie Wildbahn zurück
In Mexiko wurde ein Jaguarmännchen von einem Auto angefahren und trug Wunden sowie eine gebrochene Schulter davon. Der Jaguar, Covi genannt, wurde gerettet und zur Untersuchung und Rehabilitierung in den Zoo Payo Obispo gebracht. Während der Bruch ausheilte, überwachte das Team Covi und versorgte ihn bei so wenig menschlichem Kontakt wie nur möglich. So sollte vermieden werden, dass er seine Scheu vor Menschen verlor. Covi erholte sich und stellte unter Beweis, dass er nach wie vor ein ausgezeichneter Jäger war. Deshalb wurde er im Juni 2021, mit einem GPS-Satellitenhalsband ausgestattet, wieder in die Freiheit entlassen. Die mithilfe des Satellitensenders erfassten Daten zeigten, dass Covi sich drei Monate nach seiner Freilassung wieder in die freie Wildbahn eingewöhnte. Er blieb weiterhin in der Nähe der Auswilderungseinrichtung und hielt sich von menschlichen Siedlungen fern.
Dieser Erfolg ist ein bedeutendes Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen unserem Team, Regierungsbehörden, Wissenschaft und lokaler Bevölkerung. Beteiligt waren unsere Expert:innen für Wildtierrettung, der Zoo Payo Obispo, die National Alliance for Jaguar Conservation (ANCJ), die nationale mexikanische Umweltbehörde (PROFEPA), die Umweltbehörde des mexikanischen Bundesstaates Quintana Roo (PPA) und das Institut für Artenvielfalt und Naturschutzgebiete des mexikanischen Bundesstaates Quintana Roo (IBANQROO).
Wildtierrettungen im Angesicht des Klimawandels
Der Klimawandel hat drastische Folgen für Tiere und verschärft die Bedrohungen für viele ohnehin schon gefährdete Arten noch weiter. Unsere Rettungsteams erleben bei ihren Einsätzen in der Natur Tag für Tag die Auswirkungen, die der Klimawandel auf die Umwelt hat. Von fehlendem Nahrungs- und Wasservorkommen bis hin zu verändertem Fortpflanzungsverhalten: Die Folgen des Klimawandels verschärfen sich immer mehr und belasten ohnehin schon gefährdete Arten noch stärker.
Im Geschäftsjahr 2021 haben wir unsere Partnerorganisation The Southern African Foundation for the Conservation of Coastal Birds (SANCCOB) bei einer Mammutaktion unterstützt: Über tausend Junge der stark gefährdeten Kapscharbe wurden gerettet, rehabilitiert und wieder freigelassen – unsere größte Rettungsaktion für Meeresvögel in Südafrika seit 20 Jahren.
Über 2.000 Vogeljunge wurde gerettet, manche davon erst zwei Wochen alt. Sie waren von ihren Eltern verlassen worden. Dieses massenhafte Verlassen der Jungtiere wird auf Nahrungsmangel aufgrund geringer Bestände kleiner pelagischer Fische sowie auf das heiße Wetter während der Brutzeit zurückgeführt. Da Hitzeereignisse im Zuge des Klimawandels zunehmen werden, mit weiteren negativen Folgen für die Verfügbarkeit von Fisch, könnten Fälle massenhaften Verlassens von Jungtieren künftig häufiger auftreten. Dank der Kompetenz unserer Partner:innen bei SANCCOB konnten 1.090 gerettete Vogeljunge wieder in die Freiheit entlassen werden.
Ein besseres Leben für Tiere in Not
Auf der ganzen Welt schrumpfen Wildtierpopulationen, weil Wildtiere dem Handel mit exotischen Haustieren zum Opfer fallen oder wegen ihrer Körperteile getötet werden. Der illegale Handel mit Wildtieren ist eine ernsthafte Bedrohung für die schwindende Artenvielfalt und muss dringend beendet werden.
Hilfe für beschlagnahmte Tiere
Mit unserem Projekt LAST (Live Animals Seized in Trade, aus dem Handel beschlagnahmte lebende Tiere) wollen wir nachhaltige Lösungen für Tiere anbieten, die im illegalen Handel beschlagnahmt oder sichergestellt wurden. Wir haben gemeinsam mit der Freeland Foundation (federführende Organisation) und dem WWF einen Zuschuss von der Behörde für internationalen Drogenhandel und Strafverfolgung des US-Außenministeriums (INL) für das Projekt TRIPOD (Targeting Regional Investigations for Policing Opportunities and Development) erhalten.
Gemeinsam mit Freeland und dem WWF wollen wir den illegalen Wildtierhandel in Malaysia, auf den Philippinen und in Indonesien bekämpfen. Hierfür stellen wir Technologie zur Verfügung, mit der Wildtierarten schnell und sicher erkannt werden. So können die Tiere beschlagnahmt, artgerecht versorgt und im Idealfall wieder in ihrem Herkunftsgebiet in die freie Wildbahn entlassen werden. Außerdem bilden wir Einsatzkräfte der Strafverfolgung in Abläufen und Instrumenten für den sicheren, tiergerechten Umgang mit beschlagnahmten Wildtieren weiter.
Unterstützung für Zoos im Krisengebiet
Als sich 2020 die Krise im Jemen ausweitete, leisteten wir den Zoos in Sana’a und Taiz Unterstützung. Der Bürgerkrieg im Land hatte schwere Folgen für die fleischfressenden Tiere der Zoos. Wir sorgten für Futter, tierärztliche Versorgung und bessere Lebensbedingungen für diese Tiere, darunter 14 Löwen und 34 bedrohte Arabische Leoparden. Eine weitergehende Unterstützung wurde uns durch die Corona-Schutzmaßnahmen unmöglich gemacht. Dank unseres Einsatzes wurden insgesamt über 80 Tiere mit Nahrung und Medizinbedarf versorgt und erhielten so bessere Pflege. Außerdem unterstützte der IFAW auch Renovierungs- und Verbesserungsarbeiten an den Gehegen, um den betreffenden Tieren mehr Schutz und bessere Lebensbedingungen zu verschaffen.
Hilfe für Großkatzen in den USA
In den USA helfen wir weiterhin Auffangstationen für Großkatzen dabei, sich auf neue gerettete Tiere vorzubereiten. Wir arbeiten daran, finanzielle Tragfähigkeit und Praktiken in der Tierpflege zu verbessern, und setzen uns dafür ein, dass private Haltung und gewerbliche Ausbeutung von Großkatzen wie Tigern und Löwen beendet werden. Aufgrund unzureichender gesetzlicher Vorschriften lässt sich nicht feststellen, wie viele Großkatzen (Löwen, Tiger, Leoparden, Schneeleoparden, Nebelparder, Geparden, Jaguare, Pumas und Kreuzungen) in den USA in Gefangenschaft leben. Schätzungen zufolge sind es jedoch rund 10.000. Viele der Großkatzen werden in Einrichtungen gehalten, bei denen es sich weder um lizenzierte Zoos noch um seriöse Schutzzentren handelt. Die Großkatzen werden als Haustiere oder in Privatzoos unter Bedingungen gehalten, die sowohl für Menschen als auch für die Tiere gefährlich sind.
Seit über zehn Jahren arbeitet der IFAW mit Auffangstationen zusammen. Wir ermitteln seriöse Einrichtungen, helfen ihnen bei Ausbau und Verbesserung ihrer Kapazitäten und bei Rettungen sowie bei lebenslanger Versorgung und guter Pflege eingelieferter und beschlagnahmter Tiere. So ist zum Beispiel die Big Cat Sanctuary Alliance (BCSA) aus unseren Workshops und Konferenzen zu Großkatzen heraus entstanden und wird von uns weiter unterstützt. Sie organisiert Konferenzen, verfasst Leitfäden zu bewährten Praktiken und entwickelt Mechanismen für die Zusammenarbeit von Auffangstationen bei Tierrettungen.
Der IFAW setzt sich weiter dafür ein, dass der Big Cat Public Safety Act in den USA verabschiedet wird. Mit dem Gesetz wären Großkatzen gesetzlich besser geschützt. Im Geschäftsjahr 2021 konnten hier mit der Wiedereinbringung des Gesetzesentwurfs in US-Senat und Repräsentantenhaus ermutigende Fortschritte erzielt werden.
Mehr Tierwohl durch Ausweitung der tierärztlichen Versorgung in Australien
Damit gerettete Wildtiere besser versorgt werden können und die Freilassungsquoten höher ausfallen, haben wir dafür gesorgt, dass fachlich spezialisierte Tierärzt:innen und tierärztliche Pfleger:innen für die Tiere da sind, damit diese rund um die Uhr Pflege und lebensrettende Behandlungen erhalten können. In diesem Zusammenhang förderten wir auch die wichtige Arbeit eines in Vollzeit arbeitenden tierärztlichen Teams bei Friends of the Koala im australischen Bundesstaat New South Wales. Dank unserer Unterstützung kann das Team verletzte, kranke und verwaiste Koalas pflegen und lebensrettende Behandlungen durchführen. Das ist jetzt wichtiger als je zuvor, denn die symbolträchtigen Tiere drohen in New South Wales durch Buschbrände, Klimawandel und Lebensraumverlust lokal auszusterben. Das spezialisierte tierärztliche Team behandelte im Geschäftsjahr 2021 326 Koalas und entließ über 100 wieder in die Freiheit.
Außerdem finanzierten wir das tierärztliche Team des Schutzgebiets Bonorong Wildlife Sanctuary in Tasmanien. So konnte die dortige Wildtierklinik, die mit Hilfe des IFAW erbaut wurde, an fünf Tagen in der Woche arbeiten. Durch mehr tierärztliche Kapazitäten in der Klinik konnten wir die Versorgung der aufgenommenen Wildtiere verbessern und die Quote erfolgreicher Freilassungen steigern. So bekommen die Wildtiere eine entscheidende zweite Chance auf ein Leben in freier Wildbahn. Im Geschäftsjahr 2021 behandelte das tierärztliche Team 950 Tiere, darunter auch bedrohte Arten wie Keilschwanzadler, Tasmanischen Teufel und Tüpfelbeutelmarder. 406 Tiere konnten wir bereits wieder in die freie Wildbahn entlassen.
Der Koala-Spürhund Bear vom IFAW und der University of the Sunshine Coast (USC) wird weiter auf Anfrage von Einzelpersonen und Wildtierschutz- Gruppen dafür eingesetzt, Koalas zu retten und Zählungen in freier Wildbahn durchzuführen. Bear leistet wertvolle Hilfe, denn er kann riechen, was Menschen nicht sehen können. In Zusammenarbeit mit unseren Partner:innen vom USCProgramm Detection Dogs for Conservation helfen wir mit, Koalas aufzuspüren und zu retten. Spürhunde und Drohnen steigern die Entdeckungsquote für Koalas erheblich, was bei Rettungseinsätzen von entscheidender Bedeutung ist.
Innovative Methoden helfen bei der Suche nach der Herde eines verwaisten Elefanten
Dank ganz neuer Forschungsarbeiten sind wir unserem Ziel einen Schritt näher gekommen, die Geburtsherde unseres geretteten Elefantenkalbs Nania zu finden. Sie wurde 2017 von Einwohner:innen eines Dorfs in der Nähe von Boromo in Burkina Faso gerettet, wo sie umherstreifte. Damals war Nania gerade erst zwei Monate alt. Unser Team wurde gebeten, ihre Rehabilitierung und Auswilderung langfristig zu unterstützen.
In den letzten Jahren haben wir DNAProben aus dem Dung von Nania und von wilden Elefanten genommen, die durch den Deux Balés Nationalpark (Burkina Faso) ziehen. Die 17 Proben wurden im Labor von Dr. Sam Wasser verarbeitet und analysiert, dem Leiter des Center for Conservation Biology an der University of Washington. Normalerweise nutzt das Labor DNA aus Elefantendung dafür, die Bewegungen von Elefanten nachzuvollziehen und Wilderei- Hotspots in Afrika zu ermitteln. Doch nun analysierten Dr. Wasser und sein Team zum ersten Mal DNA, mit dem Ziel, die Geburtsherde eines verwaisten Elefantenkalbs ausfindig zu machen.
Wir konnten es kaum glauben, doch die Analyse ergab, dass einer der Elefanten im Nationalpark wahrscheinlich Nanias Mutter ist oder – weniger wahrscheinlich – dass er und Nania Halbgeschwister sind. Weil man dort, wo Nania aufgegriffen wurde, keinen Elefantenkadaver gefunden hatte, glauben unser Team und hinzugezogene Expert:innen, dass Nanias nächststehende Verwandte noch leben. Es besteht also die Hoffnung, dass wir sie mit ihrer Familie wiedervereinen können.
Die DNA-Analyse ergab außerdem, dass Nania ein Afrikanischer Waldelefant (Loxodonta cyclotis) ist. Ursprünglich glaubte man, alle afrikanischen Elefanten würden zur selben Art gehören. Im März 2021 erkannte die Weltnaturschutzunion (IUCN) Afrikanische Waldelefanten und Afrikanische Savannenelefanten (Loxodonta africana) aufgrund genetischer Daten jedoch als separate Arten an.
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