Einbindung der Bevölkerung
Einbindung der Bevölkerung
Um Tieren und Menschen eine bessere Zukunft zu ermöglichen, ist es wichtig, dass die Menschen an den Tier- und Naturschutzinitiativen, die sie direkt betreffen, teilhaben und von ihnen profitieren. Der IFAW setzt auf nachhaltige Lösungsansätze, die auf Wissen und Führung der lokalen Bevölkerung aufbauen. Damit die Menschen vor Ort ihre Rechte wahrnehmen können und ihre Stimme in lokalen, regionalen und globalen Gremien gehört wird.
Die partizipative und integrierende Zusammenarbeit mit der Bevölkerung zieht sich als zentraler Ansatz durch die gesamte Arbeit des IFAW. Wir befähigen Gemeinschaften dazu, im Natur- und Tierschutz eine führende Rolle zu übernehmen. Damit eine Koexistenz von Tieren und Menschen gelingt, fördern wir nachhaltige Einkommensquellen und entziehen so auch Wilderei und illegalem Wildtierhandel den Rückhalt in der Bevölkerung. Auf diese Weise befähigen wir die ortsansässigen Menschen dazu, im Bereich Naturschutz eine aktive Rolle einzunehmen.
Wir binden die Menschen ein, die in unmittelbarer Nähe zu den Tieren und Lebensräumen leben, die wir schützen wollen. Denn wir sind überzeugt, dass sich nur so positive und anhaltende Veränderungen bewirken lassen. Wichtig ist uns dabei die respektvolle und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinschaften. Denn das ermöglicht es uns, langlebige Lösungen zu erarbeiten, die Wildtieren, Menschen und den Tieren in ihrer Obhut zugutekommen. Auch im Geschäftsjahr 2022 haben wir Menschen motiviert und dabei unterstützt, ein aktiver Teil der Lösung zu werden.
Lokale Gemeinschaften als Teil der Lösung
Weniger Wilderei durch klimaintelligente Landwirtschaft
Nach einer Saison klimaintelligenter Landwirtschaft konnten kleinbäuerliche Betriebe in Ostsambia erstmals die Erzeugnisse ihres Anbaus ernten. Ziel des Projekts ist es, den Lebensunterhalt der Menschen zu sichern und Wildtiere zu schützen. Indem sie im Anbau hochwertiger Nutzpflanzen wie Erdnüsse, Sojabohnen und Augenbohnen geschult werden, soll das Einkommen von lokalen Gemeinschaften und einzelnen Landwirt:innen verbessert werden. Dadurch sind sie in Zukunft auch weniger darauf angewiesen, für ihr Einkommen sowie ihre Ernährungssicherheit zu wildern.
Das Projekt richtet sich an 3.500 Landwirt:innen, überwiegend Frauen – 1.000 in Malawi und 2.500 in Sambia – auf einem Gebiet von 32.278 Quadratkilometern im grenzüberschreitenden Lebensraum Malawi/Sambia.
Im Rahmen einer Partnerschaft zwischen IFAW und Community Markets for Conservation (COMACO), finanziert über die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), wurde damit begonnen, 30 lokale Anführer:innen in der Region zu rekrutieren und auszubilden. Sie werden anschließend jeweils 83 Landwirt:innen ausbilden und begleiten. Andere Teilnehmer: innen sollen lernen, Produkte wie etwa Pilze oder Raupen, die ebenfalls verkauft werden können, zu identifizieren und damit eine zusätzliche Einkommensquelle zu bekommen. So lässt sich illegalen Aktivitäten wie Wilderei oder Abholzung zur Herstellung von Holzkohle entgegenwirken.
Kohlenstoffbindung: umweltfreundliche Entwicklung für lokale Gemeinschaften
Der Asiatische Elefant ist eine charismatische Tierart von entscheidender ökologischer Bedeutung. Der Lebensraum Asiatischer Elefanten und die von Menschen besiedelten Gebiete überschneiden sich zunehmend, sodass Tiere und Anwohner:innen zwangsläufig aufeinandertreffen und es zu Konflikten mit Gemeinschaften kommen kann. Elefanten zerstören oft Anbauflächen oder beschädigen Häuser, in seltenen Fällen können sie sogar Menschen töten.
Im Jahr 2020 startete der IFAW in der chinesischen Provinz Yunnan ein Imkerei- Projekt und verschaffte damit den Menschen dort Zugang zu einer alternativen Einkommensquelle. Gleichzeitig halten die Bienenstöcke Elefanten auf Abstand und reduzieren die Konflikte zwischen Menschen und Elefanten. Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Frauen gestalten als Imkerinnen mit. Im September 2021 schlossen sich IFAW, Swire Coca-Cola und die Xishuangbanna Tropical Rainforest Foundation (XTRCF) zusammen, um die bestehende Initiative auszubauen. Gemeinsam starteten sie ein Gemeindeprojekt zur Kohlenstoffbindung (Carbon Sequestration Community) im Südwesten Chinas. Mit dem Projekt soll ein Modell der umweltfreundlichen dörflichen Gemeinschaftsentwicklung etabliert werden: Der Schutz Asiatischer Elefanten wird mit Kohlenstoffbindung kombiniert, um dem Klimawandel entgegenzuwirken, indem Kohlendioxid langfristig der Atmosphäre entzogen bzw. gebunden wird. Im Rahmen des Projekts wird die Imkerei als kohlenstoffarme Einkommensmöglichkeit ausgebaut und ermöglicht es, den CO2-neutral erzeugte Honig entsprechend zu zertifizieren.
Im Geschäftsjahr 2022 führte der IFAW acht Imkerei-Lehrgänge durch und bot wöchentlich individuelle Unterstützung an. Zwanzig Haushalte ernteten 1.093 Kilogramm Honig von 200 Bienenstöcken, obwohl überdurchschnittlich starker Niederschlag im Projektgebiet es den Bienen schwermachte. Die Projekt- Teilnehmer:innen entschieden sich gemeinsam dazu, nur einmal (statt zweimal) im Jahr Honig zu ernten. Den Bienen steht dadurch mehr Futter zur Verfügung und sie können sich besser erholen.
Das Projekt wird die Imkerei als kohlenstoffarme Einkommensmöglichkeit weiter ausbauen und eine Zertifizierung des CO2-neutral erzeugten Honigs erwirken. Außerdem wurde erstmals der Einsatz einer Photovoltaikanlage getestet. Die Anlage kann jährlich 20.000 Kilowattstunden Strom erzeugen.
Mehr Teilhabe traditioneller Anführer:innen an Naturschutzbemühungen
Im Dezember 2021 lud der IFAW traditionelle Anführer:innen aus dem Osten und Süden Afrikas zu einem Treffen im kenianischen Amboseli ein. Dort tauschten sie Erfahrungen und Ideen aus, mit deren Hilfe sowohl Menschen als auch Wildtiere an Orten, wo sich ihre Lebensräume überschneiden, gut leben können. Traditionelle Anführer:innen spielen eine zentrale Rolle in den transparenten und partnerschaftlichen Prozessen, die fest in der indigenen Kultur und ihren Werten verankert sind. Das Treffen galt als wegweisende Gelegenheit für traditionelle Gemeindevorstände aus Malawi, Simbabwe und Kenia, die realen Herausforderungen zu erörtern, vor denen ihre Gemeinschaften stehen – und nach Lösungsansätzen zu suchen, die ein friedliches Miteinander von Menschen und Wildtieren ermöglichen.
Mehr Mitwirkungsmöglichkeiten für Frauen in Afrika: berufliche Bildung für den Wildtierschutz
Der IFAW und die deutsche Margarete- Breuer Stiftung (MBS) unterstützen 60 junge Massai-Frauen der Amboseli-Gemeinschaft in Kenia dabei, ihr Leben mit einem neuen Beruf selbstbestimmt zu gestalten. Das Projekt Jenga Mama (aus Suaheli übersetzt etwa „eine Frau befähigen“) bietet berufliche Ausbildungsmöglichkeiten in den Bereichen Friseur-Handwerk, Kosmetik, Lebensmittelproduktion, Klempnerei- Handwerk, Bekleidungsproduktion sowie IT. In der dreijährigen Ausbildung und dem begleitenden Mentoring zum Thema Unternehmensgründung erwerben die Frauen die notwendigen Kompetenzen, um danach eine Anstellung zu finden oder ein Kleinstunternehmen zu gründen.
Allgemeine und berufliche Bildung eröffnet insbesondere Frauen neue Einkommensmöglichkeiten und verringert gleichzeitig den Druck auf natürliche Ressourcen und Ökosysteme. Durch reguläre Beschäftigung und nicht-traditionelle Einkommensquellen können außerdem die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen gemindert werden, die entstehen können, wenn Wildtiere Anbauflächen oder Nutztiere schädigen. So lassen sich Konflikte zwischen Menschen und Wildtieren verringern. Zusätzlich zu dem wirtschaftlichen Aspekt stößt der IFAW mit Mitgliedern der lokalen Gemeinschaft einen Dialog an, der die Koexistenz mit den Wildtieren sichert und gleichzeitig die Bedürfnisse der jeweiligen Gemeinschaft berücksichtigt.
Bis Ende 2024 werden die 60 Frauen bestens darauf vorbereitet sein, eine Geschäftstätigkeit nachhaltig auszuüben und ihre Familien sowie die Gemeinschaft mit den erwirtschafteten Einnahmen zu unterstützen.
Der IFAW bedankt sich bei allen Spender:innen, Unterstützer:innen und Partner:innen, die es uns ermöglicht haben, im Geschäftsjahr 2022 im Bereich ‚Einbindung der Bevölkerung‘ Positives zu bewirken. Besonders erwähnen möchten wir dabei:
Swire Coca-Cola
Margarete-Breuer Stiftung
Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit
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