Internationale Politik
Internationale Politik
Der IFAW betreibt aktiv politische Arbeit auf nationaler wie auch auf internationaler Ebene. Denn wir sind überzeugt, dass Lebensräume und Arten nur durch entsprechende Gesetze und politische Maßnahmen dauerhaft geschützt werden können. Wir verknüpfen Projekte und politische Arbeit, sorgen dafür, dass wichtige IFAW-Anliegen auf die Tagesordnung kommen, unterstützen die Umsetzung von Entscheidungen und gehen strategische Partnerschaften mit Regierungen, NGOs, Geldgeber:innen und anderen Akteur:innen ein. So verschaffen wir denjenigen mehr Gehör, die über unsere zentralen Themen sprechen.
Unser Team aus dem Bereich internationale Politik berät Regierungen und kann sich dabei auf jahrelange praktische Erfahrung stützen. Im Geschäftsjahr 2022 unterstützte der IFAW 49 Regierungen durch fachliche Beratung und Hilfe bei der Umsetzung von Maßnahmen.
Stärkung des Schutzes von Tieren und ihren Lebensräumen durch internationale Abkommen
Einsatz für positive Veränderungen beim Weltnaturschutzkongress der IUCN (Weltnaturschutzunion)
Im September 2021 kamen beim Weltnaturschutzkongress (WCC) der IUCN Regierungen, Wissenschaftler:innen, NGOs und indigene Gruppen zusammen. Gemeinsam wurden Lösungswege zu praktisch allen Aspekten einer intakten Umwelt ausgelotet. Der IFAW nahm teil, um die Verabschiedung von Resolutionen zu unterstützen, mit denen Tiere und ihre Lebensräume in aller Welt besser geschützt werden. Dabei reichte unser Fokus von der Reduzierung von Meereslärm bis zum Erhalt der Artenvielfalt.
Sämtliche vom IFAW unterstützten Resolutionen wurden verabschiedet, darunter auch eine von uns mitgetragene Resolution zum besseren Schutz von Meeresökosytemen und Meeresbewohnen. Mit dieser Resolution werden die Mitglieder nachdrücklich dazu aufgerufen, Verhandlungen über ein neues internationales Abkommen zum Erhalt der Artenvielfalt in der Hochsee (Meeresgebiete, die nicht zum Hoheitsgebiet einzelner Staaten gehören) abzuschließen.
Dadurch soll die Möglichkeit geschaffen werden, neue Meeresschutzgebiete auszurufen und die Auswirkungen menschlichen Handelns auf die Meeresbewohner der Hochsee zu regulieren. Die Annahme dieser Resolutionen stärkt die internationalen Bestrebungen und gibt Regierungen, internationalen Gremien und NGOs klare Leitlinien für Zusammenarbeit, Abstimmung und erfolgreiche Maßnahmen zum Schutz der Natur.
Verhandlungen im Vorfeld der CBDVertragsstaatenkonferenz (CoP15)
Das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, CBD) ist das Regelwerk der Vereinten Nationen zum Schutz der Natur. Derzeit wird ein neuer globaler Rahmen ausgearbeitet, der den Ländern bei ihren Naturschutz-Bemühungen im kommenden Jahrzehnt zur Orientierung dienen soll. Die Hoffnung ist, dass dieser globale Rahmen zur Artenvielfalt für die Zeit nach 2020 (Post-2020 Global Biodiversity Framework) bei der Vertragsstaatenkonferenz im Dezember 2022 beschlossen wird. Im Vorfeld der Konferenz veranstaltet die CBD mehrere Verhandlungssitzungen zur Ausarbeitung des neuen Rahmens. Der IFAW nahm im Juni 2022 an vier dieser Sitzungen in Nairobi (Kenia) teil.
Der sogenannte Post-2020 Rahmenplan ist die treibende Kraft hinter der Forderung, 30% der Erde bis 2030 unter Schutz zu stellen (hierfür wird in der Politik häufig auch das Schlagwort 30x30 verwendet).
In allen Teilen der Welt stehen Artenvielfalt und Ökosysteme kurz vor dem Zusammenbruch. Deshalb wird der IFAW sich weiter für ambitionierte Zielvorgaben beim Naturschutz einsetzen, für wirksamere Maßnahmen für den Artenschutz, für ein Ende des Handels mit Wildtieren und für verstärkte Investitionen der internationalen Gemeinschaft zum Schutz der Natur.
Mehr Schutz für Haie und Rochen
Über 50% aller Haiarten sind gefährdet oder potenziell vom Aussterben bedroht. Im März 2022 veröffentlichte der IFAW den Bericht "Supply and Demand: The EU’s role in the global shark trade" (Angebot und Nachfrage: die Rolle der EU beim globalen Handel mit Haiprodukten). Bei den Recherchen zum Bericht stellte sich heraus, dass EU-Staaten beim globalen Handel mit Haiprodukten als Lieferanten wie auch als Händler eine Schlüsselrolle spielen. Dieser Handel bedroht das Überleben zahlreicher Haiarten erheblich.
Wie sich gezeigt hat, können sich Haipopulationen aber durch eine Kontrolle des Handels und wirksames Management erholen.
Der IFAW setzt sich intensiv dafür ein, dass Haiarten ins Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) aufgenommen werden. Hierdurch könnte erreicht werden, dass auf nationaler und internationaler Ebene Managementsysteme für Arten eingeführt würden, die durch den internationalen Handel mit Haiprodukten bedroht sind.
Die EU hatte ihre Position für die 19. CITES-Vertragsstaatenkonferenz schon vor der für November 2022 anberaumten Sitzung umrissen. Sie wird auch den umfassendsten Vorschlag zum Schutz von Haien in der gesamten Geschichte von CITES mittragen. Gemäß einem von Panama eingebrachten Antrag soll zum ersten Mal der Großteil des Handels mit Haifischflossen mittels Handelsbeschränkungen nachhaltig reguliert werden.
CoP26: Die Natur im Mittelpunkt des Klimaschutzes
Beim IFAW steht bei sämtlichen Schritten gegen den Klimawandel immer die Natur im Mittelpunkt. Im Oktober 2021 waren wir bei der UN-Klimakonferenz (COP26) in Glasgow dabei, um die Teilnehmenden dazu zu bewegen, bei der Bekämpfung des Klimawandels stärker auf Investitionen in die Natur zu setzen. Der IFAW gab Empfehlungen ab, damit Regierungen, NGOs und zwischenstaatliche Organisationen aktive Schritte unternehmen, die dem Schutz gefährdeter Arten, wichtiger Lebensräume und Meeresgebiete sowie vom Klimawandel stark betroffene Gemeinschaften dienen. COP26 war von entscheidender Bedeutung, denn die Konferenz galt als letzte Chance für Regierungen, sich zu ausreichenden Schritten zum Abbremsen des voranschreitenden Klimawandels zu verpflichten. Das ist die einzige Chance, um das Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens einzuhalten und die Erderwärmung auf unter 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Untersuchungen haben ergeben, dass allein durch Naturschutzmaßnahmen bis zu einem Drittel der CO2-Reduzierung, die zum Einhalten der Ziele aus dem Pariser Klimaschutzabkommen notwendig ist, erzielt werden kann.
Schutzstatus von Koalas an der Ostküste Australiens erhöht
Zwei Jahre lang hat sich der IFAW dafür eingesetzt, dass der Schutzstatus der Koalas in New South Wales, Queensland und dem Australian Capital Territory (ACT) von „gefährdet“ auf „stark gefährdet“ erhöht wird. Im Februar 2022 wurden unsere Forderungen gehört.
Die damalige australische Umweltministerin Sussan Ley gab die Hochstufung bekannt, nachdem IFAW, Humane Society International (HSI) und der WWF Australien dies bereits im März 2020 gemeinsam beim nationalen wissenschaftlichen Ausschuss für gefährdete Arten beantragt hatten.
Aufgrund dieser Entscheidung gelten die Koala-Populationen in Queensland, New South Wales und dem ACT nun nach dem EPBC Act 1999 (Gesetz über den Schutz der Umwelt und den Erhalt der Artenvielfalt) als „gefährdet“.Das bedeutet mehr Schutz für die Tiere und ihre Lebensräume. Die Entscheidung war auch eine Anerkennung der Tatsache, dass Koalas dem Aussterben bedrohlich nahekommen. Konkret wird auch davor gewarnt, dass Koalas ohne stärkere Schutzmaßnahmen an der Ostküste des Landes zur Gänze verschwinden könnten.
Zur Untermauerung des Antrags wurden stichhaltige Nachweise vorgelegt, darunter wissenschaftliche Berichte der Umwelt-Berater:innen von Biolink. Diese zeigen, dass die Koala-Population in Queensland seit 2001 geschätzt um 50% geschrumpft ist und dass im selben Zeitraum bis zu 62% der Population in New South Wales verloren gingen.
Die Kampagne erhielt international viel Unterstützung: Über 250.000 Menschen weltweit unterschrieben eine Petition des IFAW für den verstärkten Schutz der Koalas. Doch unsere Kampagne ist damit nicht abgeschlossen, denn es bleibt noch viel zu tun. Koalas können nur dann überleben, wenn auch ihre Lebensräume erhalten bleiben. Deshalb arbeitet der IFAW weiter mit Regierungen und Verwaltungen auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene zusammen, um sich für den Schutz der Lebensräume der Koalas einzusetzen.
Der IFAW bedankt sich bei allen Spender:innen, Unterstützer:innen und Partner:innen, die es uns ermöglicht haben, im Geschäftsjahr 2022 international wirksamere Schutzmaßnahmen zu erwirken.
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