Meeresschutz
Meeresschutz
Die Erde braucht gesunde Meere. Dennoch sind Meeresbewohner und Meereslebensräume immer stärker durch menschliche Aktivitäten wie Schiffsverkehr, intensiven Fischfang, industrielle Erschließung und Verschmutzung bedroht. Aber gesunde Populationen großer Meerestiere, insbesondere Wale und Haie, sind für die Regulierung der Meeres-Ökosystemen und das Binden von CO2 im Meer von zentraler Bedeutung.
Deshalb müssen diese großen, charismatischen Meerestiere unbedingt geschützt werden. Durch unseren Einsatz für sie tragen wir gleichzeitig zum Erhalt zahlreicher weniger bekannter Arten und wichtiger Lebensräume in den Weltmeeren bei. Auch im Geschäftsjahr 2022 konnte das Meeresschutz-Programm des IFAW in drei zentralen Bereichen wieder viel bewirken: bei der Rettung des Nordatlantischen Glattwals, beim Schutz stark gefährdeter Wale vor Kollisionen mit Schiffen sowie bei der Durchsetzung von „Blue Speeds“ zur Reduzierung von Unterwasserlärm.
Schutz von Meeresbewohnern und Meereslebensräumen
Kampagne zur Rettung des Nordatlantischen Glattwals
Im Geschäftsjahr 2022 setzte der IFAW sich weiter für den Schutz des Nordatlantischen Glattwals ein. Dabei gingen wir Bedrohungen wie etwa durch das Verfangen in Fischereigerät sowie Zusammenstößen mit Schiffen in USamerikanischen und kanadischen Gewässern an. Unser Ansatz: effektive Zusammenarbeit mit der Fischerei- Industrie, Regierungen und anderen Akteur:innen. Der IFAW führt ein Bündnis aus NGOs an, dessen Arbeit immer mehr Wirkung zeigt. Es nimmt auf nationaler wie regionaler Ebene Einfluss auf Verwaltungsabläufe, damit schneller Fortschritte erzielt werden. Gleichzeitig sollen mehr Anreize für den Einsatz moderner und schonender Fischfang-Systeme gesetzt werden.
Der IFAW verhalf einer Gruppe Fischer:innen – sogenannten Early Adopters, die vor allen anderen auf moderne Lösungen gesetzt haben – zu einer bislang einzigartigen Ausnahme-Erlaubnis: Sie durften mit speziellem, modernen Fanggerät in einem geschützten Bereich der Massachusetts Bay (USA) fischen. Bei diesen Fanggeräten wird die Rückholleine erst bei Bedarf mittels eines Ballons an die Wasseroberfläche befördert. Dadurch entfällt ein Wald an Rückholleinen, die bei der herkömmlichen Fischerei im Wasser ist und in denen sich die Wale verfangen können. Die Fischerei mit traditionellen Fanggerät ist in dem Gebiet untersagt, wenn sich dort besonders viele Glattwale aufhalten. Dieser Erfolg wird Wirkung zeigen: Fischer:innen können weiter ihrer Arbeit nachgehen, ohne dass die Nordatlantischen Glattwale gefährdet werden.
Dank unserer politischen Überzeugungsarbeit wurden das Budget der USA zum Schutz des Nordatlantischen Glattwals um 16 Millionen US-Dollar erhöht (auf insgesamt 21 Millionen US-Dollar). Der IFAW unterstützte auch die allererste Installation von Signalgebern, die durch die Schiffswand hindurch das Signal zum Auslösen der Rückholleinen geben können. Die Signalgeber wurden an vier Fischerei-Schiffen erprobt. Das belegt das Engagement der betreffende Fischer:innen. Außerdem trugen wir auf innovative Weise zur Reduzierung von Kollisionen zwischen Schiffen und Walen bei: Menschen, die Wale gesichtet haben, können mit Hilfe einer Wal-Alarm-App in Echtzeit den Standort der Wale melden. Dank unserer Öffentlichkeitsarbeit verdoppelte sich die Anzahl der App-Downloads: Insgesamt 68.558 Nutzer:innen können nun jederzeit die Sichtung von Nordatlantischen Glattwalen und anderen Walen melden.
Schiffskollisionen: Risiken für gefährdete Walpopulationen reduzieren
Auf Initiative des IFAW beteiligen sich zwei große Reedereien und ein Reedereiverband am Schutz gefährdeter Pottwale im Mittelmeerraum. Der Hellenische Graben, westlich und südlich der Peleponnes und südwestlich von Kreta, gilt als wichtiger Lebensraum dieser Walart, von denen es hier nur noch 200 bis 300 Exemplare gibt.
Im Januar 2022 änderte mit der MSC Group die größte Container-Reederei der Welt als erste große Reederei ihre Schiffsrouten vor der Westküste Griechenlands, um das Risiko von Zusammenstößen mit gefährdeten Pottwalen zu senken. Nach dieser Ankündigung verpflichtete sich Euronav ebenfalls die Schiffsrouten zu ändern und Gebiete entlang des Hellenischen Grabens zu meiden, in denen die Gefahr von Kollisionen besonders groß ist. Der Verband Deutscher Reeder (VDR) hat seine Mitglieder aufgefordert, diesem Beispiel zu folgen. Dieser Erfolg ist dem jahrelangen Einsatz des IFAW und seiner Partner:innen vor Ort zu verdanken. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg dahin, Griechenland in naher Zukunft dazu zu bewegen, bei der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation für eine Kursänderung aktiv zu werden.
Weltweite Reduzierung von Unterwasserlärm und Kollisionen von Schiffen mit Walen
Mit seiner Blue Speeds-Kampagne setzt sich der IFAW für eine Senkung der maximalen Schiffsgeschwindigkeiten auf 75% der Konstruktionsgeschwindigkeit (entspricht einer Senkung um etwa 10%) in Gewässern der EU ein. So sollen die negativen Auswirkungen der Schifffahrt auf Meerestiere und Meereslebensräume reduziert werden. Durch die niedrigeren Geschwindigkeiten lassen sich der Unterwasserlärm um 40%, das Risiko von Schiffskollisionen um 50% und der Ausstoß von Treibhausgasen durch den Schiffsverkehr um 13% reduzieren.
Im Geschäftsjahr 2022 führten wir gemeinsam mit der CE Delft (NL) eine Wirtschaftsanalyse durch. Diese ergab, dass die von uns vorgeschlagene Geschwindigkeitsreduzierung einen sozioökonomischer Nutzen von jährlich 3,4 bis 4,5 Milliarden Euro (abhängig von den Kraftstoffpreisen) erbringen könnte. Die Blue Speeds-Kampagne, mit der wir in Öffentlichkeit und Politik breite Unterstützung für niedrigere Schiffsgeschwindigkeiten in europäischen Gewässern gewinnen wollen, startete im Herbst 2022.
Das letzte Walfang- Unternehmen Islands unter Druck
Die isländische Regierung erhöht den Druck auf die letzte noch verbleibende Walfang-Firma, endlich den Walfang zu beenden. Laut einer Meinungsumfrage, die der IFAW im Geschäftsjahr 2022 in Auftrag gab, sind mittlerweile 35% der Bevölkerung Islands gegen die Jagd auf Finnwale – doppelt so viel wie noch bei einer Umfrage aus dem Jahr 2013.
Unser über Jahrzehnte andauernder Kampf gegen den Walfang in Island erhielt im Geschäftsjahr 2022 Auftrieb, als die isländische Ministerin für Fischerei und Landwirtschaft neue Vorschriften zum Tierschutz und neue Überwachungsanforderungen für das Töten von Walen in Island verkündete. Diese gleichen den Bestimmungen, die in Island für das Jagen und Töten anderer Tiere gelten und sollen den Aspekt des Tierwohls stärker in den Mittelpunkt rücken.
Nicht zuletzt haben Untersuchungen gezeigt, dass sich der Tod eines von einer mit Sprengstoff bestückten Harpune getroffenen Wals bis zu 25 Minuten hinziehen kann. Die neuen Vorschriften und Anforderungen stellen eine wichtige Entwicklung dar. Sie zeigen auch, dass Islands führende Politiker:innen sich damit befassen, wie Wale in isländischen Gewässern getötet werden und dass sie sich um diese fühlenden Wesen sorgen.
Der IFAW bedankt sich bei allen Spender:innen, Unterstützer:innen und Partner:innen, die es uns ermöglicht haben, im Geschäftsjahr 2022 im Bereich „Meeresschutz“ Positives zu bewirken. Besonders erwähnen möchten wir dabei:
Niederländische Postcode-Lotterie
Prince Albert II Foundation
The Walt Disney Company
Programm „Save Our Species“a der Weltnaturschutzunion (IUCN)
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