Wildtierrettung
Wildtierrettung
Das Wildtierrettungs-Team des IFAW ist in vielen Teilen der Welt im Einsatz, um in Notsituationen das Wohlergehen von Tieren zu verbessern und Leid zu verhindern. Im Geschäftsjahr 2022 konnten 5.342 Tiere gerettet und 3.460 wieder ausgewildert werden. Damit kann unser Wildtierrettungs- Programm weiter auf beeindruckende Fortschritte in Richtung unseres Ziels verweisen: ein besseres Leben für Tiere auf der ganzen Welt. Rettung, Rehabilitierung, Freilassung und Monitoring von Wildtieren bilden den Schwerpunkt. Wir informieren aber auch über bewährte Verfahren, führen Schulungen durch und bauen Netzwerke im Bereich Rettungseinsätze für Tiere aus. Entscheidenden Anteil am Erfolg unserer Arbeit hat die Einbindung der Bevölkerung, damit eine positive Beziehung zwischen Menschen und Tieren geschaffen wird, die beiden ein gutes Leben in ihrem gemeinsamen Lebensraum ermöglicht. Die einheimischen Menschen an den Orten und in der Nähe der Orte, wo Wildtiere gerettet, rehabilitiert und wieder ausgewildert werden, spielen eine maßgebliche Rolle für das Überleben nahezu aller Tierarten.
Ein besseres Leben für Tiere
Rettung und Rehabilitierung verwaister Elefanten
Im vergangenen Geschäftsjahr haben wir weiter Elefantenwaisen rehabilitiert und auf ihrem Weg zurück in die freie Wildbahn begleitet. Die Elefantenwaisen Moses und Sally sind vor Kurzem im Elefantenwaisenhaus ZEN (Zimbabwe Elephant Nursery) eingetroffen, einem Gemeinschaftsprojekt von IFAW und Wild is Life (WIL).
Es ist kaum zu glauben, aber im Juli 2021 fand Moses ganz allein zur Auswilderungsstation von WIL und IFAW in Panda Masuie in Simbabwe (die meisten unserer geretteten Elefanten werden verlassen oder verletzt aufgefunden und in unser Zentrum gebracht, um dort versorgt zu werden). Moses muss mindestens vier Kilometer ganz allein vom Zambezi-Nationalpark dorthin gewandert sein. Was mit seiner Herde passiert ist und wie er zur Auswilderungsstation gefunden hat, wissen wir nicht. Die anderen Elefanten in Panda Masuie verbringen gerne Zeit mit Moses. Er hat sich sehr gut in die Herde eingefügt.
Im Oktober 2021 haben wir ein schwer verletztes Elefantenkalb auf dem Luftweg in Sicherheit gebracht, das sich in einer Schlinge verfangen hatte. Fischer:innen hatten das etwas 18 Monate alte weibliche Kalb entdeckt, das allein am Fluss des Sambesi umherirrte, nahe Chirundu an der sambischen Grenze. Sie zog eine Drahtschlinge hinter sich her und hatte Verletzungen von einem Angriff durch Hyänen davongetragen. Bei einer komplizierten Operation entfernten die Tierärzt:innen die Drahtschlinge, die sich durch ihr Ohr geschnitten und es fast abgetrennt hatte. Der junge Elefant wurde auf dem Luftweg in unsere Einrichtung in Harare (Simbabwe) gebracht, und wir sind sehr erfreut darüber, wie sie sich entwickelt. Sie bekam den Namen Sally und freundete sich mit den anderen geretteten Elefanten in unserer Obhut an.
Moses und Sally werden in Panda Masuie versorgt werden und, wie alle geretteten Elefanten, irgendwann aus eigenem Antrieb die Einrichtung verlassen, um als wilde Elefanten in der freien Wildbahn zu leben.
Rückkehr der Nashörner in den Manas-Nationalpark
2021 feierte der IFAW das zwanzigjährige Bestehen seiner Partnerschaft mit dem Wildlife Trust of India (WTI). Dieser Partnerschaft ist es zu verdanken, dass heute 54 Panzernashörner durch den indischen Manas-Nationalpark streifen und sich erfolgreich vermehren. Vor zwanzig Jahren waren Panzernashörner während ziviler Unruhen dort bis zur lokalen Ausrottung gewildert worden.
Im Kaziranga-Nationalpark, ebenfalls im Bundesstaat Assam im Nordosten Indiens gelegen, ist die größte Panzernashorn- Population der Welt zu Hause. Jedes Jahr kommt es in der Region zu Überschwemmungen. Wenn die Tiere sich vor dem Hochwasser in höher gelegene Gebiete retten, werden manchmal Jungtiere von ihren Müttern getrennt. IFAW und WTI entschieden sich, verwaiste Nashornkälber aus Kaziranga zu rehabilitieren und dann im Alter von zwei oder drei Jahren in Manas auszuwildern. In diesem Alter sind die Tiere besser in der Lage, sich in einem eigenen Revier zu behaupten.
Seit über 15 Jahren werden verwaiste und verletzte Nashornkälber während der jährlichen Fluten im Kaziranga-Nationalpark gerettet und ins Wildtierrettungszentrum (CWRC) gebracht. Die Tiere werden rund um die Uhr versorgt und rehabilitiert, bis sie in den Manas- Nationalpark umgesiedelt und wieder in die Freiheit entlassen werden können. Seit 2002 konnten die Mitarbeiter:innen des CWRC und seiner Außenstellen über 7.000 Wildtiere retten.
Die Geschichte von Ganga ist exemplarisch für den Erfolg des Konzepts. Gangas Mutter kam 2004 bei Überschwemmungen ums Leben, als die Kleine erst vier Monate alt war. Sie wurde von Pfleger:innen im Wildtier-Rettungszentrum von Hand aufgezogen und 2007 in Manas ausgewildert. Dort geht es Ganga sehr gut, sie hat seit ihrer Auswilderung vier Kälber zur Welt gebracht, zuletzt im Juli 2021. Auch ihren Kälbern geht es gut – mittlerweile ist Ganga sogar Großmutter! Bis heute haben Nashörner, die vom Wildtier-Rettungszentrum rehabilitiert und in Manas in die freie Wildbahn entlassen wurden, acht Kälber zur Welt gebracht.
Neben der Rettung, Rehabilitierung und Auswilderung von Panzernashörnern setzen sich IFAW und WTI dafür ein, das geschützte Gebiet um den Manas- Nationalpark zu vergrößern. Immer mehr Land wird von Menschen bebaut. Umso wichtiger ist es, dass Wildtiere gefahrlos von einem geschützten Lebensraum zum nächsten ziehen können. Um dieses Problem anzugehen, starteten IFAW und WTI das Elefantenkorridor-Projekt Right of Passage. Es wurden 101 Streifen Land identifiziert, über die Elefanten und andere Wildtiere von einem Lebensraum zum nächsten ziehen können. Die ersten sechs Wanderkorridore sind bereits gesichert, und die nächsten sechs sind in Arbeit.
Schutz von Löwen, Tigern und anderen Großkatzen in den USA
In den USA leben unzählige Großkatzen in Gefangenschaft. Diese Tiere laufen Gefahr, misshandelt zu werden: Sie werden häufig unter furchtbaren Bedingungen als Haustiere gehalten, fristen ihr Dasein in Tierschauen, die sich als Schutzzentren ausgeben oder werden in nicht-zertifizierten Privatzoos ohne jegliche Kontrollen gefangen gehalten. Der IFAW arbeitet mit seriösen Auffangstationen zusammen, um beschlagnahmten und abgegebenen Großkatzen ein besseres Leben zu ermöglichen. Außerdem gehen wir die Ursache des Problems an und setzen uns dafür ein, dass die private Haltung von Großkatzen verboten wird.
Der IFAW hat in Zusammenarbeit mit fünf Auffangstationen in den USA die Rettung von 13 beschlagnahmten Großkatzen aus dem Tiger King Park unterstützt. Das US-Justizministeriums hatte Ermittlungen wegen Verstöße gegen Tierschutz- und Wildtiergesetzen gegen den von Jeff Lowe betriebenen Park durchgeführt. Ein Ergebnis war die Beschlagnahmung aller 13 Tiere (zwei Löwen und 11 Tiger). Jeff Lowe ist ein ehemaliger Geschäftspartner des berüchtigten Joe Exotic, der seine Tiere ausbeutete. Der IFAW unterstützte die Auffangstationen bei den tierärztlichen Untersuchungen der Großkatzen deren medizinischer Versorgung und der notwendigen Quarantäne. Auch half der IFAW beim Umbau von Gehegen und deren tiergerechter Einrichtung für die konfiszierten exotischen Tiere. Kurz nach der Beschlagnahmung wurden drei Jungtiere geboren, die aufgrund von Missbildungen ihre Hinterbeine nicht richtig nutzen konnten. Dank regelmäßiger Physiotherapie können alle drei mittlerweile laufen und sogar rennen.
Der IFAW setzt sich führend für die Verabschiedung des Big Cat Public Safety Act (BCPSA) in den USA ein. Das BCPSA ist ein wichtiges Gesetz zur Beschränkung des grausamen Handels mit gefangenen Tigern, Löwen, Leoparden und anderen Großkatzen in den USA. Im 117. USKongress konnten mit einer Anhörung zum Thema und der Annahme des Gesetzesentwurfs durch das Repräsentantenhaus bedeutende Fortschritte erzielt werden.
Rettung und Rehabilitierung von Zugvögeln im Libanon
Auf ihrem Zugweg entlang des Großen Afrikanischen Grabenbruchs ist für zahlreiche Vogelarten wie Adler, Geier, Falken, viele Sperlingsvögel, Störche und Kraniche der Libanon eine wichtige Zwischenstation im Nahen Osten. Darunter sind auch gefährdete und stark gefährdete Arten. Leider ist die Vogeljagd im Libanon sehr verbreitet, sodass das Land für Zugvögel ein gefährlicher Ort ist.
Um gegen das wahllose Abschießen und Fangen von Vögeln vorzugehen, schloss sich der IFAW mit dem Libanesischen Verband für Zugvögel (LAMB) zusammen. Die örtliche NGO betreibt eine Rettungsstation mit Schwerpunkt auf Störchen und Greifvögeln. Im Mai 2022 starteten die beiden Organisationen gemeinsam ein Projekt zur Rettung der Zugvögel (LOBR).
Allein in den ersten zwei Monaten fanden 14 Einsätze statt, unter anderem zur Rettung von Eulen und anderen Zugvögeln wie Adlerbussarden und Schlangenadlern. Einige der Vögel befanden sich bereits in einem so schlechten Zustand, dass sie nicht überlebten. Doch von den Vögeln, die rehabilitiert wurden, konnten bereits vier wieder in die freie Wildbahn entlassen werden. Mit Unterstützung des IFAW hat die LOBR außerdem damit begonnen, ihre Einrichtungen zu optimieren und die Kapazitäten für Rettungen, Rehabilitierungen und Auswilderungen zu erweitern.
Mehr Leben retten durch Aufbau tierärztlicher Kapazitäten
Die Wildtiere Australiens sind bedroht. Es werden dringend Wildtierärzt:innen und tierärztliche Pfleger:innen benötigt, damit verletzte, kranke und verwaiste Wildtiere eine Überlebenschance haben und wieder in die freie Wildbahn zurückkehren können. Wie der IFAW feststellte, besteht an vielen Orten in Australien ein Mangel an Kapazitäten für die Hilfe mit Kenntnissen über Wildtiere. Deshalb haben wir die Arbeit von spezialisierten Tierärzt:innen und tierärztlichen Pfleger:innen weiter gefördert.
Dank unserer Förderung eines in Vollzeit arbeitenden tierärztlichen Teams unserer Partnerorganisation Friends of the Koala in New South Wales erhalten dort jetzt verletzte, kranke und verwaiste Koalas lebensrettende Behandlungen und Pflege. Im Geschäftsjahr 2022 behandelte das spezialisierte tierärztliche Team 320 Koalas und entließ über 100 wieder in die Freiheit.
Zu den ausgewilderten Tieren gehörte auch Gulliver. Der kleine Koala wurde im März 2022 bei sintflutartigen Überschwemmungen in der Region gerettet. Der damals erst 14 Monate alte Gulliver irrte ganz allein umher und rief nach seiner Mutter, die leider nicht gefunden werden konnte. Gulliver wurde zu Friends of the Koala gebracht und dort fast ein halbes Jahr lang von einem IFAW geförderten Team von Tierärzt:innen versorgt. Anschließend konnte der kleine Koala wieder in die freie Wildbahn entlassen werden.
In Tasmanien haben wir unsere wichtige Partnerschaft mit der Auffangstation Bonorong Wildlife Sanctuary fortgeführt. Dank unserer Unterstützung konnte das tierärztliche Team unzähligen Tieren das Leben retten, so auch dem Wombat Reidy-Bear. Das junge Tier wollte mit seiner Mutter eine vielbefahrene Straße überqueren, doch die Mutter wurde dabei von einem Auto überfahren. Reidy-Bear wurde in die Bonorong-Wildtierklinik gebracht, wo ihr Gesundheitszustand beurteilt wurde. Nun wird sie vom dortigen Team von Spezialist:innen versorgt, bis sie wieder in die freie Wildbahn zurückkehren kann.
Dank unserer Unterstützung kann die Wildtierklinik fünf Tage pro Woche geöffnet haben. Durch die erweiterten tierärztlichen Kapazitäten konnten wir die Versorgung aufgenommener Tiere verbessern und die Quote erfolgreicher Freilassungen steigern. So erhalten gerettete Wildtiere eine zweite Chance auf ein Leben in freier Wildbahn. Im Geschäftsjahr 2022 behandelte das tierärztliche Team 1.151 Tiere, darunter auch bedrohte Arten wie Keilschwanzadler, Tasmanische Teufel und Schnabeltiere. Über 340 Tiere konnten bereits wieder in die freie Wildbahn entlassen werden.
Auch im australischen Bundesstaat Victoria haben wir lebensrettende Unterstützung geleistet. Dort arbeiten wir mit Mosswood Wildlife zusammen. Im Geschäftsjahr 2022 haben wir das Triagezentrum von Mosswood Wildlife mit wichtigen Ressourcen, fachlicher Beratung und Anleitung bei der täglichen Arbeit unterstützt. So konnte das Team dort 204 Koalas sowie 236 weitere Tiere retten und rehabilitieren. 79 Koalas und 88 weitere Tiere konnten wieder in die freie Wildbahn zurückkehren.
China: Rettung und Pflege von Greifvögeln unter schwierigen Bedingungen
Im Dezember 2021 feierte die Greifvogelstation Beijing Raptor Rescue Center (BRRC) des IFAW ihr 20-jähriges Bestehen. Das Zentrum wurde mit dem Ziel gegründet, kranke und verletzte Greifvögel sowie Greifvögel, die aus dem illegalen Handel beschlagnahmt wurden, zu retten, zu rehabilitieren und wieder auszuwildern. Das BRRC ist das einzige von der Stadtverwaltung Peking offiziell anerkannte Rettungszentrum für Greifvögel. Im Geschäftsjahr 2022 nahm das BRRC-Team dort 110 Greifvögel (20 unterschiedliche Arten) zur Rehabilitierung und Pflege auf, über 100 wurden wieder ausgewildert.
Als sich im Mai 2022 die Omikron-Variante rasant in vielen großen Städten Chinas ausbreitete, empfahl die Regierung weiterhin strenge Quarantänemaßnahmen. Über die Hälfte der IFAW-Mitarbeiter:innen in China konnten nicht an ihren Arbeitsplatz gelangen, so auch mehrere unserer Rehabilitierungsexpert:innen. Angesichts des eingeschränkten Zugangs zum Universitätsgelände, wo sich die Rettungsstation befindet, entschlossen sich die Rehabilitierungsexpert:innen, abwechselnd bei den verletzten Greifvögeln zu wohnen und ständig in ihrer Nähe zu sein. Auf diese Weise konnten sie die Tiere weiter versorgen. Das war insbesondere bei den Vögeln wichtig, die sich in kritischem Zustand befanden und regelmäßig medizinisch behandelt werden mussten. Häufig mussten die BRRC-Mitarbeiter:innen Operationen durchführen, für die man normalerweise zwei oder mehr Personen bräuchte. Bei Bedarf schlossen sich die Rehabilitierungsexpert:innen per Online-Besprechung kurz, um sich über komplexere Behandlungen auszutauschen.
Die Rehabilitierungsexpert:innen gaben über 100 Studierenden an mehreren Universitäten praktischen Unterricht und schulten Mitarbeiter:innen und Expert:innen anderer Rettungseinrichtungen an unterschiedlichen Orten in China.
Außerdem setzte der IFAW seine Zusammenarbeit mit Unternehmen fort. Mit deren Hilfe konnte im Rettungszentrum Technik modernisiert und dadurch die Pflege der Tiere verbessert werden. Mit Unterstützung von Uniview, Chinas drittgrößtem Anbieter von Videoüberwachungslösungen, konnte das BRRC sein Videoüberwachungssystem nachrüsten. Nun können die Mitarbeiter:innen den Gesundheitszustand der Greifvögel in den Käfigen besser überwachen, ohne dabei die Tiere zu stören. Außerdem hat der IFAW in Zusammenarbeit mit dem Premium- Nagelstudio InNail und mit Perfect World Animation Co. Ltd. Kinder und Jugendliche für den Wildtierschutz sensibilisiert.
Der IFAW bedankt sich bei allen Spender:innen, Unterstützer:innen und Partner:innen, die es uns ermöglicht haben, im Geschäftsjahr 2022 im Bereich „Wildtierrettung“ Positives zu bewirken und Wildtieren eine bessere Lebensqualität zu ermöglichen. Besonders erwähnen möchten wir dabei:
The Walt Disney Company
Rachael Ray Foundation
Wild is Life
Wildlife Trust of India
Friends of the Koala
Bonorong Wildlife Sanctuary
Mosswood Wildlife
Bleiben Sie auf dem Laufenden und erfahren Sie, wann wir Ihre Hilfe brauchen.
Ja, ich möchte News, Updates zu laufenden Aktivitäten sowie zu zukünftigen Spendenmöglichkeiten erhalten. Ich weiß, dass ich mich jederzeit wieder abmelden kann.