Internationale Politik
Internationale Politik
Für den IFAW bedeuten sichere Lebensräume für Tiere mehr als nur Sicherheit vor Ort. Werden diese Orte und die dort lebenden Arten nicht durch entsprechende Gesetze und politische Maßnahmen geschützt, ist nicht gesagt, dass sie dauerhaft in Sicherheit sind. Deshalb engagiert sich der IFAW national wie international auch auf politischer Ebene für den Schutz der Tiere und ihrer Lebensräume.
Schon seit Langem beteiligt sich der IFAW an der Arbeit im Rahmen multilateraler Umweltabkommen (MEAs), damit im Interesse der Wildtiere unserer Welt entschieden wird. Aufgrund der weltweiten Pandemie finden im Geschäftsjahr 2020 einige der entsprechenden Konferenzen virtuell statt oder werden verschoben. Doch trotz dieser Schwierigkeiten geht die wichtige politische Arbeit des IFAW weiter. Wir unterstützen mit unserem Fachwissen Partner, Regierungen und andere Entscheidungsträger dabei, beschlossene Maßnahmen umzusetzen. Und wir setzen uns weiter für positive Veränderungen zugunsten der am stärksten gefährdeten Tierarten ein.
Mehr Schutz für Hai- und Rochenarten
Wichtige internationale Foren beschlossen im Geschäftsjahr 2020 entscheidende neue Schutzauflagen für mehrere Fokus-Arten des IFAW. Ein großer Erfolg für den Naturschutz ist hier der bessere Schutz zahlreicher stark gefährdeter Hai- und Rochenarten, von denen einige aufgrund des internationalen Handels mit ihren Flossen und ihrem Fleisch kurz vor dem Aussterben stehen.
Eine Rekordanzahl von 18 Tierarten wurde im August 2019 in Genf bei der 18. Vertragsstaatenkonferenz (CoP) des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) endlich in Anhang II aufgenommen. Darunter sind die gefährdeten Haiarten Kurzflossen-Mako und Langflossenmako (sie gehören zu den am stärksten befischten Haiarten der Welt), sechs stark gefährdete Arten des Gitarrenrochens sowie 10 Rochenarten der Familie der Geigenrochen (Rhinidae), von denen neun stark gefährdet sind. Zusätzlich konnte der IFAW Zuschüsse mobilisieren und so entsprechende Maßnahmen unterstützen, mit denen der neue Schutzstatus von CITES im Nahen Osten, in Nordafrika, Lateinamerika und der Karibik auch umgesetzt wird.
Einen weiteren bedeutenden Erfolg gab es für den vom Aussterben bedrohten Weißspitzen-Hochseehai: Bei der 13. Vertragsstaatenkonferenz der Bonner Konvention (Convention on the Conservation of Migratory Species of Wild Animals, CMS) im Februar 2020 im indischen Gandhinagar stimmten die Regierungsvertreter der 130 Mitgliedstaaten einem Antrag zu, demzufolge der Weißspitzen-Hochseehai in Anhang I der CMS aufgenommen wird und somit künftig den höchsten Schutzstatus hat. Damit ist es nun im gesamten Verbreitungsgebiet der Art verboten, diese Haie zu fangen.
Der Weißspitzen-Hochseehai galt früher einmal als einer der häufigsten Haie der ganzen Tropen. In Meeresökosystemen übernimmt der Spitzenprädator eine Schlüsselfunktion. Heute gehört er zu den am stärksten gefährdeten Haiarten. Die Ursache hierfür ist Überfischung aufgrund der weltweiten Nachfrage nach Haifischflossensuppe. Der höhere Schutzstatus ist für diese Art überlebenswichtig.
Wichtiger Erfolg für den Schutz des Jaguars
Der IFAW schloss sich mit Regierungen überall in Lateinamerika zusammen und konnte im Februar 2020 bei der 13. Vertragsstaatenkonferenz der Bonner Konvention (Convention on the Conservation of Migratory Species, CMS) im indischen Gandhinagar einen bedeutenden Erfolg für den Jaguar erzielen. Die bedrohte Art erhielt den höchsten Schutzstatus, den die Konvention vergibt. Somit ist der Jaguar nun in seinem gesamten Verbreitungsgebiet geschützt, das sich von den USA bis nach Argentinien erstreckt und praktisch jedes Land dazwischen einschließt. Der neue gesetzliche Schutz wird bewirken, dass auf regionaler Ebene beim Vorgehen gegen Gefahren für den Jaguar verstärkt kooperiert werden wird: von der Zerstörung und Fragmentierung seiner Lebensräume bis hin zum zunehmenden illegalen Handel mit Körperteilen der Tiere.
Es müssen dringend Schritte zur Rettung des Jaguars unternommen werden, der in den vergangenen 100 Jahren über 40% seines Lebensraums verloren hat. Der Jaguar steht im Visier der illegalen Wildtierhändler, doch die größte Bedrohung für das Überleben dieser charismatischen Art stellt die weitere Zerstörung seines Lebensraums und wichtiger Wanderkorridore dar – der größten heimischen Großkatzenart des amerikanischen Kontinents und drittgrößten Großkatze der Welt. Damit der Jaguar in seinem Verbreitungsgebiet auf dem amerikanischen Kontinent überlebt, müssen Lebensraumverlust und die Zerstörung von Wanderkorridoren beendet werden. Dies gilt ganz besonders für isolierte und gefährdete Populationen.
Die Aufnahme in Anhang I und II der Bonner Konvention wird zu verstärkter Kooperation auf regionaler Ebene führen, besonders im Hinblick auf das Management grenzüberschreitender Populationen, Erhalt und Schaffung wichtiger Wanderkorridore für isolierte Populationen und Verhinderung weiterer Lebensraumverluste sowie Populationsrückgänge.
Weltweit wird der Jaguar als „potenziell gefährdet“ eingestuft. Doch 13 Staaten, die in sein Verbreitungsgebiet fallen, stufen den Jaguar als „stark gefährdet“ ein, vier als „gefährdet“. In zwei Staaten kam es bereits zum lokalen Aussterben. Der Antrag für einen stärkeren Schutz des Jaguars wurde von sechs Ländern Lateinamerikas eingereicht. Das ist die bisher höchste Anzahl Mitantragsteller bei CMS, bis auf Anträge, die von sämtlichen EU-Mitgliedstaaten gemeinsam unterstützt wurden. Dies zeigt, wie viel Unterstützung diese symbolträchtige Art regional erhält.
Der IFAW hilft den Regierungen auch bei der Umsetzung dieser Beschlüsse: mit der Operation Jaguar, einem gemeinsamen Projekt mit dem Ziel, Wilderei und illegalem Handel mit Körperteilen des Jaguars ein Ende zu bereiten. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Schulung von Rangern und Strafverfolgungsmitarbeitern in Bolivien, Suriname und Guyana.
Wiederaufnahme des Handels mit Elfenbein und Rhinohorn bereits im Ansatz verhindern
Versuche zur Wiederaufnahme des internationalen Elfenbeinhandels, indem Verkäufe aus Elfenbeinvorräten erlaubt werden, scheiterten bei der 18. Vertragsstaatenkonferenz (CoP) des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) dank Bemühungen des IFAW und seiner Partner. Ein Antrag auf erneute Aufnahme des Handels mit dem Horn des Breitmaulnashorns scheiterte ebenfalls.
Stattdessen beschlossen die Regierungsvertretungen bei der CITES-Konferenz, mehr Druck auf Länder auszuüben, ihre heimischen Elfenbeinmärkte zu schließen. Länder und Regionen, in denen es noch bedeutende Elfenbeinmärkte gibt – zum Beispiel die EU und Japan – werden aufgefordert, Auskunft über geplante künftige Maßnahmen zu geben. In vorangehenden Jahren war bekannt gegeben worden, dass im Kampf gegen die Elefanten-Wildereikrise zentrale Elfenbeinmärkte in China, den USA und Großbritannien geschlossen werden würden.
Ein wichtiges Element bei der Beendigung des illegalen Handels besteht darin, Kriminellen die Möglichkeit zu nehmen, illegale Produkte in legale Märkte einzuschleusen. Dass bei der Konferenz noch einmal bekräftigt wurde, die Regierungen müssten gegen die legalen Elfenbeinmärkte vorgehen, war deshalb bedeutsam. Die EU sagte zu, weitere Maßnahmen zur Schließung des riesigen Marktes in ihren 28 Mitgliedstaaten auf den Weg zu bringen. Auch Australien gab bekannt, es wolle den Handel mit Elfenbein und Rhinohorn im Land verbieten.
Elefanten- und Nashornpopulationen schrumpfen aufgrund des Handels mit ihren Stoßzähnen und Hörnern. Deshalb ist es wichtig, die Verbrauchernachfrage zu senken und gleichzeitig den internationalen Handel konsequent zu unterbinden.
Der IFAW hat das Ausmaß des Onlinehandels mit Elfenbein und anderen Wildtierprodukten offenbart. Seiner Arbeit ist es zu verdanken, dass im Rahmen von CITES auch zum verstärkten Vorgehen gegen Wildtier-Onlinemärkte aufgerufen wurde. An diesen Erfolg bei der CITES-Konferenz schloss der IFAW an: Er nutzte seine neue Mitgliedschaft in der Weltnaturschutzunion IUCN, um zum bevorstehenden IUCN-Kongress (wegen COVID-19 verschoben) einen Resolutionsentwurf einzureichen. Darin werden weitere Maßnahmen im Bereich Wildtier-Cyberkriminalität gefordert. Mit seinem besonderen Fachwissen auf diesem Gebiet hilft der IFAW außerdem Regierungen bei der Umsetzung der entsprechenden Beschlüsse.
Auch bei der CMS-Konferenz ging es um Elefanten, diesmal speziell um den Asiatischen Elefanten, der erstmals Schutz im Rahmen der Konvention erhält. Das Gastgeberland Indien gab bekannt, das Land wollte gemeinsam mit anderen Ländern, die zum Verbreitungsgebiet des Asiatischen Elefanten gehören, ein regionales Übereinkommen schließen. Ziel ist ein gemeinsames Vorgehen zum Schutz der Art, die auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) als „stark gefährdet“ eingestuft wird.
Asiatische Elefanten leiden unter Verlust und Fragmentierung von Lebensräumen. Außerdem werden sie illegal gejagt, weil Elfenbein und andere Produkte aus ihren Körperteilen begehrt sind. So hat etwa die wachsende Nachfrage nach Schmuck aus Elefantenhaut zu vermehrter Wilderei geführt. Außerdem fallen Asiatische Elefanten immer wieder Vergeltungsangriffen nach Konflikten zwischen Elefanten und Menschen zum Opfer oder sterben durch von Menschen erbaute Infrastruktur, z. B. wenn sie auf Straßen oder Bahnschienen angefahren werden.
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