Schutz von Lebensräumen
Schutz von Lebensräumen
Trotz der schweren Auswirkungen von Covid-19 konnte der IFAW auch im Geschäftsjahr 2020 seine wichtige Arbeit zum Schutz von Lebensräumen fortsetzen, neue Kooperationen eingehen und Herausforderungen auf ganzheitliche Weise angehen. Auch dieses Jahr haben wir erneut beachtliche Erfolge in wichtigen Lebensräumen erzielt, in denen wir in Afrika und Asien im Einsatz sind.
Wir setzen weiterhin auf die Zusammenarbeit mit Regierungen, lokaler Bevölkerung und anderen Interessengruppen. So soll ein Netzwerk miteinander verbundener Schutzgebiete entstehen, das Wildtieren, insbesondere Schlüsselarten wie zum Beispiel Elefanten, den Platz bietet, den sie brauchen, um zu überleben und zu gedeihen. Dieses Jahr stellten vom IFAW unterstützte Ranger 2.498 Kilo Elfenbein sicher und nahmen 1.289 Wilderer fest. Außerdem arbeitete der IFAW daran mit, dass in Indien der Manas-Nationalpark um 350 Quadratkilometer vergrößert wurde.
Wir arbeiten weiter daran, Naturschutz und Lebensgrundlage von Gemeinschaften miteinander zu verknüpfen – durch praktische Einbindung und Teilhabe der Bevölkerung. Dieses Jahr haben wir Maßnahmen zur Diversifizierung der Existenzgrundlage unterstützt, die Gemeinschaften in Malawi, Sambia und Kenia Einnahmen in Höhe von 278.000 US-Dollar ermöglichten. Wir haben 289 Menschen in Handwerken wie Schneiderei, Ziegelherstellung, Bauarbeiten und Imkerei in unseren Projekten etwa in China oder Indien geschult.
Hinter dieser Arbeit steht die Überzeugung: Wenn es den Menschen gut geht, geht es auch den Tieren gut.
Partnerschaft für den Naturschutz im Lebensraum Greater Manas
Im Geschäftsjahr 2020 haben wir die langjährige Zusammenarbeit mit unserer lokalen Partnerorganisation Wildlife Trust of India (WTI) fortgeführt und in der Greater Manas Region viel bewirkt. Greater Manas ist ein 1.450 Quadratkilometer großes Schutzgebiet, das sich im Vorgebirge des Himalayas an der Grenze zwischen Indien und Bhutan entlangzieht. Im Herzen dieses Gebiets liegt der 500 Quadratkilometer große Manas-Nationalpark, eine Weltnaturerbestätte in Assam, die zusammen mit dem Royal Manas National Park in Bhutan einen zusammenhängenden Lebensraum bildet.
Zum Aufbau von Kapazitäten bei der Strafverfolgung richteten IFAW und WTI ein Anti-Wilderei-Camp im Bereich „First Addition“ ein, der dem Manas-Nationalpark im Jahr 2017 hinzugefügt worden war. Das Camp ist strategisch so gelegen, dass Patrouillen diesen Bereich sowie einen weiteren Bereich, der ein wichtiger Lebensraum des Goldlangur ist, besser schützen können. Goldlanguren gehören zu den am stärksten gefährdeten Primatenarten Indiens.
Im Dezember 2019 wurden zwei Nashornkälber bei Überschwemmungen im Kaziranga-Nationalpark gerettet, in den Manas-Nationalpark umgesiedelt und dort in einem geeigneten Gebiet in die Freiheit entlassen. Damit umfasst die Panzernashorn-Population in Manas nun 39 Tiere. 19 von ihnen wurden im Rahmen der Wiederansiedlung bedrohter Arten in Manas im Wildtierrettungszentrum (Centre for Wildlife Rehabilitation and Conservation) in Kaziranga von Hand aufgezogen, das IFAW und WTI gemeinsam betreiben.
Das illegale Fällen von Bäumen zur Brennholzgewinnung ist für das Management von Schutzgebieten ein großes Problem. Im Geschäftsjahr 2020 gaben IFAW und WTI 26 optimierte Kochherde an Unternehmen auf den lokalen Märkten um Manas und das Gebiet First Addition. Weil diese brennstoffsparenden Herde zum Heizen deutlich weniger Holz benötigen, wurden dort 32% weniger Brennholz verbraucht. Seit Beginn des Projekts haben wir außerdem 2.000 Herde an Haushalte im Lebensraum Greater Manas verteilt. So konnten wir den Gesamtverbrauch an Brennholz um rund 25% senken. Durch die höhere Brennstoffeffizienz haben die Haushalte nun auch mehr Zeit und Ressourcen für andere wichtige wirtschaftliche und soziale Aktivitäten in der Gemeinde. Initiativen dieser Art spielen bei der Minderung von Umweltauswirkungen eine zentrale Bedeutung, gleichzeitig setzen sie einen Impuls für mehr Nachhaltigkeit in der Region.
IFAW und WTI gründeten außerdem vier Webereien, die 200 Frauen eine Lebensgrundlage bieten und zum Erhalt traditioneller Webtechniken beitragen. Als die Weberinnen während der Coronakrise aufgrund des Lockdowns nicht zur Arbeit gehen durften, konnten wir erreichen, dass über 150 Frauen zu Hause weiterarbeiteten und Schutzmasken herstellten. Wir beschafften 300 Kilogramm hochwertiges Baumwollgarn und verteilten es an Weberinnen in zwei Webereien, die daraus unter anderem über 500 Schutzmasken für die Gemeinde fertigten. Die Weberinnen verdienten ein monatliches Einkommen von umgerechnet 108 US-Dollar, was insbesondere vor dem Hintergrund des landesweiten Lockdowns für sie ein bedeutender Betrag ist. Im indischen Manas-Nationalpark unterstützte der IFAW die Mitarbeiter vor Ort durch die Bereitstellung von 142 Teilen Schutzausrüstung und -kleidung.
Die Kooperation zwischen IFAW und WTI ist seit ihrem offiziellen Anfang im Jahr 2001 eine echte Erfolgsgeschichte in Sachen Naturschutz. Wir arbeiten gemeinsam an Projekten, die unterschiedlichsten Zielen der IFAW-Programme dienen. Eine der bedeutendsten Errungenschaften war die Erweiterung des Lebensraums Greater Manas mittels der Initiative #BringingBackManas. Dies trug dazu bei, dass die UNESCO Manas nicht mehr als gefährdete Naturerbestätte einstuft und 2011 von der entsprechenden Liste strich. Mit ihrer erfolgreichen Partnerschaft werden IFAW und WTI sich auch in Zukunft weiter dafür einsetzen, dass Tiere und Menschen gemeinsam wachsen können.
Unterstützung von Rangern beim Schutz von Wildtieren während der Coronakrise
Die Lockdowns aufgrund der COVID-19-Pandemie haben sich auf der ganzen Welt unmittelbar auf die Tourismusbranche ausgewirkt – mit oft katastrophalen Folgen. Im Safari-Tourismus, von dem viele Tausend Menschen und ihre Familien leben, hatte man keine andere Wahl, als den Betrieb einzustellen und Mitarbeiter zu entlassen. Innerhalb weniger Tage wurden aus belebten Tourismus-Hochburgen menschenleere Gebiete. Uns wurde berichtet, dass die Wilderei zunahm und vermehrt Schlingen ausgelegt wurden – ein alarmierender Hinweis darauf, wie sehr sich die Pandemie auf die Lebensgrundlagen der Menschen auswirkt.
Touristen fungieren schon allein durch ihre Anwesenheit in Schutzgebieten als wirkungsvolles Überwachungssystem, das zur Reduzierung von Wilderei und illegalen Aktivitäten beiträgt. Es bestand daher die Gefahr, dass Kriminelle die verzweifelte Lage und die menschenleeren Parks als Gelegenheit für illegale Aktivitäten nutzen und so die dort lebenden Wildtiere in Gefahr bringen.
Die Arbeit von Rangern gilt in allen Lebensräumen, in denen der IFAW aktiv ist, als „unverzichtbare Dienstleistung“. Deshalb blieben sie auch während des Lockdowns an ihren Stützpunkten, statt nach Hause zur Familie zurückzukehren. Viele harrten monatelang an ihrem Einsatzort aus, um Wildtiere und Lebensräume zu schützen.
In einigen Ländern führte der Einbruch bei den Einnahmen im Bereich Tourismus dazu, dass die Naturschutzbehörden den Rangern ihr Gehalt nur teilweise oder gar nicht ausbezahlten. In anderen Ländern stand kein Geld für den Treibstoff der Patrouillenfahrzeuge mehr zur Verfügung. Wir hörten davon, dass Ranger keine Gesichtsmasken, Handdesinfektionsmittel oder andere Schutzausrüstung erhielten – einfach, weil kein Geld da war.
Das IFAW-Programm zum Schutz von Lebensräumen setzte sich gemeinsam mit den für Wildtierschutz zuständigen Regierungsbehörden und Abteilungen dafür ein, dass Rangern und Strafverfolgungsmitarbeitern alles Erforderliche zur Verfügung stand, um auch während der Krise weiter motiviert und effektiv arbeiten zu können. Die aufgrund von COVID-19 in der ganzen Welt verhängten Lockdowns stellten für die Ranger, die für den Schutz von Wildtieren zu sorgen haben, eine der größten Herausforderungen aller Zeiten dar. Sie brachten in dieser Zeit gewaltige persönliche Opfer, was uns höchsten Respekt und Dank abverlangt.
Kenia und Tansania
Eins der wichtigsten Anliegen des IFAW ist es, auf Gemeindeland im Lebensraum Amboseli-Tsavo-Kilimandscharo (ATK), der sich über die Grenze zwischen Kenia und Tansania hinweg erstreckt, Wildtieren Sicherheit zu verschaffen. Im März 2020 wurden in Kenia im Zuge eines Lockdowns wegen COVID-19 alle nicht unbedingt erforderlichen Wege, Fahrten und Dienstleistungen verboten. Aufgrund ihrer Rolle als Beschützer von Wildtieren und ihren Lebensräumen sowie als Ersthelfer bei Konflikten zwischen Menschen und Wildtieren wurde die Arbeit der Community Wildlife Rangers der Olgulului-Gemeinschaft (OCWR) von den Anführern der Olgulului Olalarashi Group Ranch (OOGR) für unbedingt erforderlich erklärt.
Um auch in dieser Zeit für die Sicherheit der Wildtiere zu sorgen und um eine Ansteckung mit COVID-19 zu vermeiden, mussten die OCWR über vier Monate ausschließlich in den sechs Ranger-Außenposten bleiben, ohne nach Hause zurückkehren zu können. Dank großzügiger Hilfe durch die Europäische Kommission und die TUI Care Foundation konnte der IFAW die OCWR weiter verlässlich unterstützen, indem er ihnen die Gehälter zahlte und sie mit Verpflegung, Ausrüstung und persönlicher Schutzausrüstung versorgte.
Malawi und Sambia
In Malawi und Sambia wurden im Rahmen des Projekts Combating Wildlife Crime (CWC) zum Schutz des grenzüberschreitenden Lebensraums Malawi/Sambia 120 Ranger unterstützt. Das Schneiderteam im Kasungu-Nationalpark fertigte 1.540 Masken mit Tarnmuster an, die an alle Ranger der Behörde für Nationalparks und Wildtiere (DNPW) in Malawi verteilt wurden. Außerdem verteilten wir 400 Pakete mit persönlicher Schutzausrüstung zum Schutz vor Corona und stellten medizinischem Personal in Gemeinden Fahrräder zur Verfügung, damit sie ihre Arbeit ungefährdet fortsetzen konnten. Trotz des Lockdowns patrouillierten die Ranger weiterhin in dem 7.000 Quadratkilometer großen grenzüberschreitenden Lebensraum, und so wurde kein Anstieg der Wilderei gemeldet. Weil sich die Elefantenpopulation im Kasungu-Nationalpark von 55 Tieren im Jahr 2015 auf 115 im Jahr 2019 mehr als verdoppelt hat, muss der Begrenzungszaun im Westen dringend ausgebessert werden, damit Menschen und Tiere weiterhin in Sicherheit sind. Diese Arbeiten stellen den nächsten großen Meilenstein des Projekts dar.
Simbabwe
Die Victoriafälle in Simbabwe sind ein wichtiges Zentrum des Safari-Tourismus, das von den Schließungen aufgrund von Corona besonders schwer getroffen wurde. Da viele Menschen durch die Krise verarmt sind oder ihr Einkommen verloren haben, bestand die Gefahr, dass es in den umliegenden Schutzgebieten vermehrt zu Wilderei kommen würde. In der Auswilderungseinrichtung von Wild is Life-Zimbabwe Elephant Nursery (WIL-ZEN) im Waldschutzgebiet Panda Masuie, nicht weit von den Victoriafällen entfernt, wurde ein zusätzlicher Ranger-Stützpunkt eingerichtet. Während eines Zeitraums von 12 Wochen wurde von diesem Stützpunkt aus 504 zusätzliche Stunden lang patrouilliert, schwerpunktmäßig an der Ostgrenze, wo Menschen siedeln. Sämtliche Mitarbeiter erhielten persönliche Schutzausrüstung und Lebensmittel. Somit wurden rund 20 Menschen unterstützt, die als Fahrer, Köche und Handwerker arbeiten.
Im Hwange-Nationalpark, dem größten Nationalpark Simbabwes, unterstützte der IFAW die Ranger der Nationalparkbehörde Simbabwes (ZimParks) bei ihrer Arbeit im Abschnitt Makona, einem bekannten Wilderei-Hotspot. In dem 4.500 Quadratkilometer großen Teil des Nationalparks patrouillieren in der Regel nur 25 Ranger, also nur ein Ranger auf 180 Quadratkilometern. Dieser Wert liegt weit unter dem empfohlenen Richtwert von einem Ranger auf 20 Quadratkilometern. Die Coronakrise hatte katastrophale Auswirkungen auf die umliegenden Gemeinden und erhöhte das Risiko vermehrter Wilderei erheblich.
Der IFAW half ZimParks dabei, operative Unterstützung zu leisten, einschließlich Treibstoff für die Patrouillen und Verpflegung für die Ranger, die den Bereich Makona sichern. Die Unterstützung wurde mit der Zeit ausgeweitet, sodass ZimParks die zu Fuß und per Fahrzeug durchgeführten Patrouillen in den Bereichen Sinamatella, Main Camp und Robins und den umgebenden Gemeindegebieten ausweiten konnte. Während des Lockdowns konnte ZimParks dank Unterstützung durch den IFAW jeden Monat zusätzliche 3.230 Quadratkilometer per Fahrzeugpatrouille kontrollieren und so die Gefahr von Wildereiaktivitäten erheblich senken.
Naturschutz im Hwange-Nationalpark
Ende 2019 trafen IFAW und die Nationalparkbehörde Simbabwes (ZimParks) eine Vereinbarung. Wildtiere sollten in dem Land, das für seine großen Elefantenpopulationen bekannt ist, stärker geschützt werden.
In unserer gemeinsamen Arbeit mit ZimParks befassen wir uns mit Herausforderungen für den Naturschutz im Ökosystem Hwange-Matetsi, das den legendären Hwange-Nationalpark, den Zambezi-Nationalpark, den Victoria-Falls-Nationalpark und angrenzendes Gemeindeland umfasst. Rund 53.000 Elefanten und 600 Löwen leben in diesen Gebieten, die gemeinsam die größte Schutzzone der Welt bilden, die 519.912 Quadratkilometer große grenzüberschreitende Schutzgebiet Kavango-Zambezi (KAZA TFCA).
Mit der Kooperation verfolgen wir eine ganze Reihe Ziele im Bereich Naturschutz, zum Beispiel den Aufbau von Kapazitäten vor Ort bei der Strafverfolgung, um Wildtierpopulationen vor Wilderei zu schützen. Auch die Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung, um Konflikte zwischen Menschen und Wildtieren zu verhindern, zählt dazu.
Im Hwange-Nationalpark konzentrieren wir uns auf Makona, wo aufgrund der 150 Kilometer langen, durchlässigen Grenze zum benachbarten Gemeindeland von Tsholotsho bekanntermaßen besonders viel gewildert wird. Wildtiere zu beschützen ist aufwendig und funktioniert nur mit hoch motivierten, gut ausgerüsteten Rangern. Der IFAW hat es sich zum Ziel gesetzt, die Elefanten-Wilderei in diesem Lebensraum bis 2023 um 50% zu senken.
Eine unserer ersten Maßnahmen bestand darin, ZimParks beim Ausbau eines Teils der wichtigen Verbindungsstraße zwischen Main Camp und Makona zu helfen. Der 40 Kilometer lange Abschnitt war wegen tiefen Kalahari-Sands nur schwer passierbar. Die Instandsetzung von Straßeninfrastruktur ist ein ganz entscheidender Faktor im Hinblick auf die Arbeit der Ranger und ihre Fähigkeit, schnell auf Aktivitäten von Wilderern zu reagieren. Durch die verbesserten Straßen können auch Touristen die Gegend besser erleben. Dank dieser Straße können Besucher nun neue Bereiche des Nationalparks kennenlernen, die zuvor nur schwer zugänglich waren.
Der IFAW stellte ZimParks auch einen neuen Traktor mit Anhänger und zwei neue Geländefahrzeuge mit Allradantrieb für die Einsätze gegen Wilderei in Hwange zur Verfügung. Um die Fahrzeugflotte der Mitarbeiter aufzustocken, wurden zwei weitere Fahrzeuge modernisiert. Die Ranger erzielten beim Kampf gegen Wilderei mehrere bedeutende Erfolge: Sie beschlagnahmten 64 Kilogramm Elfenbein und nahmen zwei Wilderer fest (einer davon, ein bekannter Fußballer aus der Gegend, kam wegen illegalen Besitzes von acht Stücken nicht gekennzeichneten Rohelfenbeins für neun Jahre ins Gefängnis).
Trotz der Schwierigkeiten im ersten Jahr gestaltet sich die Kooperation mit ZimParks äußerst erfolgreich. Deshalb sind wir zuversichtlich, dass wir dauerhafte Erfolge erzielen und viel Positives für die Tiere und Menschen in diesem Lebensraum bewirken werden.
Bleiben Sie auf dem Laufenden und erfahren Sie, wann wir Ihre Hilfe brauchen.
Ja, ich möchte News, Updates zu laufenden Aktivitäten sowie zu zukünftigen Spendenmöglichkeiten erhalten. Ich weiß, dass ich mich jederzeit wieder abmelden kann.