Wildtierrettung
Wildtierrettung
Nach dem Ausbruch von COVID-19 leitete der IFAW in seinem Wildtierrettungs-Programm Anpassungsmaßnahmen ein, um Mitarbeiter zu schützen und auch weiterhin Wildtiere retten, rehabilitieren und wieder in die freie Wildbahn entlassen zu können. Als Lockdowns veranlasst und Grenzen geschlossen wurden, haben wir gemeinsam mit unseren Partnern vor Ort sichergestellt, dass die Tiere in ihren Einrichtungen versorgt wurden und den Mitarbeitern wichtige Schutzausrüstung zur Verfügung stand, damit die Arbeit weitergehen konnte.
Von März 2020 an erreichten alle drei Tierrettungsprogramme des IFAW von Organisationen und Projekten auf der ganzen Welt verstärkt Bitten um Unterstützung. Als Teil unserer COVID-19-Strategie bearbeiteten unsere Teams vorrangig Förderanträge für Hygienemaßnahmen sowie operative Unterstützung. Mit den Geldern wurden persönliche Schutzausrüstung und Desinfizierungsstationen angeschafft, außerdem wurden mit ihnen Maßnahmen zur Hygiene, die Versorgung von Tieren sowie die Bezahlung von Kosten für veterinärmedizinisches Personal unterstützt.
Dank der Kompetenz und der schnellen Reaktion des IFAW sorgten wir umgehend für die Sicherheit unserer Mitarbeiter und Rettungseinsatzkräfte. Insgesamt konnten wir uns um Menschen und Tiere in 15 Ländern an 27 Projektstandorten unserer Partner kümmern.
Versorgung kranker und verletzter Greifvögel
Die Greifvogelstation Beijing Raptor Rescue Center (BRRC) des IFAW in Peking ist die einzige Rehabilitierungseinrichtung Chinas für kranke und verletzte Greifvögel wie etwa Habichte, Adler, Falken und Eulen. Das BRRC hat von seiner Gründung 2001 bis zum Juni 2020 insgesamt 5.343 Greifvögel aufgenommen. 133 Greifvögel von 22 unterschiedliche Vogelarten wurden im Geschäftsjahr 2020 dort eingeliefert. Im selben Zeitraum konnten wir insgesamt 131 Greifvögel wieder in die freie Wildbahn entlassen. Darunter waren sowohl Tiere, die im Geschäftsjahr 2020 in unsere Obhut gekommen sind, als auch einige, die wir in früheren Jahren aufgenommen hatten.
Das BRRC setzt seine Arbeit im Bereich Forschung und Entwicklung mit Einrichtungen wie etwa der Beijing Normal University, der Capital Normal University, dem Institute of Zoology at the Chinese Academy of Sciences sowie der China Agricultural University fort. Es befasst sich dabei unter anderem mit aktivem Monitoring im Hinblick auf Erkrankungen und Blutparasiten bei Greifvögeln sowie der Bestimmung des Geschlechts mittels DNA.
Durch die Überwachung der freigelassenen Vögel per Satellitensender erhalten wir wertvolle, aufschlussreiche Daten zum Leben? und Bewegungsmustern der Tiere in freier Wildbahn. Ein Hochlandbussard, dessen Bewegungen wir per Satellitensender über zwei Jahre lang nachverfolgt haben, flog in die Mongolei. Dank seiner GPS-Daten wissen wir, dass er sich seitdem durchgehend in diesem Gebiet aufhält.
Das BRRC wendet bei Rettung, Rehabilitation und Auswilderung von Greifvögeln Methoden an, die dem neuesten Stand der Wissenschaft entsprechen, und legt bei der Versorgung von Wildtieren höchste Tierschutz-Maßstäbe an. Die Greifvogelstation rettet nicht nur einzelne Tiere, sondern klärt auch die Menschen über bestehenden Gefahren für Wildtiere auf und setzt sich für Strategien und Maßnahmen ein, die dem Schutz und dem Wohlergehen von Tieren dienen.
Trotz der Corona-Pandemie konnte das Team des BRRC die Greifvögel in seiner Obhut bestens versorgen und seine Arbeit mittels eines Hygienekonzepts für Mitarbeitende (zuständig für Rettung und Rehabilitierung) fortsetzen.
Wir bewegen etwas – mit jedem einzelnen geretteten Elefanten
Auf der Suche nach der Herde eines Elefantenwaisen
In Burkina Faso arbeiten wir mit örtlichen Behörden und Führungspersonen von Gemeinden zusammen, damit die Elefantenwaise Nania wieder zurück zu ihrer Ursprungsherde findet. Nania wurde vor drei Jahren gerettet und wird seitdem unter Leitung des IFAW rehabilitiert. Wir bemühen uns, ihre Familie zu finden. Hierfür lassen wir von einem spezialisierten Labor in den USA eine Analyse der DNA aus dem Dung wilder Elefanten durchführen, den unser Team in Boromo einsammelt. Wir hoffen, auf diese Weise eine verwandtschaftliche Verbindung zu Nania zu finden. In Burkina Faso leben nur noch 6.800 Elefanten. Deshalb wird Nanias Rückkehr in die freie Wildbahn dazu beitragen, dass es in der Region wieder eine gesunde Elefantenpopulation gibt.
Rettung von sechs verwaisten Elefanten in Simbabwe
Dieses Jahr haben wir in Simbabwe eine ganze Reihe außergewöhnlicher Rettungen erlebt, bei unserer bestehenden Kooperation mit dem Elefantenwaisenhaus Simbabwe (Zimbabwe Elephant Nursery, ZEN) von Wild Is Life, das von der Gründerin Roxy Danckwerts geleitet wird. Wir haben sechs verwaiste Elefantenkälber gerettet. Dadurch hat sich die Anzahl der Kälber im Waisenhaus verdoppelt, wo derzeit insgesamt 13 Elefanten rehabilitiert werden. Das ZEN-Team versorgte alle neu geretteten Tiere rund um die Uhr und erweiterte den Stallbereich um vier Einzelställe. Außerdem mischte es für jedes Kalb auf dessen Bedürfnisse abgestimmte Spezialmilch und stellte individuelle Fütterungspläne auf.
Einer dieser jungen Elefanten ist Amira. Im Oktober 2019 wurde Amira alleine im Mana Pools National Park in Simbabwe aufgefunden, wo sie erschöpft zusammengebrochen war. Auf sich allein gestellt, ohne Mutter oder Herde, hätte das sieben Monate alte verwaiste Kalb vermutlich nicht überlebt. Mithilfe der Zim Parks-Ranger und eines örtlichen Safari-Veranstalters konnte das Team Amira auf dem Luftweg ins ZEN bringen. Dort wird sie nun rund um die Uhr von ihren Pflegern versorgt und erlernt die Fähigkeiten, die sie zum Überleben in freier Wildbahn benötigen wird.
In der Auswilderungseinrichtung in Panda Masuie beobachteten die Mitarbeiter mehrfach Interaktionen zwischen der Herde aus geretteten Elefanten und wildlebenden Elefantenherden – ein ganz entscheidender Schritt bei der Auswilderung dieser Tiere, die von ihren wilden Artgenossen wertvolle Lektionen im Hinblick auf Überleben und Sozialverhalten bekommen.
Als sich die Corona-Pandemie auf der Welt ausbreitete, hatte das auch Auswirkungen auf unsere Arbeit in Panda Masuie. Zentrale Mitarbeiter blieben vor Ort, um für die Elefanten zu sorgen und das Gebiet vor Wilderern zu schützen. Unsere Teams stellten zwar fest, dass es in der Nähe unseres neuen Ranger-Stützpunkts vermehrt zu Wilderei-Vorfällen kam, doch sowohl die wildlebenden als auch die geretteten Elefanten konnten beschützt werden, und es wurden gemeinsame Patrouillen angesetzt, um für Sicherheit zu sorgen.
Elefantenkalb in Indien mit seiner Herde wiedervereint
Die mobilen Tierarztpraxen von IFAW und seiner Partnerorganisation Wildlife Trust of India (WTI) retteten und behandelten im Geschäftsjahr 2020 sechs wilde Elefantenkälber. Eins der geretteten Tiere, ein zwei Monate altes Kalb, konnte danach mit seiner Herde wiedervereint werden. Das junge Männchen war von ortsansässigen Menschen gerettet worden, nachdem es in den Entwässerungsgraben einer Teeplantage gefallen war. Unser mobiles Tierarztteam konnte Notfallversorgung leisten und die Herde des Kleinen im nahegelegenen Wald ausfindig machen. Die Mitglieder des Teams ließen ihn in der Nähe der Herde frei und blieben vor Ort, bis der kleine Elefant wieder mit seiner Herde vereint war.
Seit Beginn unserer Partnerschaft mit dem Wildlife Trust of India im Jahr 2001 konnten bei Rettungseinsätzen für Elefanten im indischen Bundesstaat Assam über 75% der verwaisten Elefantenkälber gerettet und zur Rehabilitation in unser Wildtierrettungszentrum (Center for Wildlife Rehabilitation and Conservation, CWRC) gebracht werden. Ohne diese wichtige Arbeit wären vermutlich viele der Kälber verendet oder eingefangen worden und hätten ihr Leben in Gefangenschaft verbracht.
Derzeit rehabilitieren die Pfleger sechs Elefanten im CWRC, vier Weibchen und zwei Männchen. Sie wachsen heran, erlernen in einem geschützten Waldgebiet Überlebensfähigkeiten und gehen als Herde eine Bindung zueinander ein. So nähern sich die heranwachsenden Kälber langsam dem langfristigen Ziel der Rehabilitation: der Rückkehr zu einem Leben in die freie Wildbahn.
Elephant Orphanage Project: Zum ersten Mal bringt ein geretteter Elefant in freier Wildbahn ein Kalb zur Welt
In Sambia konnten der IFAW und sein Partner Game Rangers International (GRI) in ihrem Hilfsprojekt für verwaiste Elefanten (Elephant Orphanage Project, EOP) ein historisches Ereignis erleben: Chamilandu, die 13 Jahre alte Matriarchin der ausgewilderten Herde, brachte nach der Paarung mit einem wild lebenden Elefantenbullen ein gesundes männliches Kalb zur Welt.
2007 hatten Wilderer im South Luangawa Nationalpark auf Chamilandu und ihre Mutter geschossen. Chamilandus Mutter wurde dabei leider getötet, doch das verwaiste Kalb konnte gerettet und im EOP versorgt werden. Dort wuchs Chamilandu zu einem übermütigen, verspielten Elefanten heran und übernahm in der Auswilderungsherde vom Camp Phoenix im Kafue Nationalpark die Rolle der Matriarchin. Schließlich begann sie, sich allein aus dem Camp zu wagen und mit wilden Herden zu interagieren.
2017 wurde Chamilandu mit einem wilden Elefantenbullen beobachtet. Nach 24 Monaten Tragezeit brachte sie in der Auswilderungseinrichtung des EOP ein Kalb zur Welt. Die Rettung, Rehabilitation und Auswilderung einzelner Tiere spielt für den Erhalt einer Art eine wichtige Rolle. Und die Geburt von Chamilandus Kalb beweist: Wir machen im Hinblick auf unser Ziel, dass wieder ausgewilderte Tiere in der freien Wildbahn ein gutes Leben führen, wichtige Fortschritte.
Außerdem rettete das IFAW-GRI-Team im Geschäftsjahr 2020 vier Elefantenkälber und siedelte zwei Elefanten, Kasewe und Mkaliva, erfolgreich von der Lilayi Nursery in die Auswilderungseinrichtung im Kafue-Nationalpark um, wo sie ihrem Leben in freier Wildbahn nun einen Schritt nähergekommen sind.
Gorillas vor COVID-19 schützen
In der Demokratischen Republik Kongo ist das Gorilla Rehabilitation and Conservation Education Center (GRACE) beim Schutz gefährdeter Gorillapopulationen in der Region ganz vorn mit dabei. Als man herausfand, dass Menschenaffen sich mit COVID-19 anstecken können, stellte der IFAW in Zusammenarbeit mit GRACE sicher, dass die Mitarbeiter des Zentrums Gesichtsmasken, Reinigungs- und Desinfektionsmittel, Stiefel, Handtücher und Handschuhe zur Verfügung hatten. Außerdem unterstützte der IFAW die Anschaffung einer Handwaschstation. Tägliches Fiebermessen bei Mitarbeitern und ihren Schützlingen, den Gorillas, sollte Menschen und Tiere vor einer Ansteckung schützen.
Versorgung beschlagnahmter Tiere aus dem illegalen Wildtierhandel
Der illegale Handel mit lebenden, exotischen Tieren ist ein weltweites Problem und eine Gefahr für den Erfolg von Tier- und Naturschutzmaßnahmen. Wir setzen uns dafür ein, dass die von den Behörden beschlagnahmten Tiere gut versorgt werden. Staatliche Stellen, die Tiere beschlagnahmen können, wie etwa Polizei, Zoll, Wildtier- oder Veterinärbehörden sollten die Möglichkeit haben, beschlagnahmte Tiere Art- und Tierschutzgerecht unter zu bringen, wenn nötig auch dauerhaft. Auch die Beschlagnahmung an sich sollte Tierschutzgerecht durchgeführt werden.
Auch im Geschäftsjahr 2020 haben wir Regierungen fachlich beraten und Empfehlungen ausgesprochen. Zuständige Behördenmitarbeiter sollen dadurch Schutzgebiete und Landesgrenzen besser schützen, verdächtige Personen bzw. Güter untersuchen und beschlagnahmte Tiere versorgen können. Jedes einzelne Tier zählt, egal ob es in freier Wildbahn lebt oder während eines Einsatzes gegen den illegalen Wildtierhandel beschlagnahmt wurde.
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