Wildtierkriminalität
Wildtierkriminalität
Die weltweite Coronakrise ist eine zusätzliche Bedrohung für die Wildtiere. So trägt beispielsweise die bloße Anwesenheit von Menschen dazu bei, Wilderer fernzuhalten. Als aber die Touristen aufgrund von Lockdowns und Reisebeschränkungen ausblieben, nahm die Gefahr für Tiere in vielen Parks und Schutzgebieten zu. Gleichzeitig wurden vielen Rangern die Löhne gekürzt oder gestrichen, weil es ohne die Touristen auch keine Einnahmen gab.
In unseren Projektgebieten halfen wir aus und sorgten dafür, dass die Rangers bezahlt wurden, Unterstützung erhielten und ihre Arbeit fortsetzen konnten. Und das war lediglich ein Aspekt unserer Anstrengungen gegen Wildtierkriminalität im Geschäftsjahr 2020.
Beim IFAW-Programm zur Wildtierkriminalität verfolgen wir einen vielseitigen Ansatz. Wir sind überzeugt, dass politische Veränderungen auf internationaler und nationaler Ebene für den Kampf gegen Wildtierkriminalität von entscheidender Bedeutung sind. Wir fördern den Kapazitätsaufbau in der Strafverfolgung, und nach wie vor leisten wir beim Vorgehen gegen den illegalen Onlinehandel mit Wildtieren Pionierarbeit. Im Rahmen unseres Programms zur Wildtierkriminalität arbeiten wir daran, die öffentliche Nachfrage nach Wildtieren und Wildtierprodukten mittels Aufklärungsarbeit zu senken.
Kapazitätsaufbau in der Strafverfolgung
Durch die Corona-Pandemie sind Aspekte des legalen und des illegalen Wildtierhandels mit selten erlebter Macht ins Zentrum des weltweiten Interesses gerückt. Doch abseits aller Schlagzeilen, Statements und Versprechungen geht die tägliche Arbeit der Mitarbeiter der Strafverfolgungsbehörden im Bereich Wildtierkriminalität weiter, eine Tätigkeit, die häufig äußerst gefährlich ist. Auch in diesem turbulenten Jahr stand der IFAW seinen Partnern hier verlässlich zur Seite.
Trotz aller Schwierigkeiten und Beschränkungen durch die Pandemie konnten wir in unseren Projekten insgesamt 479 Mitarbeiter von Strafverfolgungsbehörden in acht Ländern auf vier Kontinenten schulen. Dank unserer operativen Unterstützung konnten unsere Partner über 350 Kilogramm Elfenbein sowie Hunderte Kilogramm Buschfleisch und andere Schmuggelware beschlagnahmen, auch illegale Schusswaffen.
Im Geschäftsjahr 2020 haben wir außerdem zwei neue Initiativen gestartet: Operation Jaguar in Bolivien, Suriname und Guyana und das Projekt Legal Intelligence for Cheetah Illicit Trade (LICIT) am Horn von Afrika.
Jaguare schützen
Im Rahmen der Operation Jaguar (finanziert mithilfe der niederländischen Postleitzahlen-Lotterie und unter Leitung der IUCN Niederlande) wurden Mitarbeiter verschiedener staatlicher Behörden geschult, die sich mit Wildtierkriminalität befassen, außerdem Staatsanwälte und Richter. Sie sind wichtige Akteure im Rechtssystem, die von Naturschutzorganisationen häufig übersehen werden. Bevor einige Aktivitäten wegen der Reisebeschränkungen aufgrund von COVID-19 pausieren mussten, konnten wir mit 26 Mitarbeitern sieben verschiedener Behörden unter Leitung des guyanischen Ausschusses für Wildtierschutz und -management zusammenarbeiten. Wir haben einige unserer Schulungsmethoden und -inhalte so angepasst, dass sie sich auch für Fernschulungen eignen. Solange die Reisebeschränkungen bestehen, werden wir verstärkt auf diese Methoden setzen.
Gegen den illegalen Handel mit Geparden
Das LICIT Project (gefördert vom Illegal Wildlife Trade Challenge Fund der britischen Regierung und unter Leitung der Cheetah Conservation Foundation) befasst sich mit der notwendigen Verschärfung von Gesetzesvorschriften und einer konsequenteren Umsetzung sowie der verstärkten grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Kampf gegen den illegalen Handel mit Geparden. Der IFAW beteiligt sich daran, ein Netzwerk von Organisationen und Einzelpersonen aufzubauen. Ziel ist es, zu verhindern, dass Gepardenjunge aus ihrem Bau genommen werden und im Handel mit exotischen Haustieren enden. Tragischerweise handelt es sich bei den Tätern häufig um Rinderhirten aus Äthiopien, Somalia und Somaliland, die ihre Nutztiere vor den Raubtieren schützen wollen.
Unser fachkundiges Schulungspersonal arbeitete mit Mitarbeitern von Strafverfolgungsbehörden aus der ganzen Region zusammen und unterstützte sie im Kampf gegen den illegalen Handel, der solche verheerenden Folgen hat. Laut Schätzungen werden jedes Jahr 300 Gepardenjunge aus der Region geschmuggelt. Geht die Entwicklung in diesem Tempo weiter, werden schon bald einige Populationen lokal ausgestorben sein.
Aufdecken und Zerschlagen illegaler Netzwerke des Wildtierhandels
IFAW-Teams im Süden und Osten Afrikas machten weiter Fortschritte im Kampf gegen Netzwerke, die illegal mit Wildtierprodukten handeln. So wurden in Sambia über 114 Kilogramm Elfenbein beschlagnahmt, außerdem Pangolinschuppen und Leopardenfelle. Es wurden mehrere Personen festgenommen, darunter auch Menschen aus anderen Ländern in der Region – ein Beleg dafür, dass die illegalen Handelsketten lang und multinational sind. Mitarbeiter der kenianischen Naturschutzbehörde (KWS) und vom IFAW unterstützte Community-Ranger beschlagnahmten über 110 Kilogramm Elfenbein und Buschfleisch, das von gewilderten Elefanten und gefährdeten Giraffenpopulationen stammte.
Der Kampf um das Überleben der Berberaffen
Wir wollten nicht tatenlos zusehen, wie die Berberaffen, eine im Atlasgebirge Algeriens und Marokkos heimische Art, an den Rand der Ausrottung gebracht wurden: Laut Schätzungen gibt es weltweit nur noch etwa 10.000 dieser Tiere. In Zusammenarbeit mit Animal Advocacy and Protection (AAP) und dem marokkanischen Ministerium für Wasser- und Forstwirtschaft half der IFAW dabei, das Projekt Born to Be Wild ins Leben zu rufen. Ziel ist es, Wildern von und Handel mit Berberaffen zu beenden, Kapazitäten der Strafverfolgung auszubauen sowie in der lokalen Bevölkerung und bei Touristen ein Bewusstsein für das Problem zu schaffen. Born to Be Wild wurde von der niederländischen Postleitzahlen-Lotterie gefördert.
Über drei Jahre lief das Projekt Born to Be Wild im Ifrane-Nationalpark in Marokko: 10 Scouts aus der Region patrouillierten Tag und Nacht durch ein 12.500 Quadratkilometer großes Gebiet. Das Ziel war, dass Berberaffen und Menschen konfliktfrei zusammenleben. Deshalb stellten wir einheimische Scouts ein, die den Dialog mit Besuchern des Nationalparks suchten und in über 30 Schulen in der Umgebung über die Affen und ihre Bedrohung aufklärten. Wir erkannten, dass es für die ortsansässigen Bauern ein Problem ist, wenn Berberaffen ihre angebauten Pflanzen fressen. Deshalb beteiligten wir uns an der Gründung der Cherry Tree Association, einer Gruppe von 50 Bauern, die die Schwierigkeiten erörtern und gemeinsam Lösungen erarbeiten.
Dank all dieser Bemühungen ist die Berberaffen-Population in den drei Jahren seit 2017 um 31 % gewachsen.
Auch Herausforderungen außerhalb der Grenzen des Ifrane-Nationalparks sind wir angegangen. Wir haben Untersuchungen zu örtlichen Handelsmärkten durchgeführt und Schmuggelrouten von Nordafrika nach Europa ausfindig gemacht, auf denen illegal Wildtiere wie Berberaffen, Landschildkröten und Stieglitze gehandelt werden. Und wir haben Mitarbeiter von Behörden darin ausgebildet, häufig geschmuggelte Arten zu erkennen, und unterstützten sie beim Durchführen von Beschlagnahmungen. Seit dem Start von Born to Be Wild wurden über 400 Tiere konfisziert und wieder in die freie Wildbahn entlassen, darunter auch 12 Berberaffen.
Bekämpfung der Wildtierkriminalität im Lebensraum Malawi/Sambia
„Bekämpfung der Wildtierkriminalität im grenzüberschreitenden Lebensraum Malawi/Sambia” ist ein Fünf-Jahres-Projekt, das vom IFAW verwaltet und von der US-amerikanischen Behörde für Entwicklungszusammenarbeit USAID unterstützt wird. Das Projekt wird in einem 7.000 Quadratkilometer großen grenzüberschreitenden Lebensraum durchgeführt, der Nationalparks, Wildtierreservate, Waldschutzgebiete, Gemeindeland sowie sogenannte Game Management Areas (GMA) umfasst, die besiedelt werden dürfen und in denen Trophäenjagden stattfinden.
Der IFAW spielt bei der Bekämpfung von Wildtierkriminalität eine aktive Rolle: Wir arbeiten mit Partnern wie dem Lilongwe Wildlife Trust in Malawi, Wildlife Crime Prevention in Sambia und den Behörden für Nationalparks und Wildtiere sowohl in Sambia als auch in Malawi zusammen.
Trotz der Widrigkeiten aufgrund von COVID-19 konnte das Projekt im Geschäftsjahr 2020 eindrucksvolle Erfolge verzeichnen. So wurden zum Beispiel fast 600 Wilderer und Wildtierhändler festgenommen und insgesamt 949 Kilogramm illegales Elfenbein beschlagnahmt.
Eine bessere Zukunft erschaffen
Wir waren an der Schulung von 50 Lehrkräften beteiligt, die im Bereich Umweltbildung tätig werden sollten. Obwohl das Schuljahr durch die Pandemie unterbrochen wurde, konnten sie mindestens 10.000 Schülerinnen und Schüler in Umweltthemen unterrichten.
Außerdem haben wir den Ausbau von Infrastruktur unterstützt, so auch die Installation von drei VHF-Antennenmasten für den Funkverkehr, einen in Sambia und zwei im Kasungu-Nationalpark in Malawi, gefördert von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). VHF-Antennen sind zentrale Voraussetzung für die Kommunikation zwischen den Ranger in dem grenzüberschreitenden Gebiet.
Ein weiteres wichtiges Bauprojekt war die Errichtung einer Brücke zwischen zwei zentralen Gemeinden in der Nähe des Kasungu-Nationalparks. Dank der Brücke können die Einwohner der Gemeinden auch in der Regenzeit, wenn es zu plötzlichen Überschwemmungen kommen kann, gefahrlos weiter miteinander Handel treiben und die Kinder ungefährdet weiter zur Schule gehen.
Durch die Initiativen zur Schaffung alternativer Einkommensquellen erhielten die Menschen vor Ort von April bis Juni 2020 rund 40.000 US-Dollar. 206 Menschen waren direkt an dem Verdienst beteiligt, und jeder „Brotverdiener“ ernährt durchschnittlich sechs Menschen, sodass die Initiativen über 1.000 ortsansässigen Menschen zugutekommen.
Bekämpfung von Wildtierkriminalität in der grenzüberschreitenden Schutzzone im Großraum Kilimandscharo
Der IFAW spielt bei der Unterstützung der Strafverfolgung in der grenzüberschreitenden Schutzzone im Großraum Kilimandscharo (Trans Frontier Conservation Area, TFCA) weiter eine wichtige Rolle. Wir arbeiten mit Community Scouts und mit den für Wildtiermanagement zuständigen Behörden in Kenia und Tansania zusammen, damit sie in dem riesigen Gebiet für mehr Sicherheit sorgen können.
Die 76 Ranger der Olgulului Community Group Ranch (OCGR) werden vom IFAW logistisch und technisch unterstützt, so auch Mitgliederinnen des Team Lioness vom IFAW, eine der ersten rein weiblichen Rangerinnen-Gruppen der Region. In diesem Finanzjahr haben wir das Management des Lebensraums und der Ressourcennutzung anhand von zusammengetragenen Daten, ihrer Analyse, Auswertung und Aufbereitung und Darstellung verbessert. Insbesondere Daten etwa von Wildereifällen, Wildtierhandel und Konflikten zwischen Menschen und Tieren sind dafür wichtig.
Während des gesamten Geschäftsjahrs 2020 ermöglichte der IFAW Treffen von Mitarbeitern unserer Partner aus Kenia und Tansania. Ziel war es, den Informationsaustausch zu optimieren und gemeinsame Einsätze gegen kriminelle Banden zu fördern, die illegal mit Elfenbein und Buschfleisch handeln. Der IFAW unterstützte einen Einsatz der kenianischen Naturschutzbehörde (KWS). Dieser führte dazu, dass über 110 Kilogramm Elfenbein beschlagnahmt und drei kriminelle Netzwerke zerschlagen werden konnten, die mit Wildtierprodukten gehandelt hatten.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind in Ostafrika deutlich zu spüren. Da unverzichtbare Einnahmen aus dem Tourismus wegbrachen, blieben dringend benötigte Gelder für die Strafverfolgung aus. Mit der Ausbreitung der Pandemie gestaltete es sich schwierig, Schulungen und Unterstützung vor Ort durchzuführen. Deshalb verlagerte sich der IFAW auf die logistische Unterstützung des KWS und versorgte die Mitarbeiter der Behörde mit Treibstoff, Verpflegung und Ausrüstung, damit die Ranger weiterarbeiten konnten.
improving security in the Greater Virunga landscape
Mit finanzieller Unterstützung durch die Europäische Union startete der IFAW (in Kooperation mit IUCN-Niederlande) im Geschäftsjahr 2020 ins letzte Jahr seines Projekts zur Unterstützung von Strafverfolgung und lokaler Bevölkerung im Queen Elizabeth-Nationalpark in Uganda und im Virunga-Nationalpark in der Demokratischen Republik Kongo.
Unsere Experten schulten über 35 Mitarbeiter der Strafverfolgung und des Nachrichtendienstes zur Bekämpfung der Wilderei aus beiden Parks. Der Schwerpunkt lag auf der Bekämpfung des grenzüberschreitendenden Handels mit Wildtieren. Mitte 2020 stellten wir einen Außenposten für 12 Ranger im Queen Elizabeth-Nationalpark fertig und übergaben diesen an die Naturschutzbehörde Ugandas (UWA). Dank des strategisch günstig gelegenen Stützpunkts können die ugandischen Ranger nun die Westgrenze des Parks sichern und Wilderern und Wildtierhändlern das Handwerk legen, die in diesem wichtigen Teil des Lebensraums bisher freie Hand hatten.
Der IFAW unterstützte nicht nur eine Reihe gemeinsamer Patrouillen kongolesischer und ugandischer Ranger, sondern auch Mitglieder der lokalen Bevölkerung, die Wildtiermonitoring durchführen und der Parkverwaltung Informationen liefern. Sie fungieren als Bindeglied zwischen Bevölkerung und Behörde. Im Rahmen der Zusammenarbeit mit der UWA führte ihre Arbeit dazu, dass 36 Wilderer festgenommen und strafrechtlich verfolgt wurden. Außerdem wurden Ausrüstung zum Auslegen von Schlingen und Buschfleisch sichergestellt, sowie Fahrzeuge, die zum Schmuggeln über die Grenze genutzt wurden.
Wir organisierten Treffen, bei denen die lokale Bevölkerung den UWA-Rangern von ihren Bedenken und Schwierigkeiten in Bezug auf das Zusammenleben mit Wildtieren berichten konnten. Außerdem arbeiteten wir mit lokalen Informanten zusammen, die die Parkverwaltung im Kampf gegen Wildtierkriminalität unterstützen, zum Beispiel Wilderei und Wildtierhandel.
Reduzierung von Marktangebot und Verbrauchernachfrage in China
Aufgrund der rasanten Weiterentwicklung der Internettechnologie verlagert sich der illegale Handel mit Wildtieren schon seit mehreren Jahren immer mehr vom Offlinebereich auf Online-Plattformen. Doch da die Plattformbetreiber ihre Anstrengungen zur Regelung von Wildtier-Cyberkriminalität verstärken, sind die illegalen Verkäufer vorsichtiger geworden und erkunden ständig neue Möglichkeiten, unentdeckt zu bleiben. So setzen sie zum Beispiel statt auf Codewörter auf Bilder, kurze Videos und Livestreams, um die von ihnen angebotenen Wildtierprodukte zu präsentieren. Herkömmliche Überwachungsmethoden und Verfahren zum Aufspüren von Codewörtern reichen nicht mehr aus, um mit diesem Trend Schritt zu halten. Hier wird dringend ein Instrument benötigt, mit dem häufig gehandelte Wildtierprodukte aufgespürt werden können.
Mit Internet-Unternehmen Wildtiere schützen
In enger Zusammenarbeit mit bekannten Internet-Unternehmen in China setzt sich der IFAW dafür ein, dass Wildtierschutz in der Öffentlichkeit zum Thema wird. Im Januar 2020 waren der IFAW und weitere NGOs mit Alibaba am Start der Wildtierschutz-Initiative Ai Ling Plan („für Lebewesen sorgen“) beteiligt, die über 3 Millionen Besucher auf ihre Website lockte. Sogou, die zweitgrößte Suchmaschine Chinas, startete im Januar und im März gemeinsam mit dem IFAW Kampagnen, in deren Rahmen Informationen zum Thema Wildtierschutz auf der Sogou-Homepage gezeigt wurden. Dies führte innerhalb von sieben Tagen zu über 44 Millionen Seitenaufrufen.
Nutzung von künstlicher Intelligenz (KI) im Kampf gegen Wildtier-Cyberkriminalität
Im April 2020 setzten IFAW und Baidu erstmals ein KI-gestütztes Tool zur Erkennung von Bildern von Produkten ein, die aus stark gefährdeten Tieren hergestellt und illegal im Internet angeboten wurden. Kriminellen, die in den illegalen Handel verwickelt sind und in ihren Online-Anzeigen ständig andere Begriffe und Ausdrücke verwenden, um unentdeckt zu bleiben, werden wir mit diesem Tool künftig einen Schritt voraus sein.
Das KI-Tool AI Guardian for Endangered Species (KI-Beschützer bedrohter Arten) haben der IFAW und die Open-Source-Deep-Learning Plattform PaddlePaddle von Baidu gemeinsam entwickelt. Derzeit hat das Tool beim Erkennen von Bildern von Elfenbein, Fangzähnen, Fellen und Klauen von Tigern sowie Schuppen und Klauen von Pangolinen eine Trefferquote von 75%. Mithilfe von AI Guardian konnten bereits über 4.000 Bilder von illegalen Wildtierprodukten aus über 250.000 Nachrichten auf verschiedenen chinesischen Online-Plattformen erkannt werden. Mit diesem Tool werden sich Effizienz und Reichweite der Online-Recherchen des IFAW erheblich steigern lassen. Außerdem unterstützt es Strafverfolgungsbehörden und die für die Regulierung von Plattformen zuständigen Behörden in ihren Bemühungen.
Wildtierschutz durch Verhaltensänderung
Um die Nachfrage nach Körperteilen von Wildtieren und Produkten aus diesen zu senken, führt der IFAW Aufklärungskampagnen durch, die auf Verhaltensänderungen abzielen. Dabei wollen wir nicht nur das Verhalten einzelner Verbraucher ändern, sondern auch ein Umfeld schaffen, in dem sich in größerem Rahmen gesellschaftlicher Wandel vollziehen kann. Bei seiner Kampagne für ein Verbot des Elfenbeinhandels und zu den rechtlichen Konsequenzen des Konsums von Wildtieren setzte der IFAW Technologie aus dem Privatsektor ein und konnte so die angestrebten Zielgruppen treffsicher erreichen. Dank Unterstützung von Partnern aus dem Medienbereich, zum Beispiel JCDecaux Advertising (Shanghai), Dynamic Winning Partners Media Group, Beijing MTR, Beijing AirMedia United Advertising und weiteren, war der IFAW mit seiner Werbefilm-Kampagne in über 20 Ballungszentren Chinas präsent.
Außerdem motivieren wir Partner aus der Privatwirtschaft, wildtierfreundliche Konzepte in ihre Marketingstrategien zu integrieren, um zentrale Aussagen der IFAW-Kampagnen bekannter zu machen und ihnen mehr Gehör zu verschaffen. InNail ist eine der führenden Luxus-Lifestyle-Marken Chinas im Bereich Nagel- und Schönheitspflege. Gemeinsam mit dem IFAW stellte das Unternehmen vom Thema Wildtierschutz inspirierte Produkte vor. Diese sollen die Verbraucher durch entsprechende Slogans dazu bringen, keine Wildtierprodukte zu kaufen.
Im März 2020 startete der IFAW eine gemeinsame Kampagne mit Meituan, der größten chinesischen Plattform für Essenslieferdienste. Es wurde dazu aufgerufen, kein Fleisch von Wildtieren zu essen. 17.000 Anbieter auf Meituan reagierten auf die Aufforderung und sagten zu, Wildtierfleisch aus ihrem Angebot zu streichen. Binnen weniger Tage ab dem Start der Kampagne hatte Meituan 7.514 Anbieter von „Wildtierfleisch“ entfernt. Im Geschäftsjahr 2020 erhielt der IFAW Sachspenden in Höhe von über 24 Millionen Dollar aus Privatwirtschaft und Medienbranche Chinas.
Wildtier-Cyberkriminalität
Zur Beendigung der Wildtierkriminalität müssen nicht nur Wildtiere in ihrem natürlichen Lebensraum geschützt werden, man muss auch in den Markt für Wildtierprodukte eingreifen. Der größte Markt ist heute das Internet. Es hat keine Grenzen, hat ständig geöffnet und bietet Käufern und Verkäufern auf der ganzen Welt die Möglichkeit, sich einfach per Mausklick miteinander in Verbindung zu setzen. Durch die weltweite Pandemie hat sich ein noch größerer Teil des Handels ins Internet verlagert. Deshalb ist es wichtiger denn je, dass der IFAW seine unverzichtbare Arbeit mit Partnern aus Privatwirtschaft, internationalen politischen Foren und Verbrauchern fortsetzt, um die Wildtier-Cyberkriminalität zu beenden und einige der am stärksten gefährdeten Tierarten zu schützen.
Mit wichtigen Partnern viel bewirken
Die Koalition zur Beendigung des illegalen Wildtierhandels im Internet besteht aus den größten Technologie-, E-Commerce- und Social-Media-Unternehmen der Welt sowie dem World Wide Fund for Nature (WWF), dem Wildlife Trade Monitoring Network (TRAFFIC) und dem IFAW. Gemeinsam vertreten sie einen Ansatz zur Reduzierung des Online-Wildtierhandels, bei dem die gesamte Branche einbezogen wird. Der Schwerpunkt der globalen Koalition zur Beendigung des illegalen Wildtierhandels im Internet liegt darauf, die Strategien der verschiedenen Unternehmen abzustimmen, die Zusammenarbeit innerhalb der Branche zu fördern, Nutzer aufzuklären, Cyber-Spotter aus der Bevölkerung zu mobilisieren, Unternehmen intensiv zu schulen und maschinelles Lernen zu verbessern.
Im März 2020 veröffentlichten IFAW, WWF und TRAFFIC anlässlich des zweijährigen Bestehens der Koalition den Bericht Offline and In the Wild. Darin werden Erfolge der Koalition beschrieben, zum Beispiel das Löschen bzw. Entfernen von drei Millionen Anzeigen, in denen geschützte Wildtiere illegal angeboten werden, die Schulung von fast 470 Mitarbeitern sowie 4.500 Anzeigen, die Cyber-Spotter den Unternehmen meldeten.
Außerdem konnte der IFAW mit der französischen Plattform Leboncoin und der deutschen Plattform Deine Tierwelt zwei neue Partner für die Koalition gewinnen.
Im Geschäftsjahr 2020 startete der IFAW außerdem sein Cyber-Spotter-Programm: 29 Freiwillige wurden in Deutschland, Frankreich und China entsprechend geschult. Die Freiwilligen überwachten Onlinehandels-Plattformen und meldeten Anzeigen, bei denen der Verdacht bestand, dass darin lebende Tiere oder Tierkörperteile geschützter Arten angeboten wurden. Sie ermittelten auf 10 Plattformen über 3.000 Anzeigen für den Handel mit Wildtieren, die entfernt werden mussten.
Der IFAW arbeitet auch weiter mit Partnern an einem Zwei-Jahres-Projekt zum Vorgehen gegen Kriminelle, die in der EU mit Wildtieren über das Internet handeln. Die Arbeit wird durch den Fonds für innere Sicherheit der Generaldirektion Migration und Inneres der Europäischen Kommission finanziert und von einer Koalition durchgeführt, der IFAW, WWF, INTERPOL und der belgische Zoll angehören. TRAFFIC leistet materielle Unterstützung. Im Rahmen des Projekts mit dem Namen “Disrupting and dismantling wildlife cybercriminals and their networks in the European Union” („Cyberkriminelle und ihre Netzwerke in der EU durchkreuzen und zerschlagen“) werden Zollmitarbeiter, Polizei- und andere Vollzugsbeamte in der EU darin geschult, illegalen Wildtierhandel zu erkennen und zu verhindern. Außerdem werden Lieferfirmen und Online-Unternehmen in die Arbeit eingebunden.
Fortschritte durch Engagement in internationalen politischen Foren
Die wirkungsvolle Lobbyarbeit des IFAW hat dazu beigetragen, dass die Mitgliedsländer des Artenschutzübereinkommens CITES bei der 18. Vertragsstaatenkonferenz im August 2019 in Genf in der Schweiz wichtige Änderungen beschlossen. Es ging speziell um die Bekämpfung von Wildtierkriminalität im Zusammenhang mit dem Internet. Die Mitgliedsländer wurden aufgerufen, nationale Maßnahmen zu bewerten bzw. zu erarbeiten, damit Wildtierkriminalität in ausreichendem Umfang in Angriff genommen wird und ausreichend Ressourcen für entsprechende Ermittlungen zur Verfügung stehen.
Die Änderungen an CITES werden dazu beitragen, dass nationale Überwachungsprogramme geschaffen und Online-Plattformen eingebunden werden, um das Bewusstsein für das Thema zu schärfen. Bei der Konferenz machte sich die neue CITES-Generalsekretärin Yvonne Higuero für das Thema Wildtier-Cyberkriminalität stark und ging in zahlreichen ihrer Reden sowie in ihrem Schlusswort darauf ein.
Auch bei der Americans Regional Conference on Illegal Wildlife Trade, der ersten hochrangigen Konferenz zum illegalen Wildtierhandel auf dem amerikanischen Kontinent, stand das Thema Wildtierkriminalität ganz oben auf der Agenda. Im Oktober 2019 kamen Staaten aus Nord-, Mittel- und Südamerika und der Karibik für zwei Tage im peruanischen Lima zusammen, um Mittel und Wege zur Bekämpfung von Wildtierkriminalität zu finden. 21 Unterzeichnerstaaten verpflichteten sich, „mit wirksamen Strafen und Sanktionen gegen Wildtierkriminalität im Zusammenhang mit dem Internet vorzugehen“.
Der IFAW als weltweiter führender Wegbereiter im Kampf gegen Wildtier-Cyberkriminalität
Der IFAW kann seinen Ruf als führende Organisation bei der Bekämpfung von Wildtier-Cyberkriminalität weiter festigen. Im Geschäftsjahr 2020 haben wir wieder Unternehmen, Regierungen, Strafverfolgern, zwischenstaatlichen Behörden, Geldgebern und Verbrauchern mit wertvollem Fachwissen unterstützt. So stellte der IFAW seinen Erfahrungsschatz und sein umfangreiches Fachwissen zum Beispiel bei folgenden Veranstaltungen unter Beweis:
- 18. CITES-Vertragsstaatenkonferenz
- Americas Regional Conference on illegal Wildlife Trade in Peru (Oktober 2019)
- INTERPOL-Arbeitsgruppe zur Wildtierkriminalität in Singapur (November 2019)
- Workshop zum Thema Wildtierkriminalität im Rahmen der GPEC (Spezialmesse für Polizei- und Sicherheitsbehörden) in Frankfurt am Main (Februar 2019)
- Veranstaltung der Globalen Koalition zur Beendigung des illegalen Wildtierhandels im Internet in New York (März 2020)
- Online-Präsentation über die Bekämpfung von Wildtier-Cyberkriminalität für Mitarbeiter in zentralen Positionen bei ByteDance (Mutterunternehmen von Tiktok/Douyin) (Mai 2020).
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